24. Kapitel

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Gerade als ich mit meinem letzten Zimmer fertig bin und mir nichts sehnlicher wünsche als endlich in mein Bett zu fallen und zu schlafen, erreicht mich die Nachricht. Der Prinz kommt in weniger als einer Stunde hier an und alle sollen sich zur Begrüßung in der großen Halle versammeln. Natürlich gehören zu "allen" nur die Familie, sowie die engsten Berater und Angestellten, die wichtigsten eben, sowie natürlich das persönliche kleine Spielzeug, dem der Prinz mit dem tollen Zimmer anscheinend auch noch einen höheren Status am Hof gegeben hat, weshalb meine Anwesenheit absolut unverzichtbar geworden ist. Das heißt nun für mich schnell auf mein Zimmer, frisch machen, umziehen und sofort zur großen Halle sprinten. Das war's dann wohl erstmal mit meinem heiß ersehnten Bett. Na danke auch.

Mit dieser Verkündung wurden dann auch mal endlich die Gedanken an die Geburtstagsfeier des Königs erstmal hinten angestellt. Während ich mich mithilfe einer anderen Zofe zurecht mache, bereite ich mich mental auf die Rückkehr von Jofan vor. Ich kann euch sagen Leute, den Tag habe ich mir wesentlich entspannter vorgestellt. Und ganz bestimmt wollte ich mich nicht am Ende des Tages für den Prinzen zurecht machen. Vorallem habe ich keine Ahnung wie ich ihm gegenüber treten soll, seit dem Abend haben wir nicht mehr geredet geschweige denn haben wir uns gesehen. Wie wird er jetzt auf mich reagieren? Was wird passieren? Wird er mich überhaupt beachten? Wie soll ich mich jetzt ihm gegenüber verhalten?
Ob ihr es glaubt oder nicht, auch wenn ich jetzt so ewig lang Zeit hatte mir über diesen Moment des Wiedersehens Gedanken zu machen, habe ich es nicht eine einzige Sekunde getan. Ich habe mich die ganze Zeit daran geklammert das es sowieso noch dauert bis er zurückkommt, doch jetzt... ist er schon da. Ich habe weniger als eine Viertelstunde um mir darüber Gedanken zu machen was ich tue oder sage, bevor er genau vor mir steht. Super.
Das Problem ist, ich habe auch keine Ahnung was ich ihm gegenüber empfinde, ob es jetzt doch noch der Hass ist oder ob ich ihn wirklich anfange zu mögen, was natürlich absolut unmöglich und falsch ist, aber eben rein hypothetisch. Ich weiß nicht wie ich ihn ansehen soll, weil ich einfach nicht weiß was für ein Gefühl er in mir wecken wird. Ich meine, wird es weh tun? Wird es mich wieder in den Flur zurück versetzen? Oder freue ich mich vielleicht ihn wieder zu sehen?
Denn gerade ist das einzige was ich fühle pure Angst. Die nackte ungeschürte Angst, die sich wie eine Krankheit durch meine Knochen bohrt um letztendlich mein Herz und deine Seele zu vergiften, ja, genau diese Angst. Was zum Teufel soll ich tun? Es ist doch absolut unmöglich sich in so kurzer Zeit einen Plan zu überlegen.
"So fertig!" Ich schrecke hoch und werfe einen Blick in den Spiegel. Ich bin wohl doch tiefer in Gedanken versunken als vorgesehen... Die Zofe, Juliette ist ihr Name, wartet gespannt auf meine Reaktion. Ich beobachte ihr nervöses Lächeln durch den großen Spiegel vor mir. Schon irgendwie komisch das ich eigentlich einen schlechteren Rang habe als sie, sie aber trotzdem diejenige ist die mich sozusagen bedient.
"Die Haare sehen wundervoll aus, danke." Ich lächele dankend, auch wenn mir gerade lieber nach kotzen zumute ist und diese perfekten Locken meinen Brechreiz nur verstärken. Zu wissen, mich nur für ihn so zurecht zu machen fühlt sich irgendwie alles andere als gut an. Der Gedanke an ihn reizt zumindest schonmal meinen Magen, mal sehen was er noch so reizt wenn er direkt vor mir steht. Für einen guten Plan ist halt jetzt einfach keine Zeit mehr also Augen zu und durch, was bleibt mir denn schon für eine Wahl? Tod stellen funktioniert hier nicht...

Ich renne, so gut es in diesen viel zu hohen Schuhen möglich ist, die Gänge entlang, um noch pünktlich im großen Saal zu sein. Ich muss zugeben, ich habe länger gebraucht in das Kleid zu kommen als erwartet, der Reißverschluss dieses engen Fummels hat total gehakt, also prinzipiell nicht mein Fehler. Daher habe ich mich wohl doch etwas in der Zeit verschätzt. Also wenn ich zu spät komme, das magenta Farben Stück Stoff war es!

Als ich endlich vor den großen Türen ankomme werde ich skeptisch von den Wachen beäugt jedoch lassen sie mich nach kurzer Zeit auch eintreten. Na endlich... Ich hoffe ich komme nicht zu spät. Denn noch schlimmer als in diesen Raum zu gehen, ist zu spät in diesen Raum zu gehen und von allen angesehen zu werden.
Sofort kommt mir eine höllische Lautstärke und der Duft von Champagner entgegen, es erinnert mich ein bisschen an die Poker-Abende bei Aroon, da roch es auch immer so gut nach diesem Champagner-Fest-Duft. Erstmal stehe ich unbeholfen herum, vor mir finden sich alle langsam in geordneten Reihen zusammen. Äh wo soll ich hin? Gibt's hier irgendwie einen Plan oder so? Richtlinien?
Die dumme Vampir-Kuh, welche mich in meinen ersten Tagen im Palast eingeführt hat und mich abgrundtief hasst kommt auf mich zu, mit einem strahlenden Lächeln wie immer wenn sie mich sieht, und zieht mich "zärtlich" hinter sich her. Sie wird mich dann Wohl in den Plan integrieren, hoffentlich. Das war dann wohl wirklich ihr Stichwort mich mit einzureihen. Letztendlich werde ich dann neben seine zwei Zofen und einen anderen Sklaven geschubst, von dem ich allerdings nicht den genauen Beruf am Hof kenne. Liebevoll wie immer. Mit einem letzten strengen Blick, der mir direkt sagt "Ich bring dich um wenn du irgendwas dummes tust", dreht sie sich um und stellt sich einige Meter weiter weg von mir zu einigen Beratern. Sympathisch.

Vor mir stehen zwei weitere Reihen mit wesentlich wichtigeren Leuten als ich es für den Prinzen bin, ganz vorne natürlich der König und seine Gemahlin, die die neben ihnen stehen schätze ich ebenfalls als Familie ein, da ihre Kleidung auf adligen Stand schließen lässt, die Reihe dahinter, wichtige Berater und Geschäftsmänner. Und dann tadaa: Ich, mitten zwischen den anderen Sklaven die für den Prinzen arbeiten.
Damit wäre zumindest schonmal das Jofan Problem vorerst gelöst, denn in der letzten Reihe hinter etlichen anderen Leuten Falle ich überhaupt nicht auf und es ist fast unmöglich mich von der Tür aus zu sehen. So muss ich ihm auch nicht in die Augen schauen, beziehungsweise werde dazu gar keine Gelegenheit haben und er ebenfalls nicht. Um mich zu sehen müsste er sich erstmal durch zwei vollgepackte Reihen von gierigen Geschäftsleuten und seiner Familie kämpfen, die wahrscheinlich alle darauf geiern ihn über seine Europareise auszuquetschen.

Also da dieses Problem nun vorerst für mich gelöst ist, kann ich mich ja zurücklehnen und das Geschehen entspannt beobachten. Einige unterhalten sich angeregt oder nippen ab und zu mal an ihrem Glas, alles sieht so friedlich und entspannt aus, wenn man sich das jetzt so betrachtet könnte man fast denken es wäre eine ganz normale Feier mit ganz normalen Menschen, auch wenn ich eigentlich nicht in der Lage bin sowas gut zu beurteilen, da es mein erstes richtiges Fest ist. Allerdings habe ich es mir immer so vorgestellt. Alles hier sieht so elegant und wunderschön aus. Langsam legt sich auch die Lautstärke etwas oder ich habe mich einfach daran gewöhnt, jedenfalls ist es inzwischen richtig angenehm.
Ich frage mich wie das ganze hier eigentlich abläuft, sagen wir dem Prinzen kurz Hallo und gehen dann alle wieder, oder zumindest, werden wir Sklaven wieder weg geschickt? Oder gibt's irgendwelche Programme? Ich kenn mich in sowas nicht aus. Wie begrüßt man seinen Prinzen wenn dieser so lang weg war?
Etwas was mich jedoch stutzig macht, ist die Tatsache, das ich von allen die hier mit mir in der 3.Reihe stehen, die einzige bin die eingekleidet ist wie die Frauen in Reihe 1 und 2, alle anderen Sklaven tragen ihre normale Arbeitskleidung, wenn auch etwas sauberer als sonst. Wieso sehe ich bitte aus als hätte ich gerade einen Filmpreis gewonnen und alle anderen neben mir wie die, die das Gold dafür abgebaut haben?
Habe ich hier vielleicht doch eine größere Rolle als erhofft? Wird der Abend doch nicht so entspannt? Kurz Hallo sagen und danach ab ins Bett doch nur wunschvorstellung? Och bitte nicht... Naja es reizt mich einerseits schon, mal mehr zu sein als nur eine Sklavin in Schmuddelkleidern, jedoch für den Preis den Abend mit einem Haufen arroganter Vampire und Jofan als Teil von ihnen zu verbringen? Gar nicht mehr so verlockend... Zumal ich jetzt schon das Gefühl habe das ich hier überhaupt nicht herein passe. Ich fühle mich zwischen den anderen Sklaven erstens total overdressed und den anderen, also den Vampiren total unterlegen. Ich kann nicht erklären wieso, aber in diesem Moment schüchtern mich diese Monster mehr ein als sonst. Als wären sie innerhalb der letzten paar Minuten tausendmal gefährlicher geworden. Was ist denn aufeinmal los?

Plötzlich verstummen alle Gespräche und ebenso tun es meine Gedanken, ich schaue auf und versuche zwischen den Köpfen der anderen einen Blick auf denjenigen erhaschen zu können der gerade durch die großen Tore schreitet. Unwillkürlich zieht sich mein Magen zusammen, und ganz ehrlich, für einen Eimer wäre ich gerade mehr als nur dankbar. Auch wenn ich ihn nicht wirklich sehen kann hinter all den Köpfen, weiß ich doch ganz genau wer gerade angekommen ist. Irgendwie habe ich das ungute Gefühl das der Abend doch mehr als schmerzhaft enden könnte.
Und plötzlich taucht eine dieser wirren dunkelbraunen Strähnen in meinem Blickfeld auf. "Der Prinz ist zurück am Hof!" Höre ich sie alle erfreut rufen. Wie können Sie alle so voller Freude und Elan sein, das er wieder da ist? Wie können sie so gut gelaunt sein? Ich will einfach nur noch zur nächst besten Toilette und einmal meinen Magen entlehren, vielleicht auch zweimal. Ich will hier einfach nur weg. Allein der Gedanke das er mich auch sehen könnte jagt mir schon einen Schauer über den Rücken. Ich bitte einfach nur das dieser Abend ganz schnell rum geht und all diese Menschen vor mir da stehen bleiben bis ich gehen kann.

His Girl - Slave of a VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt