☘Chapitre spécial № 5☘

650 58 42
                                    

Di, 29. Oktober 2013

Sanft umfasste der 21-jährige Kian Barroso, die viel zu kleine Hand seiner Freundin, welche in seiner regelrecht untertauchte. Dabei richtete er seinen erwartungsvollen und zuversichtlichen Blick in ihre Richtung, nur um erkennen, wie sie nervös an den Knöpfen ihres Hemdes herumfummelte und im Wechsel dabei durch ihren ordentlich gemachten Frischgrätenzopf fuhr, der hier und da einzelne ihrer kleinen Strähnen auf ihr Gesicht herabfallen ließ.

Der aufgeregten und mehr als kritischen Blick, mit dem sie immer wieder ihren Körper abcheckte und dabei ungehemmt auf ihrer Unterlippe kaute, spiegelte ihre Unsicherheit wider. Wie sehr sie diesen herannahenden Moment in letzter Zeit gefürchtet hatte, dachte sie sich.

Kian unterdrückte sich nur schwer ein lautes Lachen, als er weiterhin beobachtete, wie sie verzweifelt mit dem obersten Knopf ihrer Bluse zu hadern hatte. Frustriert schob sie ihre Unterlippe nach vorne, als ihr der Versuch missglückte, was Kian wiederum nicht länger mitansehen konnte, weshalb er sich vor sie stellte und selbst Hand anlegte.

Als er den letzten Knopf geschlossen hatte, wanderten seine Hände an ihren Hüften entlang. Er verhakte sich mit den Fingern an ihren Gürtel und zog sie dicht an sich heran. Amira schnappte hörbar nach Luft und spürte, wie ihre Wangen feuerrot wurden, als sie ihren, über ein Kopf größeren Verlobten angesichts dieser plötzlichen Nähe nicht anblickten konnte und währenddessen beschämt auf seine Brust starrte.

Was war nur in sie gefahren ? Gleich würde sie Kians Eltern zum ersten Mal kennenlernen und sie war in ihrem Leben noch nie so aufgeregt gewesen, wie jetzt. Jeden Augenblick würde ihre das Herz aus der Brust springen, hatte sie das Gefühl und ihr war gänzlich mulmig zumute. Sie wusste von Kians Erzählungen her, dass seine Familie mehr als streng war und obwohl sie versuchte positiv zu bleiben und keine Schwäche neben Kian zu zeigen, weil sie nicht wollte, dass er sich Sorgen machte, konnte sie auf der anderen Seite doch nicht verhindern, die aufsteigende Übelkeit in ihr zu unterdrücken. Sie bekam heute nichts auf die Kette. Ihr Hemd, mit dem sie gefühlt seit einer halben Stunde kämpfte, bestärkte sie zusätzlich in diesem Glauben. Alles nur wegen Kian !, dachte sie sich. Er bekam einfach nicht genug von ihr und der Gedanke, dass Mrs. Barroso auch nur im Ansatz erahnen könnte, was vor nicht einmal weniger als zwanzig Minuten im Auto passiert war, ließ in Amira den Wunsch aufkommen, dass der Erdboden sich auftun und sie verschlucken würde. Sie hätte sich nicht wieder von diesem schönen Lächeln um den Finger wickeln lassen dürfen, sprach sie verärgert zu sich selbst.

Ein kehliges Lachen erklang augenblicklich und sie wurde hellhörig, gleichwohl sie den Blick nicht anhob.

»Du denkst zu viel nach, querida.«

Na toll, jetzt machte sich dieser Idiot auch noch lustig über sie. Amira hätte von Anfang an ihrem Instinkt vertrauen sollen, als sie ihn kennengelernt hatte. Ja, er war ein Idiot.

Aufmüpfig zog sie die Augenbrauen zusammen.

»Schau mich an, querida...«

Doch als sie dem bewusst nicht nachging, seufzte er auf, fasste sie sachte am Kinn und zwang sie seinen Aufforderungen nachzugehen. Als sie ihn mit unschuldig ängstlichen Augen anblickte, konnte Kian nicht anders als erneut zu lachen, ehe er sich zu ihr runter bückte und seine Stirn an ihre lehnte. Er schloss die Augen, sog friedvoll ihren Duft in sich ein.

»Wenn du mich so unschuldig anblickst, kann ich mich nur schwer konzentrieren«, raunte er ihr zu und gab ihr anschließend einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze.

»Ich bin bei dir, ok ? Habe keine Angst. Solange du bei mir bist, werde ich nicht zulassen, dass dir jemand zu nahe tritt. Sei einfach du selbst, denn so liebe ich dich und ich bin mir sicher, wenn meine Eltern dein wahres Ich kennenlernen, dann werden sie dich genauso sehr lieben.«

La mauvaise foi | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt