●Maroon 5 ft. Future - Cold●
Eineinhalb Wochen waren verstrichen seit das Ehepaar Barroso das Büro von Mrs. Gielow verlassen und in ihren Alltag zurückgekehrt war. Seit jeher war nichts Ungewöhnliches geschehen. Zum großen Erstaunen des Ehepaares, gab es keine allzu großen Streitereien und selbst kleine friedliche Gespräche kamen zwischen ihnen zustande, sobald beide anfingen miteinander zu sprechen. Amira, so auch Kian waren äußerst bestrebt, sich angemessen auszudrücken, als auch vorab über ihre Wortwahl nachzudenken, bevor sie ihre Sätze vervollständigten. Denn beide erweckten recht schnell den Eindruck, als hätten sie nicht den nötigen Nerv für einen erneuten Streit aufzubringen, sodass sie dem aus dem Weg zu gehen bestrebten.
Kian nämlich, war die letzten zehn Tage damit beschäftigt, die Verhandlungen mit den Geschäftspartnern in Tokio auf die Beine zu stellen, weshalb er selbst beim Nachhause kommen Stunden lang an seinem Schreibtisch saß, um Projekte, Verträge und Skizzen hintereinander durchzugehen. Amira auf der anderen Seite, die seit Monaten den Job als Kians Assistentin nicht mehr nachgegangen war, hatte nur hin und wieder, sich nicht zurückhalten könnend, unauffällig über die Projekte geschaut und ein paar Kleinigkeiten verbessert, falls Kian zu müde gestimmt, auf dem Schreibtisch eingeschlafen, war. Ansonsten hatte Amira,nach dem letzten Meeting mit Mrs. Gielow, jeden Morgen nach Kians Aufbruch zur Arbeit, sich mit ihrem alten Notizblock an den Tisch gesetzt und angefangen einige neue Skizzen anzufertigen. Am Anfang als sie eine ihrer spitzen Bleistifte in die Hand nahm und zum Zeichnen ansetzte, beschlich sie die Angst, dass sie ihre Begabung nach all den Jahren verlernt haben könnte, doch je mehr sie mit dem Stift über das makellose Blatt Papier fuhr, desto schneller huschte dieser nach einer Zeit über die gemachten Linien und angesetzten Schattierungen. Unwillkürlich schweiften dabei ihre Gedanken immer wieder zu Maya und der Idee mit der Boutique, doch bevor sie diese verfeinern konnte, schüttelte sie den Kopf und konzentrierte sich erneut auf das Wesentliche. Das Zeichnen tat Amira gut, wie sie bemerkte. Es gab ihr, wie früher in ihrer Jugend, die Möglichkeit einen freien Kopf zu bekommen und sich zu entspannen. Wie auch jetzt der Fall war. Denn seit Tagen war sie ruhiger gestimmt, wie seit längerer Zeit nicht mehr.
Am heutigen Tag, ein Tag vor dem nächsten Meeting mit Mrs. Gielow, hatte Amira Kians Lieblingsessen, Nudeln mit Champignonsauce zubereitet, da dieser morgen vor der Eheberatung das große Treffen mit den Kunden aus Tokio haben würde, für dessen Aufträge er die letzten Tage kaum ein Auge zugemacht hatte. Amira wusste, wie aufgeregt ihr Ehemann innerlich sein würde, weshalb sie das unbändigende Bedürfnis verspürt hatte, genau an diesem Tag dieses Gericht für ihn herzustellen, um ihn, wenn auch nur eine kleine Freude zu bereiten, zumal sie selbst keinen großen Appetit hatte.
Als Amira in dem Augenblick den am Herd stehenden Topf an beiden Seiten mit einem Lappen anhob, drangen Schlüsselgeräusche in ihre Ohren und als die Tür ins Schloss fiel, wusste sie, dass Kian von der Arbeit zurückgekommen war. Nachdem einige Fußschritte erklungen waren, machte sich seine Statur am Türrahmen der Küche bemerkbar und Amira blickte ihn Sekunden darauf von der Seite aus an, als sie die Nudeln auf einem Teller entleerte.
Kian stach, wie immer, wegen seines guten Aussehens unmittelbar hervor, was Amira, wie auch jetzt, eine Gänsehaut bescherte. Zwar hatte er einen seiner Anzüge an, die er auf der Arbeit trug und die ihn strenger wirken ließen, aber der lange dunkle Trenchcoat und die aufgrund des Windes leicht zu allen Seiten herab stehenden Haare, ließen ihn so unbeschwert wirken, dass er trotz seiner Erschöpfung, die der Tag mit sich brachte, einfach nur perfekt und makellos wirkte.
»Hallo«, sagte er ruhig und aufmerksam zugleich, während er sich am Türrahmen anlehnte und Amira betrachtete, die sich eine rosa Schürze um die Hüfte gebunden hatte. Kian musste bei ihrem Anblick unwillkürlich schmunzeln.
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La mauvaise foi | ✓
Romance»Du siehst es nicht, Kian. Du hast es auch damals nie sehen wollen, wenn eine Scheibe Risse vorwies und sie kurz davor war auseinanderzufallen. Du hast die daraus resultierenden Scherben nie gesehen, die die sich überallhin verstreuten, in kleine St...