Teil 33

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Ich beobachtete die vorbeiziehende Landschaft, während du schliefst und ich fühlte mich einfach nur unglaublich wohl.
"Die Fahrkarten, bitte", ich drehte mich nach hinten um und entdeckte den Schaffner, der gerade ein paar Leute kontrollierte und wurde sofort wieder unruhig. Wir mussten hier weg. Ich rüttelte leicht an deinem Arm und du zucktest zusammen, dann öffnetest du langsam verschlafen die Augen.
"Jack, da kommt ein Schaffner", flüsterte ich so leise wie möglich.
"Soll er doch kommen", du gähntest und machtest es dir wieder gemütlich.
"Verdammt, Jack", ich rüttelte dich nochmal kräftiger, "der kontrolliert uns!" Deine Antwort war nur ein fast unhörbares Grummeln. "Hörst du mir überhaupt zu?", sagte ich jetzt lauter.
"Einmal die Fahrkarten, bitte", der Schaffner stand direkt vor uns und ich sah auf Jack. Der Mann verstand das wohl so, dass du die Karten hattest und stupste dich an. Wieder öffnetest du verschlafen die Augen und sahst den Mann böse an, der dich geweckt hatte. "Die Fahrkarten, bitte", wiederholte dieser unbeeindruckt und ich wünschte, ich könnte im Sitz versinken. Einmal in Luft auflösen, bitte, danke.
"Einen Augenblick", murmeltest du und zogst dann wirklich zwei Tickets hervor. Ich machte den Mund auf und schloss ihn gleich darauf wieder.
Er scannte die Karten und nickte dann zufrieden: "Dankeschön, eine angenehme Weiterfahrt noch."
Jetzt drehtest du dich komplett zu mir und grinstest mich viel zu breit an: "Beeindruckt?"
"Ich dachte, jetzt wären wir dran", platzte es aus mir heraus.
Das brachte dich wieder zum lachen: "Du bist echt süß, Elli, weißt du das?"
"Und du siehst verschlafen aus", sagte ich und wandte den Blick wieder der Landschaft zu.
"Ich dachte, ihr Mädchen steht auf sowas wie verstruppelte Haare."

Und da hattest du mich wieder in deinen magischen Bann gezogen. Ich musste wieder lächeln, obwohl ich es nicht wollte, du warst so ein Idiot, Jack Kont.

"Tun die meisten Mädchen", gab ich als Antwort.
"Und so wie du mich angesehen hast, gehörst du dazu", du stachst mir leicht in die Seite, wofür du einen bösen Blick erntetest.
"Womöglich."
"Geht es dir jetzt eigentlich wieder besser?", fragtest du ernst.
"Wenn du das Kotzgefühl meinst, ja, Jack. Ich breche nicht auf dich, keine Sorge."
Du lachtest erneut: "Wie lange habe ich überhaupt geschlafen?"
"Woher soll ich das wissen, du bist doch derjenige, der mich in diesen Zug verfrachtet hat. Was ist überhaupt passiert und wie bist du an Tickets gekommen?"
"So wie jeder normale Mensch auch, ich habe dafür bezahlt, Schatz."
"Jack, wann antwortest du mir endlich normal?"
"Willst du damit andeuten, dass meine Antworten abnormal sind? Übernatürlich also? Vielleicht sind sie ja ubernatürlich hinreißend." Darüber schüttelte ich nur den Kopf. Du sprachst unbeirrt weiter: "Ich dachte, es würde uns beiden mal gut tun eine längere Fahrt zu machen, und nachdem wir sowieso weit weg mussten, hat das ziemlich gut gepasst."
"Du meinst, weil uns deine Eltern sonst gefunden hätten?"
"Ganz genau, kleine Blume."
"Jetzt fang doch nicht schon wieder damit an", ich rollte künstlich mit den Augen.
"Bekomme ich einen Guten-Morgen-Kuss?"
Ich grinste: "Bekomme ich eine Zigarette?"
Du seufztest und ließt dich zurück in den Sitz sinken: "Dir könnte man echt eine Trophäe verleihen."
"Für die schlimmste Freundin?", ich lachte.
"Nein, dafür, dass du jeden noch so schönen Moment zerstören kannst." Ich rümpfte die Nase und sah wieder nach draußen. "Ist die kleine Elli jetzt beleidigt?", ich spürte wieder einen leichten Stich an der Hüfte.
"Träum weiter!"
"Ach glaub mir, ich träume von ganz anderen Sachen."
"Gott, Jack!", ich schlug mit der Hand auf meine Stirn, konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen.
"Ich bin also ein Gott, ja? Habe ich das richtig verstanden?"
"Halt die Klappe", sagte ich und zog dich an mich.

Du erwidertest den Kuss und wir rutschten beide enger zusammen. Mir war egal, ob uns die anderen Leute dumm ansahen, in diesem Moment gab es nur mich und dich, gab es nur uns. Doch dann musste ich wieder husten und ich hasste mich dafür.

Ich drehte meinen Kopf und hustete in die andere Richtung.
"Trink etwas!", du reichtest mir die schon aufgeschraubte Flasche entgegen.
"Danke", krächzte ich mehr oder weniger und trank, um mich zu beruhigen.
"Nicht sprechen, trinken."
Ich musste lachen und verschluckte mich fast: "Das klingt falsch."
"Elli, verdammt, sprich nicht, wenn du einen Anfall hast." Mein Blick verhärtete sich sofort, als ich in deine ernste Miene sah und ich wollte schon eine Entschuldigung murmeln, aber das hätte dich nur noch mehr aufgeregt, also blieb ich stumm. Nachdem ich mich einigermaßen wieder beruhigt hatte, kratzte es extrem in meinem Hals und ich versuchte nicht darauf zu achten, aber funktionierte nicht. Dazu kam wieder dieses Stechen, was mir für kurze Zeit den Atem nahm. "Elli, was brauchst du?", du klangst besorgt.
"Nichts", flüsterte ich.
"Du stirbst mir aber jetzt doch nicht weg, oder? Das kannst du mir nicht antun, du kannst noch nicht gehen."

Irgendetwas schnürte mir die Kehle zu und ich rang nach Atem, doch es wurde kein Sauerstoff in meine Lunge gepumpt, es fühlte sich an, als würde ich ersticken.

Einsam fällt Sterben leichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt