Die folgenden Tage verliefen ruhig, der Prinz hat mich nicht mehr sehen wollen, und von Noah fehlte auch jede Spur. Irgendwie bin ich darum auch ganz froh, ich habe die gesamte Woche nur meinen Job gemacht und überlebt, mich weder in Gefahr gebracht noch eines dieser Dinger erneut auf mein Bett gelassen. Ich hatte Abstand gehalten so gut es ging und das war, und ist auch gut so. Ich habe nun endlich wieder einen klaren Kopf, mein Ziel wieder wie ein Bild in goldenem Rahmen vor meinem inneren Auge. Ich darf mich nicht mehr mit Noah treffen und den Prinzen muss ich umso häufiger treffen. So ist der Plan. Vorerst.
Es ist mir erst an diesen 'normalen' Tagen aufgefallen, in was für eine Gefahr ich mich begeben hatte, indem ich Noah auch nur angesehen habe. Das muss also aufhören, zum Glück hat es das auch von ihm aus. Wollen wir mal hoffen, das ihm nie wieder der Gedanke kommt in mein Zimmer zu kommen oder mit mir zu reden.
Ich habe mich nämlich getäuscht, nicht Jofan würde hier mein Tod sein, sondern Noah wenn das wieder anfangen sollte. Zwar waren es nur 2 Tage gewesen, an denen ich mit Noah Kontakt gehabt hatte, jedoch reichte dies schon aus um mir zu zeigen, wie schwach und dumm ich war. Ich hatte ihn wirklich, wenn auch nur für eine Sekunde, gern gehabt.Ich schiebe die Bettdecke bei Seite und setze mich etwas auf. Mit einer Hand fahre ich mir verschlafen durch meine Haare, mit der anderen halte ich mich an der Bettkante fest, da ich noch so im Halbschlaf bin, dass ich sonst wohl umgekippen würde.
Ein müdes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Ja, ich lebe noch. Tag 8 in der Hölle. Lasset die Spiele erneut beginnen.Ich sehe jeden Tag als eine Art Kampf, jedes Mal hoffe ich, dass der Prinz mich sehen will, damit ich endlich mit meinem Plan weiterkomme. Jeder Tag ist eine neue Probephase, der erste Gedanke wenn ich die Augen öffne, werde ich diesen Tag überleben? Und der letzte, werde ich morgen überhaupt wieder aufwachen? Es mag verrückt klingen, doch so ist es. Bei Aroon habe ich nie so viel über mein Leben nachgedacht, geschweige denn mein Überleben. Dort war alles so einfach, ein normaler Job, eine normale Aufgabe, mit der einzigen Angst Aroon auf dem Gang zu begegnen und jetzt? Sieh sich einer mein Leben an. 8 Tage in einem Schloss, bei der mächtigsten und tödlichsten Familie der Welt, und jeder Tag der vergeht ist ein Gewinn, weil ich noch am Leben bin und die Hoffnung auf Gerechtigkeit für meine Familie, für Markus, noch besteht. Halleluja.
Meine Hände fühlen sich taub an, was womöglich an dem stundenlangen schrubben liegt. Blutflecken aus weißen Teppichen oder Kleidern zu bekommen ist eine unzumutbare Aufgabe kann ich euch sagen. Ich sitze hier schon seit heute morgen, und schrubbe, und schrubbe.
Immer wieder bringen irgendwelche Angestellten mehr Körbe voller blutiger Wäsche und immer wieder bekommen sie böse Blicke meinerseits. Auch wenn die nichts für die ganze Wäsche können, so muss ich doch an irgendjemandem meinen Frust auslassen, und sei es nur durch Tosesblicke.
Meine Hände sind inzwischen schon genauso rot wie die Flecken, die die Seiden-, und Baumwollstoffe zieren, welche ich vergebens versuche zu entfernen. Hoffentlich bekomme ich meine Haut je wieder sauber... Ich sehe an die große Uhr über dem Eichentürrahmen. Nur noch 5 Stunden, die er Zeit hatte mich zu sich zu rufen. Ich hoffte darauf so sehr. Wie sollte es jemals Gerechtigkeit geben, wenn ich nicht mal den ersten Schritt auf die Reihe bekomme? Wie soll ich den Prinzen studieren, wenn ich ihn nicht sehe?
Ich schüttele den Kopf, um mich von diesem Gedanken loszureißen. Ich ziehe das nächste dunkelrote Stoffstück in meinen Waschtopf und fange an es langsam zu ertränken, bis es sich komplett mit Wasser vollgesaugt hat. Wie schon bei den 89 vorigen Teilen beginne ich den Fleck zu entfernen.Erschöpft streiche ich mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich über den Tag aus meinem Dutt gelöst haben. Ich schließe kurz die Augen, mir fällt erst jetzt auf wie verdammt müde ich doch bin.
Das einzig Gute ist, das sich die Waschkammer im Keller befindet, somit ist es hier sehr still. Wenigstens die Ruhe ist mir gegönnt. Abgesehen von einigen Waschkammern und Lagerräumen gibt es hier nämlich nichts.
Ich stoppe kurz meine Arbeit und strecke meinen Rücken durch. Ich bin alleine in diesem Raum, mit meinen Bergen aus sauberer und verdreckter Wäsche, weshalb es auch nicht weiter schlimm ist, das ich mal kurz aufstehe und etwas hin und her laufe, auch wenn die Tür offen steht, es kommen hier nur Angestellte runter, die stört es nicht wenn ich mal kurz meine Arbeit unterbreche. Allerdings ist diese Kammer auch nicht wirklich groß, noch ein paar Menschen würden bei der ganzen Wäsche gar nicht hier rein passen, zumindest glaubte ich das zu diesem Zeitpunkt noch.Plötzlich höre ich die Tür des Raumes zu fallen. Erschrocken fahre ich herum, zumindest werde ich so aus diesen total unnötigen Gedanken gerissen, und starre in ein paar grüne Augen. "Tag." Sagt der Fremde, der nun vor mir steht, knapp, lächelt schnell, schiebt mich bei Seite und rennt zur Wand hinter mir. Was zum...?
Ein Junge ungefähr in meinem Alter mit Silbernem kurzen Haar, komplett in schwarz gehüllt, kommt einfach herein, knallt die Tür zu und haut jetzt wie ein völlig geistig Abwesender auf die Wand hinter mir ein. Zumindest wurde mein Tag gerade etwas aufregender. Ich grinse über diesen Gedanke kurz, bevor ich mich wieder dem Gestörten widme, der mich gerade richtig in die Scheiße ritt. "Was tust du da?" Er ist kein Vampir, deutlich erkennbar, also scheint für mich auch keine Gefahr vorhanden wenn ich mit ihm rede. Vor der Tür nehme ich viele schnelle Schritte war. Heute scheinen die Kellergewölbe ja ziemlich angesagt...
"Schau nicht so blöd und hilf mir gefälligst, hier ist irgendwo ein lockerer Stein, na los!" schnauft er gehetzt über seine Schulter. Bitte was? Besser sage ich mal nichts, Verrückte sollte man nicht reizen. Als er bemerkt das ich mich kein Stück rühre, dreht er sich kurz zu mir um. "Also kleine Wäschefrau, da draußen sind ungefähr ein Dutzend Wachen die mich tot sehen wollen, ich wäre dir jetzt also sehr dankbar wenn du mir einfach kurz hilfst okay? Du hast doch gerade eh nichts besseres zu tun." Empört schnappe ich nach Luft. kleine Wäschefrau?! Der hat vielleicht Nerven!
Kurz steche ich ihn in Gedanken ab, wie gesagt nur in Gedanken man sollte verrückte wirklich nicht reizen, renne dann allerdings zur Wand und haue wie verrückt gegen jeden Stein, da ich den Ernst der Lage so langsam verstehe. Er scheint genauso an seinem Leben zu hängen wie ich, und wenn ich heute ein Leben retten kann, auch wenn es nicht meins ist, tu Ich das. Ich spüre kurz ein Lächeln in meinem Rücken, bevor er sich auch wieder ans Steine kloppen macht.
Die Schritte auf den Gängen draußen werden lauter mit jedem Stein auf den ich einschlage. Das alles ist viel zu Nerven aufreibend als das ich mir genauere Gedanken darüber machen kann, Was hier eigentlich genau passiert, was ich hier tue und wie schnell dieser Tag von normal zu "du wirst sterben" mutiert ist. Die Schritte verklingen langsam, scheiße sie halten an. Oh bitte Gott lass es nicht vor unserer Tür sein. Wo ist dieser Scheiß Stein!?
In dem Moment, in dem die Tür aufgeschlägt treffe ich den richtigen mit der Faust, die Wand verschiebt sich um wenige Zentimeter, gerade soweit das er mühelos hindurch kann. Ohne zu zögern quetscht er sich auf die andere Seite der Wand, zwinkert mir zu, legt einen Finger auf die Lippen und verschwindet. Noch bevor die königliche Wache ihm folgen konnte verschloss sich der Durchgang in die geheimen Korridore des Schlosses wieder. Ein zartes Lächeln legt sich auf meine Lippen, ich sehe auf meine blutende Hand, doch mein Lächeln bleibt. Geschafft, was auch immer ich da gerade getan habe, ich hab's geschafft."Dieser Verfluchte Mistkerl! Ich bringe ihn um!" Flucht einer der Wachen. "Dieser Wixxer!" hörte ich ebenfalls hinter mir. "Wie konnte er uns schon wieder entwischen?" der nächste... Willkommen zurück in der Realität Catalina! Ich drehe mich etwas erschrocken um und sehe in ein Dutzend wütender Augenpaare. Halleluja.
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Vielleicht eine Lesenacht heute?🤔
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His Girl - Slave of a Vampire
VampireMein Name ist Catalina, ich würde mich selbst und mein Leben als relativ außergewöhnlich bezeichnen. Andere haben ziele wie berühmt werden oder Nobelpreise gewinnen, ich hingegen möchte eine ganze Spezies ausrotten. Jedoch verlangt dieses Ziel auch...