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Die Soldaten brachten sie in Jongins Schlafgemach und bedeuteten Chanyeol hier zu bleiben, als er sich umdrehen wollte, um ihnen zu seinem eigenen Zimmer zu folgen.

„Was hat das zu bedeuten?", fragte er den Soldaten, der ihn nicht passieren ließ.

„Du wirst von nun an bei dem Prinzen leben", erklärte der Mann kühl. „Befehle des Königs."

Chanyeol fand keine Worte, bevor die Soldaten gegangen waren und Jongin und Chanyeol alleine ließen. Seine Fragen wurden erstickt, als Jongin schwankend zu Boden krachte und keuchend nach Atem rang. Chanyeol war an seiner Seite und hielt in an den Schultern fest, bevor Jongin völlig zusammenbrechen konnte.

„Bei allen Göttern, bei allen Göttern", flüsterte Jongin mit blauen Lippen und zitterndem Körper. „Bei allen-"

„Ganz ruhig", flüsterte Chanyeol, unsicher was er tun sollte. „Alles ist gut, alles ist gut."

Jongin schüttelte den Kopf. „H-hast du nicht...hast du nicht gesehen, was-" Er würgte und presste sich eine Hand vor den Mund, um den Reiz zu unterdrücken. Chanyeol stand geschwind auf, trug eine Schüssel Wasser zu Jongin heran und anschließend Handtücher und Decken.

„Wisch dir das Blut ab, das wird helfen."

Jongin tauchte seine Hände langsam in das Eiskalte Wasser und Tränen flossen aus seinen Augen, als sich das eiskalte Badewasser sogleich hellrosa verfärbte. „Himmel", flüsterte er wieder. Er rieb sich erst sachte über die Hände und Arme, dann immer schneller und mit Druck, bis er sich mit den Fingernägeln beinahe die Haut aufkratzte. Chanyeol presste ihn von der Wanne fort und taumelte mit ihm zu Boden, während Jongin weinte und tobte und um sich schlug. Chanyeol schlug schließlich beide Arme und Beine um Jongin, bis er sich nicht mehr bewegen konnte. Sein Herz hämmerte gegen Chanyeols Brust, wie das Herz eines kleinen, aufgeregten Spatzen.

„Wir sind voller Blut", weinte Jongin.

„Wir sind in Ordnung."

„Nein, nein...wir...wir haben Menschen getötet Chanyeol, wir sind Mörder, wir-"

„Sie hätten uns getötet."

„Sie waren nur Marionetten, nur dumme Puppen, sie konnten doch nicht-" Jongin vergrub sein Gesicht in Chanyeols Halsbeuge und weinte heftig gegen seine warme Haut. Chanyeol umschlang ihn fester und spürte weder Reue, noch Trauer über das was er getan hatte. Sie hatten sich nur zur Wehr gesetzt und die Soldaten waren wissend in diesen Kampf gegangen. Jongin jedoch schien mehr zu sehen als Chanyeol, er schien mehr zu fühlen über den Tod von neun Soldaten, die ihn bedroht hatten. Vielleicht war das der Moment in dem Chanyeol realisierte, dass er auf ewig an Jongins Seite bleiben wollte. Weil Jongin gut war und um Tote trauerte, die ihn aufgrund eines Befehls zur Strecke gebracht hätten.

Es dauerte eine Weile, bis Jongin sich beruhigt hatte und als die Tränen versiegt waren, leuchteten Jongins Augen weinrot und das grün der Iris war noch strahlender als jemals zuvor. Smaragde in einer Blutlache.

Chanyeol ließ von ihm ab und sie lehnten sich an die Wand zurück, wo er Decken um sie ausbreitete. Jongin rückte nahe an ihn. Wärme und Nähe suchend.

„Es sollte ein Test sein", sagte Jongin dann schniefend. „Sie wollten testen, wie treu du...wie viel Treue du mir gegenüber hegst. Mein Vater sollte mich auffordern dich zu töten und ich sollte dich angreifen. Wenn du dein Schwert gegen mich erhoben hättest um anzugreifen, um mich zu verletzen, dann hätten sie dich exekutiert." Jetzt verstand Chanyeol langsam. Er hatte Jongin Vertraut und er hatte nicht glauben wollen, dass der Prinz ihn verraten würde. Er hatte richtig gelegen und der Gedanke füllte ihn mit schwerer, aber süßer, Erleichterung.

FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt