4. Wer A sagt, muss auch B sagen

767 10 0
                                    

Monique drehte sich noch einmal um und kuschelte sich in dem wunderbar, flauschigen Bett ein, als ihr bewusst wurde, dass sie gar keine so flauschige Bettwäsche besaß.

Jetzt bloß nicht die Augen aufmachen. Sie musste noch träumen. Auf jeden Fall!

Sie hatte auch ihren heißgeliebten, ohrenbetäubenden Wecker gar nicht klingeln gehört. Der war nun wirklich keineswegs zu überhören, wahrscheinlich hatten ihre Nachbarn das Geld für einen eigenen Wecker gespart, denn ihrer reichte für die ganze Etage. Jetzt wusste sie auch, was die Bemerkung auf der Bedienungsanleitung Sie werden nie mehr verschlafen bedeutete.

Sie schob den Gedanken beiseite und kam zurück zu dem Traum, der bei weitem nicht so flauschig wie die Bettwäsche war. Es war ein Alptraum! Ein sehr schlechter noch dazu!

Sie zog das Deckbett ein Stück beiseite und schaute sich vorsichtig um.

Gut, Alptraum stimmte, nur leider ein sehr realer.

Ihre Wohnung war das schon mal nicht! Denise Wohnung aber auch nicht, es sei denn die hatte spontan in der Nacht ihre Wohnung umgeräumt und neue Möbel gekauft. Was bei Denise durchaus im Rahmen des Machbaren lag, hätte das Möbelzentrum nachts aufgehabt.

Trotzdem kam es Monique hier so bekannt vor? Sie wusste genau, dass sie schon einmal hier gewesen war.

Wie vom Blitz getroffen, schoss es ihr in den Kopf. Was war am Abend vorher passiert?

Es war die Wohnung von Hallamm. Wie um alles in der Welt kam sie nur hierher?

Sie musste mächtig betrunken gewesen sein. Zu allem Überfluss hämmerte auch noch jemand ganz frech und laut an ihre Schädeldecke. Grausamer ging's nicht mehr!

„Guten Morgen!", Hallamm schien blendend gelaunt zu sein. Woran das wohl lag?!

Was für ein Fortschritt, wenn man doch wieder beim gleichen Idioten landete.

Bisher griff sie nur immer einmal ins besagte Klo bei Männern, hier machte sie direkt noch einen Wiederholungsversuch?

Gab es denn auf dieser verdammten, weiten Welt keinen anderen - nicht-Hochzeit-planenden - hübschen Kerl? Es musste ja nicht gleich die ganze Welt sein, hier in der Stadt würde schon ausreichen.

Monique mochte gar nicht daran denken, was Denise wohl dazu sagen würde.

Denise? Verdammt, sie waren ja zum Frühstück verabredet. Monique starrte auf die Uhr.

Sie hatte noch eine Stunde Zeit. Was völlig ausreichend war, um ehrlich zu sein viel zu viel, denn sie würde jetzt aus diesem Bett steigen, ihre Sachen schnappen und in sekundenschnelle hier verschwinden.

Die morgendliche Hygiene könnte sie dann in ihrer Wohnung nachholen, Zeit genug hatte sie dann ja. Denn zum Schutze der armen Beamten aus dem Polizeidienst, die sie keineswegs bei ihrer Kaffeepause stören wollte, würde sie jetzt sofort hier verschwinden, weil sie sonst ein Blutbad anrichten würde mit dem männlichen, schwanzgesteuerten Humanuiden, der ihr grinsend gegenüberstand und so tat als wäre die Welt in schönster Ordnung.

„Was möchtest du zum Frühstück?", Monique wurde von Hallamm aus ihren Gedanken gerissen. Gemeinsam mit ihm frühstücken? Was war das für eine Frage? Für Monique's Geschmack hatten sie in dieser Nacht leider schon viel zu viele Dinge gemeinsam gemacht? Sie wollte das auf keinen Fall überstrapazieren und noch weiter in die Länge ziehen.

Allerdings schien es eine neue Pension in der Stadt zu geben.

Pension Hallamm!

Sonst gab es nur Übernachtungen, ab sofort Inklusive Frühstück! Na, wenn das keine Steigerung war. Monique war aber im Nachhinein von der Übernachtung schon nicht beeindruckt gewesen, da wollte sie das reichhaltige Frühstücksbuffet am Morgen erst Recht nicht ausprobieren, „Ich will gar nicht's. Ich muss direkt weg.", sie wollte ihm keineswegs die Chance geben, nachher noch selbst als Frühstückshäppchen zu enden.

Hallamm kam ins Schlafzimmer und schaute Monique erstaunt an. Die hatte sich im Null Komma nix angezogen und rüstete sich gerade zum Aufbruch. Zumindest in dieser Hinsicht funktionierten ihre Hirnwindungen heute morgen äußert schnell, auch wenn sie sich am Abend davor leider verabschiedet hatten. Die hatten wahrscheinlich vorher schon gewusst, dass sie ein flauschigen Bett erwartete und sich frühzeitig dort schlafen gelegt.

„Was ist? Starr mich nicht so an? Was hast du erwartet, dass ich jetzt hier einziehe?", Monique wurde nervös.

Warum hatte sie mit Denise am Abend vorher nur soviel getrunken.

Leider war Denise so fertig gewesen, dass Sie sich verabschiedet hatte und gegangen war. Monique hatte für Ihre Verhältnisse - die nicht gerade groß waren - schon viel zu viel getrunken und wollte noch ein wenig bleiben. Wie der Zufall es so wollte, tauchte Hallamm auf und jetzt stand Sie vor seiner Wohnungstür. Nur leider auf der falschen Seite, nämlich drinnen.

„Ich dachte wir frühstücken noch zusammen? Und überhaupt, wann sehen wir uns denn wieder?"

Monique hatte die Hand schon halb auf dem Türgriff, als sie inne hielt und sich noch mal zu ihm umdrehte.

Sie war überwältigt, Inklusive Frühstück und Gutscheine für weitere Übernachtungen.

Das würde wohl der Renner werden in der Frauenwelt und Schwester Sabine als Empfangsdame. Eine Garantie, dass man dann noch lebend aus der Pension kam, war aber nicht mit einbegriffen. Und auch schwer realisierbar, zumal Sabine die Angewohnheit hatte in den Kundendaten zu schnüffeln, wenn sie eine Frau nicht direkt vor Ort erwischte, würde sie dies auf jeden Fall privat erledigen.

Wahrscheinlich hatte Herr Doktor noch genug intus vom Vorabend. Wie sollte er sonst auf eine so absurde Idee kommen.

„Wie wäre das nächste Treffen Deiner Hochzeit? Kannst mir ja eine Einladung schicken, wenn ich es zeitlich einrichten kann, komm ich vielleicht vorbei.", Monique lobte sich innerlich, das hatte gesessen und alle weiteren Fragen direkt ins Abseits geschossen.

Hallamm verdrehte die Augen, stellte sich vor Monique und versperrte die Tür, „Du weißt ganz genau warum ich heiraten muss!"

„Ja, natürlich! Und Du meinst deswegen kann ich mich doch spaßeshalber einfach mal auf einen verheirateten Arzt einlassen, ja?"

„Zahnarzt!", berichtigte Hallamm sie, „Und bald sogar Cirurg!"

„Oh Gott, entschuldige. Wie konnte ich das nur vergessen!", Monique platzte gleich der Kragen, „Ich hab jetzt echt keine Zeit mich mit Dir über dieses überflüssige Thema zu reden. Scheiße, das war ein rieeeeesen Fehler! Ich bin gleich verabredet, ich muss wirklich los!", Monique fing innerlich an zu lachen, sie hatte sich ihre Worte zwar vorher nicht wirklich überlegt, aber sie musste ja jetzt nicht noch verraten mit wem sie verabredet war. Sollte er mal schön grübeln. Wenn schon ein Tiefschlag, dann aber direkt in die Weichteile.

Sie schubste ihn beiseite und verschwand aus der Wohnung. Bevor Sie die Tür hinter sich schloss, drehte sie sich noch einmal zu ihm um, „Wissen Sie Herr Doktor, Sie werden schon noch genügend Spielkameradinnen, während ihrer Traumehe finden! Aber bestimmt nicht mich!"

Das war's! Tür zu und nicht's wie raus aus diesem Alptraum!

Hallamm ging zum Fenster und schaute Monique hinterher. Was für ein Schlamassel. Jahrelanges studieren in Deutschland und Weiber abschleppen wo es nur ging und dann so was. Er stand kurz vor der Abschiebung zurück in sein Land und verliebt sich bis über beide Ohren. Sein letzter Ausweg, die Hochzeit mit einer Frau, die er nicht liebte und die ihn womöglich für die nächsten drei Jahre den letzten Nerv rauben würde. Weil er tatsächlich glaubte, die vorgeschriebenen drei Jahre mit Sabine hinter sich zu bringen, um sie dann in aller Ruhe abschießen zu können.

Unter diesen Umständen war eine Abschiebung doch durchaus in Betracht zu ziehen.

Monique fuhr auf direktem Wege zum Café. Durch diese dumme Diskussion, die sowieso nicht's mehr brachte, wäre sie jetzt doch beinahe zu spät gekommen. Super, und ihre morgendliche Dusche konnte sie jetzt doch abschreiben.

Aber sie freute sich jetzt ganz in Ruhe mitDenise frühstücken zu können.

Der Wahnsinn trägt einen weißen KittelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt