Als ich aufwachte, war ich allein, auch im Bad konnte ich dich nicht finden, also schnappte ich mir eine Zigarette und stellte mich ans Fenster und ließ den Rauch nach draußen ziehen. Mir kam es vor, als wäre es eine Ewigkeit her, dass ich nicht mehr geraucht hatte, dabei konnte es höchstens ein Tag sein. Meine Lunge brannte und ich musste wieder husten, deswegen holte ich mir schnell mein Glas Wasser und schluckte Morphium, auch wenn es mich anwiderte. Dieses Zeug nahm mir die letzte Kraft und hielt mich trotzdem am Leben. Nach einer halben Stunde warst du immer noch nicht zurück und ich hörte auf wie eine Irre hin und her zu laufen, weil ich schlichtweg einfach zu müde war. Ich zog die Decke bis zum Kinn hoch, doch auch jetzt wurde es nicht richtig warm. Wo zur Hölle stecktest du schon wieder? Mein Blick schweifte immer wieder zwischen der Uhr und der Tür hin und her, langsam fragte ich mich wirklich, ob irgendetwas passiert sei, doch meine Lider wurden irgendwann so schwer, dass ich sie nicht mehr offen halten konnte.
Damals habe ich von uns geträumt, Jack. Wir waren auf einer Art Ball, du im Anzug mit richtig geschnürter Krawatte und ich in einem wunderschönen langen Kleid, das mit vereinzelten Diamanten besetzt war. Wir tanzten und tranken zusammen, mein Haar war lang, so wie damals, als ich noch kleiner war und deine Augenringe waren verschwunden. Selbst mein Körper war nicht mehr so dürr und ich roch nicht nach Qualm, so wie ich das beurteilen konnte. "Sie geben wirklich ein atemberaubendes Paar ab, Frau und Herr Kont!", rief ein Mann mit einer Kamera und du ergriffst meine Taille und lächeltest hinreißend, während ich dich angrinste. Und der Fotograf drückte ab. "Sehr schönes Bild!", brüllte er noch durch die Menge, bevor er verschwand. "Immer diese Paparazzis", du nahmst meine Hand, lachtest und flüstertest mir dann ins Ohr, "ich hätte da einen Ort, wo uns niemand stört, was hältst du davon?" Deine Augen funkelten verschmitzt und ich gab dir einen Schubs:"Vorwärts, Marsch!"
Ich wurde sanft geweckt, dabei wollte ich gar nicht aufwachen. Wer mich jetzt gerade störte, würde sich eine Menge anhören können, doch dann sah ich dich vor mir.
Wieder mit Augenringen und einer besorgten Miene: "Alles okay?"
Und dann fiel ich dir um den Hals: "Wo warst du?"
"Ich habe Frühstück besorgt", dein Finger deutete hinter dich, wo ein gefülltes Tablett stand.
Für einen Moment sah ich dich einfach nur regungslos an: "Ich dachte, du wärst-"
Meine Stimme brach und du risst die Augen auf: "Du dachtest, ich wäre gegangen?"
"Weiß ich nicht, aber ich hatte Angst."
Du nahmst meine knochige Hand in deine und sahst mir tief in die Augen: "Elli, ich werde dich niemals verlassen, hörst du? Ich bleibe so lange an deiner Seite, wie es nur geht."
Mir traten Tränen in die Augen und dann platzte es einfach aus mir heraus: "Ich habe vorhin wieder geraucht." Zuerst dachte ich, du würdest wütend werden, aber stattdessen lächeltest du nur.
"Ich habe es schon beim Reinkommen gerochen." Ich starrte an die Decke und begann wieder zu zählen; dieses Mal kam ich nur bis 14. "Ich hoffe du hast Hunger und noch nichts gegessen", du lachtest über deinen eigenen schlechten Witz und ich wollte mir schon eine Ausrede zurechtlegen, weil ich keinen Appetit hatte, aber dann standst du so liebenswürdig vor mir und lächeltest.
"Ein wenig", log ich also. Du hattest dir wirklich große Mühe gegeben, vor mir war Obst, Käse, Schinken, Marmelade, Honig, Brötchen und sogar ein Ei, das noch warm war. "Wo kommt das denn her?", ich deutete mit dem Kinn darauf und du kratztest dich hinter dem Kopf.
"Vielleicht habe ich das ein oder andere ja auch noch hier im Hotel besorgen müssen."
"Du bist echt unglaublich!", sagte ich und begann ein Brötchen mit Honig zu bestreichen.
"Ich habe auch Schokolade gekauft, ich wusste nicht, welche du lieber magst", du hieltest mir drei verschiedene Tafeln entgegen. Eine mit Erdbeere, eine mit Nüssen und eine Vollmilchschokolade.
"Die mit Nüssen mag ich am liebsten."
Du grinstest: "Ich auch." Ich schluckte das Brötchen und aß weiter, was ich eigentlich nur dir zuliebe gemacht habe
"Willst du nichts essen?", fragte ich dann, während du mich beim Essen beobachtest.
"Ich habe schon gefrühstückt.", sagtest du und wandtest weiterhin nicht den Blick von mir ab.
"Ist es so faszinierend, wie ich esse?"
Das brachte dich zum Lachen: "Du bist faszinierend." Ich rollte nur mit den Augen und aß dann stumm weiter, während du mit unter meine Decke schlüpftest.Ich fragte mich, ob der Traum von vorhin irgendetwas zu bedeuten hatte. Hätte so unsere Zukunft vielleicht ausgesehen, wenn bei mir kein Krebs diagnostiziert worden wäre und du diesen Vergewaltiger nicht erschossen hättest? Ich habe nie mit dir über diesen Traum gesprochen, weil ich dachte, es würde dich wahrscheinlich genauso traurig machen, wie mich, da es so oder so niemals wahr sein könnte. Aber wünschen konnte man es sich ja und das habe ich, Jack. Ich habe mir für uns eine Zukunft gewünscht.
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Einsam fällt Sterben leichter
Teen Fiction"Das Leben ist vergänglich, Jack", murmelte ich und zog ein letztes Mal an meinem glühenden Stummel. "Wie eine Schachtel Zigaretten", du sahst mich traurig an. "In etwa so wie eine Packung, ja." "Und dann?", deine Augen waren glasig. Ich lächelte: "...