5. Befreiung von unnötigem Ballast

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Der Anrufbeantworter sprang an, „Denise? Bist du zu Hause? Ich bin es Dr. Schwindelmann.", das alleine hatte Denise schon gereicht, dass sie dachte im falschen Film mitzuspielen. Eine Millisekunde lang überlegte sie tatsächlich ans Telefon zu gehen, aber nach der kurzen Pause wurde ihr Band vom Anrufbeantworter tatsächlich noch weiter strapaziert, „Nagut, dann ruf ich später noch einmal an."

Bis dahin saß Denise gemütlich auf ihrem Sofa und war überglücklich, dass sie es sich irgendwann angewöhnt hatte ihren AB einzuschalten, wenn sie zu Hause nicht gestört werden wollte. Sie überlegte dann von Fall zu Fall, ob es sich lohnte ranzugehen.

Bei diesem Anrufer entschied sie sich dann doch lieber nicht da zu sein.

Na toll, jetzt rief er sie schon bei ihr zu Hause an, das konnte doch nicht wahr sein.

Ziemlich hartnäckig dieser Kerl und was zum Teufel wollte er plötzlich von ihr? Der war doch vorher nicht so schräg drauf. Ausgerechnet jetzt, wo Denise die Geschichte mit Monique und Hallamm kannte, fing ihr Chirurg auch noch an im Dreieck zu springen.

Lag irgendwas in der Luft, was die Ärzte in dieser Stadt wahnsinnig machte?

Es war ja nicht so, als ob Denise Schwindelmann unsympathisch wäre, aber mit ihrem Problempartner Jochen war sie schon ausgelastet genug. Und wenn überhaupt an einen neuen Mann in Ihrem Leben zu denken war, dann doch wohl erst, wenn aus Jochen endlich Ex-Jochen wurde.

Denise wollte gar nicht daran denken, dass Sie morgen wieder zu Schwindelmann in die Praxis musste. Sie kramte ihren Terminkalender raus.

Da stand's, rot eingekreist 8:00 Uhr Termin bei Dr. Schwindelmann.

Wieso eigentlich 8:00 Uhr? Die Praxis war doch erst ab 9:30 Uhr geöffnet?

Halbzehn vormittags, Zeit für ein Knopers und ein Besuch beim beliebten Kieferchirurg. Als solcher konnte man es sich wohl leisten erst mitten am Tag mit der Arbeit anzufangen.

Sie wischte diesen Gedanken beiseite, denn das erklärte immer noch nicht warum ausgerechnet sie so früh in der Praxis sein musste.

Abwarten und Tee trinken, vielleicht behandelte er seine Termine schon früher und die eigentliche Sprechstunde fing eben erst später an. Wäre eine Erklärung. Zumindestens eine, die sie für den Augenblick etwas beruhigte.

Denise schaute auf die Uhr, als sie im ersten Moment dachte, sie müsste noch unbedingt einen Augenarzt aufsuchen. Seit einer halben Stunde machte sie sich nun Gedanken um Schwindelmann? Hatte der Wahnsinn sie jetzt auch schon gepackt. Sie schüttelte ihren Kopf so heftig, in der Annahme die Gedanken an ihn aus ihrem Kopf zu verbannen.

Funktionierte nicht! Überhaupt nicht!

Also versuchte sie es mit dem, was sie vor seinem aus-der-Bahn-werfenden Anruf tat, gemütlich auf dem Sofa liegen und Musik hören, das lenkte bestimmt ab.

Selbstverständlich nicht bei einer Special Edition von Kuschelrock, mit herzzerreißenden Songs von Toni Braxton, Boys II Men oder etwa Luther Vandross, der zusammen mit Mariah Carey lauthals Liebesschwüre austauschte.

„Hi Süße. Hast du was zu essen gemacht, ich hab wahnsinnigen Hunger?", typisch Jochen.

Ja, er war der absolute Traumtyp, nur nicht mehr für Denise. Das er es jemals war, ließ ihre Nackenhaare zu Berge stehen.

Er kam sie in letzter Zeit ausschließlich dann besuchen, wenn er Hunger hatte oder müde war und seine Freunde zur Abwechslung mal was anderes vor hatten.

Der Wahnsinn trägt einen weißen KittelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt