15. Bis dass die Hochzeit uns scheidet

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Märchenhochzeit: Anerkannter Kieferchirurg heiratet Arzthelferin.

Letzten Samstag haben sie sich getraut. Der Kieferchirurg Dr. Hallamm hat seine schöne und begehrenswerte Sabine geheiratet. „Seit langem waren Sie schon das Traumpaar in der Zahnklinik am Rhein, da wurde es endlich mal Zeit, dass sie JA sagten.", so Dr. Strösel, ein guter Freund des Paares...

Monique lief es eiskalt den Rücken runter. Natürlich, seit langer Zeit waren sie das Traumpaar. Wer es glaubt wird seelig!

Irgendwie war ihr schlecht... Schön und begehrenswert? Hatte Hallamm doch eine Andere geheiratet? Sabine konnte man mit diesen Verben nicht umschreiben, das stand mal endgültig fest!

Was für ein heuchlerischer, übertriebener und völlig unnützer Artikel war das denn bitte?

Hätte sie denn niemand vorwarnen können, dass der Stuss heute in der Zeitung stand. Sie hätte ihren Morgenkaffee im Büro ausnahmsweise mal ohne diese bekloppte Regionalzeitung getrunken.

Noch dazu ein total gruseliges Hochzeitsfoto.

In Gedanken sah Monique sich selbst neben Hallamm auf diesem Foto, was sie kurz aufschreien lies.

Beatrice, ihre Kollegin schaute erschrocken zu ihr rüber, „Was ist passiert?", während sie es fragte, lief sie auch schon zu Monique's Schreibtisch und schaute ihr über die Schulter, in die Zeitung. „Och, was ein hübsches Paar. Hab den Artikel heute morgen schon in der Bahn gelesen. Ist doch süß sowas, meinst Du nicht?"

Monique schaute sie nur angewidert und verdrehte die Augen. Nein, das war ganz und gar nicht süß!

Beatrice ging wieder zurück zum Schreibtisch und arbeitete weiter, obwohl sie keineswegs herausgefunden hatte, warum Monique eben aufgeschrien hatte.

Monique griff derweilen schon zum Telefonhörer und rief sofort Denise an. Sie mussten heute Abend auf jeden Fall was trinken gehen, völlig egal wo und was. Hauptsache Alkohol!

Nahm denn die Geschichte nie ein Ende?

Irgendwann, in ferner Zukunft würde es wahrscheinlich auch noch ein Buch darüber geben. Als ob die Leute mit saudummen Liebesgeschichten nicht schon ausgiebig malträtiert wurden.

Punkt 19 Uhr trafen sich Denise und Monique im Mirabelle.

Es war eben der beste Ort für sie, um genügend Alkohol umsonst zu bekommen und sinnlose Gedanken zu ersäufen.

„Zeig mal her den Artikel!", fragte Denise noch bevor sie sich hingesetzt hatten, „Du hast ihn doch hoffentlich dabei?", sie wurde gleich nervös, denn sie kannte Monique, es hätte durchaus sein können, dass die die Zeitung fest zusammenrollte, persönlich in die Klinik lief und beiden Störenfrieden damit mitten ins Gesicht schlug und die Zeitung dort einfach fallen lies. Dann wäre sie weg gewesen und Denise hätte von dem ganzen Spaß überhaupt nichts mitbekommen.

Aber Monique war ihre beste Freundin viel wichtiger und deshalb wusste sie auch, dass Denise sie nicht in Ruhe gelassen hätte, wenn sie den Artikel nicht zu lesen bekam, „Keine Angst, ich habe ihn dabei.", und warf ihn Denise auch schon auf den Tisch.

„Wow!", rief diese erstaunt, „Was für ein Foto. Sollte Simon mich jemals heiraten...", wobei sie Monique kurz grinsend anschaute, denn das glaubte jetzt wahrscheinlich kein Mensch, „...dann will ich auch so'ne Story in der Zeitung. Ob Du mir die ausleihst? Irgendwann kann ich die sicher mal gebrauchen.", sie war in Gedanken ungefähr ein Jahr weiter. Wenn mit Simon alles toll lief, dann könnte sie in der Wohnung mal nebenbei den Hochzeitsartikel rumfliegen lassen. Dumm war Simon ja nicht, das würde er sicher verstehen, „Allerdings müsste man das Datum irgendwie verschwinden lassen.", überlegte sie dabei laut.

Der Wahnsinn trägt einen weißen KittelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt