☘Chapire spécial № 4☘

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Mo, 28. Oktober 2013

Es klopfte. Klopfte zunächst zaghaft. Als im Anschluss darauf sich nichts bewegte, nichts ertönte, keine Reaktion vonstatten wurde, erklang das Klopfen ein weiteres Mal und mit ihr öffneten sich auch langsam die schweren Lider von Kian.

Dieser murrte auf und griff auf der Suche einen Kissen zu ergattern völlig aus der Luft gegriffen zu beiden Seiten. Als dann seine linke Handinnenfläche den Stoff des weichen geschmeidigen Bezuges zu spüren bekam, da schnalzte er zufrieden und schlug sich das Kissen mit einem Mal gen Kopf, um das Geräusch des Klopfens zu dämmen. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, als er kurz davor war wieder in einen gemütlichen Schlaf zu versinken, doch ehe er sich komplett entspannen konnte, erklang der Laut von erneutem wie ein Donnerschlag, der diesmal hingegen Blitze und auch das Grollen miteinbegriff, denn das Klopfen war nun viel intensiver, viel härter.

Und das zarte Klopfen, wandelte sich im Handumdrehen in ein aggressives Hämmern um. Seinerseits absolut auffordernd, das mehr oder weniger indirekt besagte, dass dieses Klopfen nicht eher aufhören würde, bis jemand darauf reagierte. Genau diese Erkenntnis sickerte Kian in seinem Halbschlaf durch und genervt auf knurrend schmiss er wütend seinen Kissen auf den Boden und schwang seine Beine übers Bett, sodass er wenige Sekunden später auf der Bettkante saß. Den Kopf nach unten gerichtet und die Augen geschlossen gehalten, erweckte er den Eindruck, als würde er sich jeden Moment wieder auf sein Laken zurück werfen und weiter schlafen. Er war hundemüde. Sein Kopf pochte, seine Gliedmaßen schmerzten von einem Verbindungspunkt zum anderen seines Körpers. Er fühlte sich mit seinem 25 Jahren wie ein 65-Jähriger alter Rentner, der sich in einen Endzeit Urlaub versetzt hatte. Er wollte nicht mehr aufstehen, denn alles in ihm sträubte sich gegen diesen Versuch.

Stattdessen legte er den Kopf in den Nacken und ein kleines Lächeln bildete sich automatisch auf seinem Gesicht als er in für eine Millisekunde in Erwägung zog, sich wieder auf seine gemütliche Matratze zu legen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Doch da erklang dieser aufdringliche Klopfen zum wiederholten Male an diesem Morgen.

»So ein verfickter Scheiß. Halt endlich die Klappe«, fluchte Kian knurrend, nachdem er verstand, dass es keinen Sinn machte dies zu ignorieren. Deshalb stemmte er seine Hände an den Knien ab, um aus dieser Position heraus Kraft zu schöpfen und sich mit einem Schwung aufzurichten, was ihm auch in Anschluss darauf gelang. Dass er es überhaupt schaffte ordentlich auf den Beinen zu stehen, wunderte ihn. Denn nachdem er an besagtem ersten Abend wieder an Amira denken musste und dabei im Selbstmitleid gebadet hatte, waren schnell aus einer Flasche eine zweite und eine dritte geworden. Er hatte irgendwann aufgehört zu zählen, denn zu sehr war er darauf fokussiert sein kummervolles Herz zum Schweigen zu bringen. Er wollte es lähmen, nur für einen ganz kurzen Augenblick, einen kurzen Moment. Er wollte nur für eine minimale Minute einfach nur im Frieden mich sich sein.

Nun hingehen hatte er sich den bitteren Konsequenzen dieses Abends zu stellen, denn er hatte das Gefühl, dass er ein Felsbrocken um den Kopf gebunden hatte, der ihm jeden Moment das Gleichgewicht entriss. Außerdem sorgte das stetige laute Klopfen an der Tür ebenfalls dafür, dass der Lärm, ihn wie ein lautes Feuerwerk attackierte, welches einem Bombenanschlag gleichzustellen war. Das Gesicht verziehend, streckte Kian letztlich die Hand nach seinem T-Shirt aus, welches auf dem Boden lag und streifte sich diese vorsichtig über, ehe er seine gräulich verfärbte Jogginghose am Bund enger zusammenband, um sich einen festen Halt auf den Hüften zu gewähren.

Mit einem mehr oder wenigen sicheren Stand, machte er sich dann letztlich auf dem Weg diesem morgendlichen Störenfried auf den Grund zu gehen, weshalb er ohne große umschweife sein Zimmer verließ, die Treppen runtereilte und auf die Haustür zulief an der immer noch beharrlich geklopft wurde.

La mauvaise foi | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt