12. Ein wilder Haufen Ärzte

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„Hey, Hallamm!", rief einer der gutaussehende, jungen Chirurgen, die heute alle in ihrem Stammlokal mitten in der Innenstadt versammelt waren, um den Junggesellen-Abschied vom hinterlistigsten Aufreißer, den es in ihrer Runde jemals gab, zu feiern, „Jetzt verrate mir doch noch mal, warum um alles in der Welt du ausgerechnet Sabine heiratest? Ich hab's ehrlich gesagt noch immer nicht verstanden?"

Das Gelächter war riesengroß, nur nicht bei Hallamm.

Er musste daran denken, warum er sie wirklich heiratete. Den wahren Grund kannten nur Wenige, er hatte es nur Monique erzählt, sonst niemandem, die Gefahr aufzufliegen war zu groß.

Und jetzt hielten sie ihn in der Runde für ein Weichei, wo doch er derjenige war, der die meisten Schwestern im Krankenhaus abgeschleppt hatte und heimlich die Liste, die unter den Junggöttern in Weiß im Krankenhaus kursierte, anführte.

In Gedanken sah er sich fünf Jahren später...

Sie saßen alle wieder hier. Alle anderen hatten coole Schlitten vor der Tür stehen, Maßanzüge und keinen Ehering am Finger. Und er? Er legte wie in der Werbung seine Karten auf den Tisch: Mein Wagen - selbstverständlich ein geräumiger Familienvan; meine Kinder - zwei hinreißende Mädchen, als ob er mit der Mutter nicht schon genug weibliche Hormone im Haus hatte; ach ja und das Haus - ein niedliches kleines Endreihenhäuschen mit einem Gemüsegarten!

Er ries die Augen weit auf, schüttelte sich und griff zum Tequila, der schon die ganze Zeit vor ihm stand und kippte ihn die Kehle runter. Wenn er doch nur schnell und lange wirken würde, am besten bis nach der Hochzeit.

Er schaute in die Runde und wünschte sich, dass nicht ausgerechnet er derjenige wäre, dessen Abschied hier gefeiert wurde. Normalerweise würde er bei so einem Abend später mit einer gutaussehenden Schnecke nach Hause gehen und seine männlichen Gene verspritzen. Natürlich in der Hoffnung, dass sie aber bitte an die Verhütung gedacht hatte!

Und jetzt? Jetzt hatte er sich mit Sabine eingelassen und diese hatte sich schon jetzt wie eine Zecke an ihm festgebissen.

„Sag mal in was für'n Etablissement schleppst du mich denn hier? Konnten wir nicht ins Mirabelle gehen, wie immer?", Monique wurde wieder mal von Denise irgendwo hin geschleppt, um sie abzulenken. Oder auch, damit Denise sich selbst ablenken konnte, so genau war das in letzter Zeit nicht mehr nach zu vollziehen, denn die Geschichte mit Simon lief zwar ganz gut, aber andauernd hing er auf irgend welchen Ärztekongressen oder Seminaren rum und hatte nicht ganz so oft Zeit für Denise, wie die sich das vorstellte.

„Na, ich dachte wir gehen mal woanders hin.", erklärte Denise, „Im Mirabelle kennt uns ja jeder und wir kennen auch fast jeden. Ist ja langweilig, da kommt man doch nicht an neue Typen!"

„Oh nein, jetzt fang bloß nicht an mich zu verkuppeln!", das war durchaus ein klarer Befehl von Monique.

Denise schaute sie erstaunt an, „Ich? Dich verkuppeln?", scherzte sie, „Würd ich nie tun!"

Und ob sie das tun würde. Und genau das hatte sie eigentlich auch vorgehabt. Denn von Simon wusste sie, dass diese Kneipe hier das Stammlokal von vielen Ärzten und Managern war.

Also viele gutaussehende, junge und erfolgreiche Männer. Der reinste Selbstbedienungsladen mit Luxusausführungen. Da musste sich doch einer für Monique finden lassen.

Die stand derweilen wie versteinert neben Denise und starrte zu einer Gruppe schnuckeliger Männer.

„Hey!", stupste Denise sie leicht an, „Was gefunden?"

Der Wahnsinn trägt einen weißen KittelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt