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Das Mädchen wurde, mit kaum Protest, in dem Freudenhaus aufgenommen. Die ehrenwerte Dame hatte das Kind nur kurz gemustert und dann naserümpfend zu Minseok gesehen. „Großartig, machen wir jetzt ein Waisenhaus aus diesem Bordell? Na mir soll ein weiteres Gör Recht sein, wenn mir nur Niemand noch mehr Kinder in dieses Haus schleppt, habt ihr verstanden?!" Minseok wusste, dass sie nicht wirklich wütend war und bedankte sich mit einer festen Umarmung, die die ehrenwerte Dame nicht zugab, erwidert zu haben.

Astralia war beinahe beleidigt, als Minseok ihr verkündete, dass Rahil nun bei ihnen Leben würde. „So ist das also?", sagte sie mit Spott in der Stimme. „Ist das das Schicksal dass eine Mutter zu ertragen hat? Sie wird ersetzt von der nächsten Frau, die ihr Sohn auf der Straße findet?"

Minseok hatte wild gestikuliert und sie gebeten nicht so laut zu sprechen. „Natürlich nicht", hatte er gezischt, er hoffte wirklich Rahil hatte sie nicht gehört. „Bitte sag so etwas nicht wieder!" Astralia hatte tatsächlich ein wenig geknickt über Rahils Anwesenheit gewirkt, aber das Mädchen war, trotz ihrer zarten Abstammung, eine harte Arbeiterin und schrubbte die Flurböden mit der Entschlossenheit nichts falsch zu machen, was Astralia offensichtlich gefiel.

„Ein Bordell in dem Kinder für uns arbeiten!", lachte ein Mädchen mit blonden Haaren, ein paar Abende nach dem Rahil hier aufgenommen wurde, später. Es war spät und die Frauen die nicht arbeiten mussten, trafen sich in einem der unbenutzten Räume, wo sonst Gäste auf Kissen und Decken empfangen wurden. Süßes, berauschendes Parfum lag in der Luft.

„Klingt wie aus einer Gruselgeschichte, denkt ihr nicht?", lachte Roselia, sie hatte rote Haare wie eine reife Rose und sonst immer viele Kunden. Roselia kämmte Rahils schwarze Haare und begann dann sie zu flechten.

„Du hast so schönes, gesundes Haar Rahil, wie alt bist du noch gleich?"

„Fünfzehn", lächelte sie vorsichtig und warf einen flüchtigen Blick in Minseoks Richtung.

„Fünfzehn schon!", sagte ein anderes Mädchen. „Wenn du noch ein Jahr wartest, dann wird dich die ehrenwerte Dame bestimmt als festes Mädchen hier einstellen."

„Rede keinen Unsinn", lachte Roselia. „Sieh dir nur Minseoks böses Gesicht an, ich denke nicht, dass er einen solchen Deal erlauben wird. Und wir wissen alle, dass sowohl die ehrenwerte Dame, als auch Astralia nach seiner Pfeife tanzen." Die Mädchen lachten allesamt. Jemand fing an Schmuck an Rahil zu verteilen. Goldketten für den schmalen Hals und Goldreifen für die Arme. Klippohrringe und edelsteinbesetzte Haarspangen.

„Minseok", setzte Rahil unsicher an. „Ist...Astralia deine Mutter?"

„Nein", lächelte er. „Aber sie hat mich zu sich genommen, als ich ganz alleine und schwach war. Sie ist wie eine Mutter für mich geworden."

Roselia fixierte Rahils Haare mit ein paar Haarspangen und ließ dann von ihr ab. Es war eine schöne Flechtfrisur und stand Rahil unglaublich gut. „Astralia hat sich schon immer so dringend ein Kind gewünscht, es hätte für uns alle keine Überraschung sein sollen, als sie eines Tages mit dir in ihren Armen nachhause gekehrt war."

Ein paar Frauen blickten bestürzt auf ihre Hände, ein paar andere – Neuere – nur verwundert drein. „Was bedeutet das?"

„Vielen ist es nicht bekannt", erzählte Roselia mit gesenkten Augen. „Aber Astralia hat in ihren frühen Jahren in diesem Haus...empfangen."

„Sie war schwanger?", fragte das Mädchen – Lia – mit den blonden Haaren. Die anderen Frauen tauschen schockierte Blicke aus. „Das ist ein Regelverstoß!"

FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt