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Ich saß in meinem bereits aufgewärmten Auto und sah noch einmal zu meinen Eltern,welche  mir zum Abschied zuwinkten, bevor ich das Auto startete und losfuhr. Endlich war ich den großen Schritt gegangen das erste mal allein zu leben,auch wenn ich dafür ein wenig Hilfe erhalten hatte. Da ich nun mit Zwanzig noch bei meinen Eltern gewohnt hatte, konnte nicht frei tun und lassen was ich wollte, sondern war gezwungen auf sie zu hören. Dank meiner Großmutter,die mir ihr altes Haus vererbt hatte,konnte ich nun endlich von dort weggehen und allein leben.

Natürlich war ich nicht glücklich, dass meine Großmutter verstorben war aber ich kannte sie eben kaum, weshalb ich auch nicht traurig sein konnte. Ich hatte sie nur als kleines Kind regelmäßig gesehen,bis meine Eltern entschieden hatten wegzuziehen, da ihnen die Gegend viel zu ländlich war und sie die Stadt bevorzugten. Dementsprechend sah ich das große, schöne Haus im Wald, sowie auch meine Großmutter nie wieder.

Bis zum heutigen Tag, denn auch wenn ich meine Großmutter leider nie wieder sehen konnte, war heute der Tag an dem ich endlich wieder zu dem Haus, welches ich in meiner Kindheit so geliebt hatte, zurückkehren. Leider dauerte die Fahrt dorthin eine ganze Weile, sodass ich mich irgendwann ziemlich langweilte und sobald es dunkel wurde, fiel mir das Auto fahren noch viel schwerer.

Irgendwann war ich unglaublich müde und wollte einfach nur noch ankommen, näherte mich jedoch erst dem Stadtrand, was bedeutet dass ich noch ein wenig durchhalten musste. Auf dem Weg dachte ich viel darüber nach,wie das Haus jetzt wohl aussah, wobei ich das knallige Pink,in welchem es früher gestrichen war,schon praktisch vor mir sah. Früher war es dort trotz dem Wald sehr hell und der große Garten war immer frisch gemäht und mit Blumen übersät,was ich als Kind geliebt hatte.

Ich fand es immer besonders schön im Gras des Gartens zu sitzen und mich einfach umzusehen. Da ich klein war hatte ich mir immer vorangestellt, dass dort Feen umherfliegen würden. Der Gedanke an diese Zeit brachte mich leicht zum Schmunzeln.
Ich fand es dort viel schöner als in der Stadt in der ich bis jetzt gewohnt hatte, weshalb ich mir schon lange gewünscht hatte, diesen Ort nochmal zu sehen. Ich konnte nicht genau sagen was es war, aber der Ort hatte etwas an sich, was mich anzog.

Da ich nun schon lange aus der Stadt raus war,  näherte ich mich schon bald dem Dunklen Wald, in den mich mein Navi schickte. Sobald ich von dem dichten Schwarz umringt war fühlte ich mich unwohl. Es war ein wenig gruselig,das musste ich zugeben, aber auch wenn es schon dunkel war, versuchte das Pinke Haus zwischen den Bäumen ausfindig zu machen. Und dann kam der Moment,als ich es endlich sah.

Ehrlich gesagt war ich sehr enttäuscht von dem Anblick, denn es war kein Stück von dem Pink mehr übrig geblieben,überall  waren kahle Stellen und ein paar Fenster waren zerbrochen. Auch der sonst so schöne Garten war vollständig zugewachsen und fast das ganze Haus war von verschiedenen Pflanzen eingewachsen. In dieser Kombination sah es einfach nur gruselig aus.

Ich war so geschockt,dass ich erstmal gar nicht aus meinem Auto stieg.Hier sollte ich wohnen?
Ich glaube ich hatte mich zu früh gefreut,denn dieses Haus ähnelte dem von den früheren Zeiten überhaupt nicht mehr.

Langsam stieg ich aus dem Auto und lief,über den knirschenden Waldboden auf das Haus zu. Mein Schlüsselbund klimperte ein wenig als ich ihn aus meiner Tasche zog und zusammen mit meinen Schritten auf dem Waldboden,war es das einzige Geräusch hier. Ich drehte den Schlüssel im Schloss und stieß die Tür auf. Entgegen meiner Hoffnungen sah es im Haus es nicht viel besser aus. Alles war dunkel, kaputt und träge, was einem das Gefühl von Unsicherheit vermittelte. Auch die Lampe flackerte als ich den Lichtschalter betätigte und ging letztendlich ganz aus. Zum Glück war das die einzige Lampe die nicht funktionierte,denn die anderen gingen, zwar mit einigen Problemen, alle an.

Ich stellte also mein Handgepäck erst einmal im Wohnzimmer ab und beschloss den Rest meiner Sachen ich morgen am Tag reinzuholen. Das erste was ich überprüfte war ob es hier Internet gab. Und tatsächlich hatte das Haus W-Lan. Im Ernst?Das ist eines der heruntergekommensten Häuser die ich jemals in meinem Leben gesehen hatte und ich hatte schon damit gerechnet, dass es hier keines gab, aber es hatte wirklich W-Lan?
Wo blieb die Logik?

Schnell verband ich mein Handy und testete den Strom, welcher auch im gesamten Haus vorhanden war. Erschöpft setzte mich dann letztendlich auf das Sofa und schaltete den etwas älteren Fernseher an. Es dauerte kurz bis er sein Signal empfing aber letztendlich funktionierte er wenigstens.   Ich lag keine fünf Minuten auf dem Sofa, da schlief ich, ohne wirklich viel vom Fernsehprogramm gesehen zu haben, schon ein.

The Ghost { m.yg }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt