#22 "Poesie", die Zweite.

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Hallo, meine lieben Leutchen und herzlich willkommen zu "Get Triggered", ich bin euer Host, _keepitnegative. Lasst uns also ohne viel zu reden direkt in den heutigen Content springen!

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Das letzte Mal, als ich über pseudo-deepe Texte geschrieben habe, haben unsere allseits beliebten Gesellschaftskritiker schwer in ihre Tastatur geatmet und sich von meinen Aussagen extremst angegriffen gefühlt. Und um dies zu vermeiden, werde ich absolut nichts unternehmen. boo hoo.

Allerdings stimmt es definitiv, dass ich nicht wirklich klar ausgedrückt habe, was ich eigentlich ausdrücken wollte, also werden wir dies heute aufholen. Klingt spaßig, oder?

Also setzt eure 'Masken' auf, holt eure Zweckreime heraus und macht euch bereit euch über Probleme zu beschweren, die eigentlich gar nicht existieren.

Mein Problem mit Texten, die so breit wie ein Ozean, aber so tief wie eine Pfütze sind, ist nicht, dass sie existieren oder, dass sie, sofern in Gedichtsform verfasst nur so von Zweckreimen stinken.

Jedoch plappern sie alle den selben Scheiß nach. Beliebte Themen sind vor allem unsere Gesellschaft, Einsamkeit, Traurigkeit oder auch Masken. Denn anscheinend gibt es keine anderen Dinge, über die man nachdenken kann oder über die man schreiben kann. Gleichzeitig hat man aber auch das Gefühl, dass es bei Autoren solcher Texte ein Wettbewerb herrscht: "Wer kann am individuellsten und speziellsten sein."

Dabei geht es nicht darum, sich mit seinen Texten abzuheben oder Leuten eine ganz andere Sichtweise auf banale Dinge zu eröffnen, um sie den Lesern ins Bewusstsein zu bringen. Denn das wäre ja produktiv.

Viel mehr geht es darum, wer die komischste Kleidung, das speziellste Hobby oder auch am Besten über Probleme schreiben kann, die nicht existieren. Wozu braucht man denn auch Persönlichkeit? Werde auch du heute noch ein Individuum, mit dem "Gesellschaftskritiker Starterpaket"!

 Wozu braucht man denn auch Persönlichkeit? Werde auch du heute noch ein Individuum, mit dem "Gesellschaftskritiker Starterpaket"!

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Bis hierher war das alles eher "spaßige Kritik" meinerseits. Also werden wir etwas ernster, denn nun kommt der eigentliche Crux und auch der Grund, warum ich nochmals versuche meine Meinung über Poesie mit euch zu teilen.

Ich nehme jetzt einfach mal an, dass jeder weiß, was eine Negativspirale ist?

Ich beschreibe damit den Prozess der "Negativierung" und was ich damit meine ist ziemlich einfach:

- Du liest etwas Negatives. Gerade zum Beispiel Poesiesammlung Nummer 237284376348 und in jedem Kapitel wird gepredigt wie schlecht unsere Gesellschaft ist und wie blind wir alle doch sind und auch, wie diese Texte uns in das Licht führen, welches wir verloren haben.

- Gerade, weil es so oft gepredigt wird nimmst du diese Probleme als echt wahr und adaptierst diese negative Meinung über die Gesellschaft, obwohl du eigentlich davor keine Probleme hattest.

- Da dich diese super, duper schlimme Gesellschaft mittlerweile extremst negativ beeinflusst ließt du mehr solcher Werke, um deinen Glauben an diese Probleme nochmals zu bestätigen.

Und schwupps: Die Negativspirale.

Sobald jemand das Echo eines Problems ist, dass ziemlich lokal ist oder nur diese eine Person dieses eine Problem hat, vestreut es sich. Leute beginnen die selben Probleme zu haben, scheinbar aus dem Nichts. Ergo: Es validiert sich selbst immer und immer wieder.

Auch ich bin davon nicht sicher. Immer, wenn ich ein "Ich zerstöre..." schreibe und statt meine Meinung über ein Buch abzugeben, meine Meinung über ein Autor abgebe bin ich das Echo meiner eigenen Meinung und da es immer Leute geben wird, die einem zustimmen, wird es auch Leute geben, welche das selbe Problem haben oder erkennen, scheinbar aus dem Nichts.

Also validiert es sich selbst.

Den Prozess, welchen ich gerade versucht habe zu erklären ist weitaus komplexer als mein extremst vereinfachter Text darüber. Trotzdem illustriert es das, auf was ich hinaus will ziemlich gut:

Tut nicht so, als wäre eure Poesie ein Nährboden für Positivität und Individualität, denn es ist das genaue Gegenteil. Das ständige wiederholen von illustren Problemen führt nicht zu Positivität, viel mehr ertränkt es jede Form dessen.

Außerdem finde ich dieses ständige Gerade vom "Anderssein" einfach nur banal. Du bist nicht anders, oder individuell, wenn du ständig predigst wie anders du bist und wie du nicht das von dir ausgedachte Raster der Gesellschaft passt.

News Flash: Die Gesellschaft hat keine Raster. Es gibt kein Gesetz oder Regel, welche Menschen kategorisiert oder bewertet. Es kommt von euch selbst. Ihr erstellt ein Raster für jeden außer euch selbst, damit ihr so tun könnt, als würdet ihr nicht hereinpassen.

Gleichzeitig aber ist dies wieder ein neues Raster, ein Raster oder auch: Eine Gesellschaft von Menschen, die so tun als seien sie kein Teil einer Gesellschaft. Auch finde ich die Idee einer Gesellschaft im Sinne von "die anderen sind die Gesellschaft, nicht ich." einfach nur... behindert. Rollstuhl-Level behindert.

Wir alle sind Teil 'der Gesellschaft' es ist kein Club, wo manche Mitglied sind und andere nicht und, wenn du wieder dein Gesellschaftskritiker Starterpaket hervor holst und jedem sagst wie groß die Probleme doch sind und wie schlimm die Gesellschaft doch ist, dann vergisst man sehr schnell ein wichtiges Detail: Man ist Teil des Problems.

Wenn ihr also wirklich Positivität bewirken wollt, dann redet nicht nur in kurzen, gekünstelten Kapitel über Geisterprobleme, sondern tragt etwas bei, seid produktiv.

Anstatt über Einsamkeit zu schreiben, schreibt doch mal über Gemeinsamkeiten. Benutzt dieses super deepe, spezielle Denken welches ihr ja alle besitzt doch mal, um alltägliche Dinge aus einem neuen Licht zu sehen und ihnen eine Bedeutung zu geben und bringt diese euren Lesern näher.

Inspiriert andere Großes zu leisten, anstatt immer so zu tun als wärt ihr dieses eine, strahlende Individuum umgeben von der ach so bösen und ach so schlimmen Gesellschaft.



cheers,
_keepitcolourful.

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