☘Chapitre spécial № 3☘

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Mo, 21. Oktober 2013

Tage verstrichen dahin, immer und immer wieder, demselben Alltagszyklus folgend. Zunächst stieg die Sonne auf, öffnete sich dem Menschen gegenüber, wie der Federfächer eines männlichen Pfaus, welcher der Menschheit seine reizvolle unantastbaren Schönheit repräsentierte, ehe es sich Stunden später erneut zurückzog und der Welt ihre kunterbunten Farben vorenthielt. Düstere Farben erwachten zu leben und die Nacht brach unmittelbar heran.

Kian Barroso war hingegen der Einzige, der sich dessen unbewusst war, an dem dieser Ablauf vorbeirauschte ohne seine Erkenntnis zu streifen. Denn für ihn schien, seiner verschleierten Wahrnehmung nach zu urteilen, die Welt stehen geblieben zu sein, derweilen sich der Tag wie eine klebrige Kaugummimasse zusammengezogen hatte. Er war nämlich schlichtweg immer noch davon ausgegangen denselben Tag zu erleben. Ausschlaggebend für diese Haltung war nur ein kleiner Punkt, und zwar, dass er unverändert, immer noch getrennt von der Liebe seines Lebens war.

Wie konnte also der Zyklus weiter fortbestehen, die Erde die Sonne und den Mond umgarnen, wenn doch den Mittelpunkt seiner Welt nur eine einzige Person darstellte und die gewiss nicht mehr bei ihm war ? Kian hatte sich Mühe gegeben, hatte versucht seine Heimatstadt mit seinen alten Erinnerungen wiederzubeleben, aber schnell wurde ihm klar, dass es damit erneute Qualen in ihm hervorrief. Das Scheitern seines innerlichen Kampfes war nämlich schon da besiegelt worden, als in jeder Ecke dieses Hauses die wunderschönen grünen Augen seiner Frau zu leben erwachten und seine Sicht einnahmen.

Um dieser Folter nicht länger ausgesetzt zu sein, hatte Kian es dann vorgezogen, in den letzten Tagen seit seiner Ankunft in einem Stillzustand zu verharren. Die Tage verstrichen rasend schnell durch seinen immer mehr zunehmenden Alkoholkonsum und gefangen in seinen Erinnerungen und diesem Delirium hatte er nichts weiter getan, als sich in der großen Cottage einzuschanzen und sich freiwillig einer Starre aus vernebelten Gedanken zu ergeben.

Als er also endlich die Augen öffnete und die Sonne seine hellen Strahlen auf das Bett warf, da hatte Kian das Gefühl, als würde selbst die Mutternatur ihn für sein Verhalten verspotten. Verärgert und doch kraftlos durch die Schaflosigkeit, die ihn seit langem Heim suchte, vergrub er brummend seinen Kopf in das Kopfkissen und wünschte sich wieder in diesen Rauschzustand zurück. Jetzt war er aber wach, hellwach und das miserable Gefühl, welches wenigstens während seines Schlafes die Finger von ihm gelassen hatte, nahm wieder Besitz von ihm.

Da ihm die Hitze der Sonne in dieser liegenden Lage zunehmend unangenehm wurde und er die perlenartigen Schweißtropfen auf seiner Stirn zu erfassen bekam, entschied er sich -trotz des innerlichen Protestes, den er mit sich selbst führte-, aufzustehen und einen Kaffee zu trinken, um endgültig wach zu werden.

An Appetit war ebenfalls schon seit Tagen nicht mehr zu denken. Jedes Mal, wenn er Hunger bekam und sich von seinem Lieblingsrestaurant etwas liefern ließ, hinderte ihn eine innerliche Bedrücktheit letztlich daran, dass Gericht vor ihm zu verspeisen. Nach wenigen kläglichen und appetitlosen Bissen legte er meistens das Besteck wieder zur Seite und starrte ins Leere.

Als Kian seine karierte Jogginghose anließ und nur seinen Oberkörper mit einem schlabbrigen, weiten T-Shirt bedeckte, machte er sich missmutig schlendernd auf den Weg in die Küche. Dort ging er in der Stille seiner täglichen Routine, die er sich seit seiner Ankunft aufgestellt hatte, nach, stellte sich vor die Kaffeeschmaschine, damit er den Kaffeebehälter wechseln konnte und fischte sich aus einen der Küchenschränke über sich eine Tasse raus.

In diesen Momenten machte ihn diese Ruhe ausnahmsweise Mal nicht zu schaffen, denn er war weiterhin in seinem Rausch gefangen und deshalb noch nicht imstande dazu seine Gedanken laut aussprechen zu lassen. Lediglich seine Schritte angesichts seine nackten Füßen, ließen die ersten und einzigen Geräusche erklingen, bis der Kaffee vor sich hindampfte und er diese konzentriert in seinen Becher goss.

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