●Samira Said ft. Cheb Mami - Youm Wara Youm●
Die Uhr tickte auf Punkt Acht Uhr und den großen Zeiger aufmerksam verfolgend, beschloss Amira, als dieser letztlich auf die Zwölf schlug, sich von ihrem versteinerten Zustand zu befreien und sich aus dem Bett zu begeben. Ihr angespannter Körper lockerte sich etwas auf, als sie tief durch die Nase ausatmete und sich anschließend mit einer recht schnellen Handbewegung über das Gesicht fuhr, um die Spuren der bereits getrockneten Tränen endgültig wegzuwischen. Sie wollte die letzten Beweise ihrer Schwäche damit ein für alle Mal vertuschen, es so aussehen lassen, als hätte sie nie was gehabt, als hätte sie nie gelitten...
Als sie sich einigermaßen wieder in der Lage fühlte sich zu bewegen, begab sie sich auf die Bettkante zu und stand unmittelbar danach wieder auf ihren Beinen. Zunächst unsicher, doch anschließend stellte Amira sich stolz aufrecht, wie ein nicht aufgebender Ritter, der bis zur letzten Schlacht auf den Beinen stehen würde.
Barfuß und mit kleinen Schritten tapste Amira ins Badezimmer nebenan und als sie durch die bereits offen stehende Tür ihrem verzerrten Spiegelbild entgegenblickte, stoppte sie einen Augenblick lang am Türrahmen, unwissend darüber, ob sie dem wirklich standhalten können würde, wenn sie sich weiter vorwärts begeben und sich am Waschbecken näher betrachten würde.
Nach einer gefüllten Ewigkeit, so hatte sie schier den Eindruck, drückte sie sich mit den Schultern vom Türrahmen ab und setzte ihre ersten Schritte auf den Fließboden weiter, während ihr das Herz wie wild in der Brust klopfte. Sie würde es schaffen. Sie würde stark bleiben.Zusätzlich rief sich Amira in Gedanken zu, die Ruhe zu bewahren und entspannt zu bleiben. Doch der innerlich aufbrausende Sturm hatte bereits die halbe Landschaft in ihr verwüstet und gefühlsmäßig hatte sie ebenfalls den Eindruck gehabt, als wäre sie schon längst an die Küste der Meere gestrandet worden. Tief ausatmend fuhr sie sich erschöpft durchs Gesicht. Den Ehering, den sie dabei an ihrem rechten Ringfinger trug, spürte sie bei diesem Eingriff ebenfalls auf ihrer Haut aufkommen und als sie die Hand sinken ließ und auf den einzelnen dezent wirkenden Diamanten hinabblickte, der ihr entgegen funkelte, konnte sie nicht anders, als ein mattes Lächeln von sich zu geben. Mehr brachte sie leider nicht zustande. Trotz, dass sie wunderschöne Erinnerungen mit diesem Ehering verband, kam nichts Weiteres als dieses halbherzige Lächeln auf ihrem Gesicht zustande, welches sie zutiefst traurig stimmte.
Das wilde Herzklopfen, das unermessliche Glücksgefühl, welches sie beim Betrachten ihres Eheringes immer wieder verspürt hatte und die winzige immerzu aufbrausende Freude, die in einer Ecke ihres Herzens verstaut war, war nicht mehr da. Der Beweis ihrer Liebe, welcher durch den Diamanten symbolisiert wurde, brachte ihr Herz nicht mehr aus der Fassung, es klopfte nicht mehr wild herum, war nicht mehr bestrebt ihr fast aus der Brust zu springen und ihr den Atem als Gegenzug dafür wegzunehmen.
Sie spürte rein gar nichts...Erschrocken über diese Erkenntnis, ließ sie verzweifelt die Hand sinken und hielt sich nach Halt suchend an der Marmorplatte am Wachbecken fest. Je mehr sie sich von diesen Gefühlen distanzierte, desto mehr distanzierte Amira sich auch von sich selbst und darüber war sie sich mehr als bewusst. Ein Blick in den Spiegel bestätigte ihr diesen beängstigenden Gedanken, als sie völlig starr und mit anklagendem Blick ihrem Ebenbild entgegenblickte.
»Du hast versagt. Du hast in dieser Ehe vollkommen versagt.«
Ein Wimmern war kurz davor sich einen Weg durch ihre Lunge zu bannen und einen Fluchtweg nach draußen zu finden, aber Amira schaffte es dann doch noch sich im letzten Moment zusammenzureißen, ihre Verzweiflung für den Moment herunterzuschlucken und sich dann wieder gerade aufzurichten.
»Nein, ich falle nicht noch einmal. Das lasse ich nicht zu«, sagte sie, während sie sich vom Spiegel aus selbst in die Augen blickte. Sie wusste, dass ihre Worte einem Selbstbetrug glichen, aber sie konnte nicht anders, als dennoch zu hoffen, dass ihr Verstand es irgendwo annahm. Mit gesenktem Blick öffnete sie dann die Schublade unter dem Waschbecken, holte ihre Kosmetiktasche aus dem Schrank heraus und begann, sich damit frisch zu machen.
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La mauvaise foi | ✓
Storie d'amore»Du siehst es nicht, Kian. Du hast es auch damals nie sehen wollen, wenn eine Scheibe Risse vorwies und sie kurz davor war auseinanderzufallen. Du hast die daraus resultierenden Scherben nie gesehen, die die sich überallhin verstreuten, in kleine St...