3.Kapitel

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Ich betrete den Raum. Der stinkende Geruch von Rauch steigt mir in die Nase. Ich spüre den durchbohrenden Blick von Jofan in meinem Rücken. Ich stelle vorsichtig, bedacht darauf nichts zu verschütten, das Tablett mit den zwei Gläsern auf den Tisch vor Aroon. Der König und Aroon haben kurz ihr Gespräch gestoppt und beobachten mich. Noch nie war ich in einer so unangenehmen Situation. "Wo ist die andere?... Trani?" Höre ich Aroons tiefe Stimme fragen. Ich brauche einige Sekunden um zu realisieren das er mit mir redet. "Äh.. Tracie macht sich sauber, sir" Noch nie zuvor hat meine Stimme sich so zittrig angehört. Mein Herz schlägt wahrscheinlich doppelt so schnell als normal. Ein kleiner Fehler und ich könnte genauso wie Tracie aussehen. "Ah genau, Tracie war ihr Name... Ich habe ihr nicht erlaubt sich sauber zu machen." Sagt er eher zu sich selbst. Anhand der leicht sauren Tonlage verstehe ich sofort das Tracie nun in Ungnade gefallen war. Was er bloß mit ihr anstellen würde? Ich stehe immernoch unbeholfen vor dem Tisch und damit direkt vor Aroon. Der Blick des Königs sowie der von Jofan brennen sich förmlich in meinen Rücken. "Aber nun gut, das sie wenigstens jemanden geschickt hat der ein Tablett abstellen kann..." zischt Aroon und knirscht leicht mit den Zähnen. Der König greift nach dem Glas und streift ganz leicht meinen Arm. Erschrocken fahre ich einige Schritte zurück. Der König schmunzelt nur über meine Reaktion.

Ich bete förmlich das er die erlösenden Worte ausspricht und ich gehen kann. "Sehen Sie Aroon? Diese hier ist doch das perfekte Beispiel für ihre vorzügliche Auswahl." Dringt die raue Stimme des Königs in den Raum. Er deutet auf mich und nimmt einen Schluck aus dem Kristallglas. Aroon nickt und lässt nun auch seinen Blick wieder auf mir ruhen. Gott, lassen sie mich doch endlich gehen! Ich würde definitiv gleich einen Wutanfall bekommen oder einen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn ich noch länger hier drin bleiben muss.
"Wie heißt du?" ertönt plötzlich eine Stimme die mir einen Schauer durch den Rücken jagt. Ich drehe meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Sobald seine dunkelbraunen Haare in mein Blickfeld gerieten schaue ich wieder weg. Der Boden scheint ja sehr interessant heute... Und wiedereinmal brauche ich eine halbe Ewigkeit um zu antworten. "Catalina" meine Stimme war zwar wesentlich weniger zittrig doch trotzdem hört es sich nicht sonderlich stark an. Jofans Reaktion kann ich gar nicht mehr wahrnehmen, da ich nun all meine Konzentration dem Boden widme. Kein Wunder das Tracie etwas verschüttet hat, in so einer unangenehmen Situation würde ich nichts anderes tun. Nur zu gut das ich das Tablett schon abgestellt habe.
"Nun Catalina, du darfst gehen" und sobald ich meinen Namen höre renne ich förmlich nach draußen. Natürlich ganz bedacht die Tür nicht zuzuschlagen. Sobald die Tür hinter mir geschlossen ist, sinke ich erleichtert zu Boden. Grad nochmal so davon Gekommen.

Ich liege wach im Bett und starre in die Dunkelheit die mich umgibt. Ich höre die leisen Atem der Mädchen. Tracie ist heute nicht mehr gekommen. Ich male mir schon das schlimmste aus. Wo sie jetzt bloß ist? Doch meine Gedanken kleben an dem Vorhaben des Königs. Nachdem ich endlich aus dem Raum hatte entfliehen können, ging ich meiner gewohnten Arbeit nach. Ohne einen einzigen Gedanken an ihn oder das ganze was mich noch erwartete zu verschwenden. Doch sobald ich in meinem Bett lag und Zeit hatte nachzudenken ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Die Angst nochmal das durchleben zu müssen wie bei der Auktion vor einigen Jahren ließ mir keine Ruhe.
Ich schüttele leicht den Kopf, als ob es die Gedanken an ihn wirklich abschütteln würde.Wie vermutet gelang es mir nicht. Der König hat davon geredet das Jofan sich eines der Mädchen hier aussuchen wollte. Aroon müsste dann neue Mädchen von der Auktion mitbringen. Die Auktion... Es war das schlimmste und demütigendste was mir jemals angetan wurde. Zuerst wird man gewaschen, von Fremden meist männlichen widerlichen Vampiren. Es passierte nicht selten das diese ekelhaften Monster mal an intimeren Stellen ihre Finger hatten... Man bekam eine Viel zu knappe Hautfarbene Unterwäsche an. Die Haare wurden zurück gebunden. Und so wurde man dann wie Vieh über den Platz gezogen, selbst im kältesten Winter. Diejenigen die erfroren oder es einfach nicht packten, wurden einfach weggebracht. Wie Müll hat man sie in Container gelegt und weggefahren.
Meine Auktion war im Februar vor 5 Jahren. Es war sehr kalt gewesen und ohne Schuhe und nur in Unterwäsche hatte ich selbst das Gefühl gehabt zu erfrieren. Dann wurde ich mit einigen anderen Mädchen auf eine Tribüne gestellt und von allen Seiten angegafft. Halb nackt vor einer Gruppe Vampiren mit ekelhaften Gedanken zu stehen war ja schon schlimm genug, doch dann wurde auch noch Geld um mich geboten, bis ich schließlich zu meinem neuen Herren kam. Dasselbe gibt es natürlich auch für die männlichen Sklaven. Auf mich hatten damals nicht sehr viele geboten, da ich nur noch haut und Knochen gewesen war. Verletzungen hatte ich auch nicht gerade wenige gehabt. Mein erster Herr hatte selbst kaum genug Geld um sich zu ernähren und alles was er hatte gab er für billige Clubs aus. Für mich blieb nie viel... Doch Aroons Helfer hatte trotz allem für mich geboten und mich lange Zeit wieder aufgepeppelt. Nun bin ich wieder vollkommen gesund. Irgendwo bin ich schon dankbar, an den Vampir welcher ebenfalls für Aroon gearbeitet hat, doch bei dem Gedanken das die Vampire diese Auktion erst erfunden hatten verschwand diese Dankbarkeit.

Ich schlucke. Ich würde so eine Demütigung definitiv nicht nochmal über mich ergehen lassen. Ich bin kein Vieh und auch kein Gegenstand. Vorallem bin ich kein Besitz. Die Wut brodelt schon förmlich in mir. Mehrmals drehe ich mich im Bett, doch was ich auch tue es gelingt mir nicht einzuschlafen. Also tue ich das einzig verbotene um diese Zeit, ich verlasse das Zimmer.

His Girl - Slave of a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt