19. Eine lange Reise

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Denise lag vor Lachen bald unter der Theke im Mirabelle, als ihr Monique von dem nächtlichen Abenteuer erzählte.

Obwohl Monique nicht arbeiten musste und sich nach der Nacht mit Sabine ordentlich ausschlafen wollte, hatte Denise sie am späten Nachmittag doch aus den Federn gescheucht und ins Mirabelle geschleppt.

In Bobbys Gesellschaft und mit einem leckeren Cocktail wollte sie den Sonntag gerne ausklingen lassen, bevor die Arbeit wieder rief. Sie konnte ja nicht wissen, dass Monique die halbe Nacht lang Seelsorger gespielt hatte. Wie hätte sie das auch nur erahnen können, normalerweise war Monique ja ihr Seelsorger.

„Also ehrlich, ich hab so die Schnauze voll, das glaubst Du gar nicht.", meinte Monique noch immer ein wenig genervt, „Weißt Du was, das Beste wäre echt, die Sachen packen, unbezahlten Urlaub einreichen und ab in den nächsten Flieger steigen. Irgendwo in den Süden, wo die Sonne scheint und alle fröhlich sind. Mir wird's hier gerade echt zu eng in der Stadt."

„Ja.", meinte Denise nur, „Von der Idee her gar nicht schlecht. Aber ich muss wohl irgendwas verpasst haben oder hast Du den richtigen Kerl getroffen, der uns sowas finanziert? So viele Kohle hab ich nämlich nicht auf Lager. Könnte ja mal Simon fragen, ob er uns den Urlaub finanziert. Ich glaube seiner mit der Familie dürfte ins Wasser gefallen sein.", wobei Denise stark davon ausging, dass sich das Drama in der Praxis hoffentlich schnell herumgesprochen hatte. Nicht, dass sie selbst scharf darauf gewesen wäre, aber die Abreibung, die Simon dabei verpasst bekam, war es wert.

Die Idee war aber wirklich gut mit dem Urlaub. Ein wenig Gespartes gab es natürlich bei Beiden auf dem Sparbuch, aber ob das reichte für unbegrenzten Urlaub, war schwer vorzustellen.

Bobby schlawenzelte permanent hinter der Theke umher und hörte den beiden die ganze Zeit zu, bis er nur noch mit dem Kopf schütteln konnte, „Ihr seid noch so jung und hab solche Probleme. Das gibt es doch gar nicht. Als ich in Eurem Alter...", weiter kam er gar nicht, Monique und Denise wussten, dass er jetzt gerne eine Jugendgeschichte zum Besten geben wollte und fielen ihm lachend und trällernd um den Mund, bis er es aufgab, „Ihr seid unmöglich, wisst Ihr das. Ist ja kein Wunder, dass ihr keinen vernünftigen Mann trefft. Die kriegen ja schon von weitem einen Schreck.", was ihm einen kleinen Klaps von Beiden Mädels einbrachte.

Selbstverständlich wollte er sie nur ärgern, für ihn waren sie die absolut perfekten Frauen, wie man es als stolzer Vater eben für seine Töchter empfinden würde.

Er drückte die beiden ganz fest an seine starke Brust, „Nein, nein, ihr seid genauso wie ihr seid super. Ich frag mich aber wirklich ernsthaft wo die Männer für Euch bleiben."

Das fragten Denise und Monique sich nach den letzten Prachtexemplaren auch langsam.

„Aber ich kann Euch vielleicht helfen.", überlegte Bobby lautstark, „Ihr kennt doch mein kleines Häuschen in der Toscana?"

Und ob Denise und Monique es kannten, sie hatten es im letzten Sommer sogar geschafft ihren Urlaub für drei Wochen dort zu verbringen. Hätte Bobby ihnen vorher schon erzählt, wie traumhaft schön es dort war, hätten sie direkt vorher noch alles für die Auswanderung klar gemacht.

„Naja,", erklärte er weiter, „wenn ihr es wirklich ernst meint mit der Auszeit, dann braucht ihr Euch eigentlich nur um einen Flug kümmern. Macht es Euch so lange ihr wollt dort gemütlich. Es benutzt doch sowieso keiner!"

Denise und Monique schauten sich begeistert, aber leicht panisch an.

Es war doch erst mal nur so eine spontane Idee gewesen, sie konnten doch nicht von heute auf morgen einfach so abhauen. Schließlich hatten sie ein geregeltes Leben hier.

Der Wahnsinn trägt einen weißen KittelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt