14.Kapitel

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Die Türe zu meinem kleinen Trailer wackelte gefährlich in den Angeln, als ich sie hinter mir zuwarf, mich auf mein Bett fallen ließ und genervt aufstöhnte; das war ja mal gründlich daneben gegangen- nicht nur hatte ich mich vollkommen in Rage gebracht, ich hatte mich auch beleidigen lassen müssen. Wenigstens hatte ich herausbekommen, was Marik wirklich in sich drin hatte, und warum er immer so nett zu mir gewesen war; Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, ein Geschmack der geprägt war von dem Verrat, der vermutlich keiner war, und sich für mich doch genau nach so einem anfühlte; Hochverrat, von jemandem, von dem ich in den letzten Tagen wirklich gedacht hatte, dass er mir ein Freund werden könnte, mit seiner Art und dem Humor, der meinem so ähnlich war. Alles Lüge.
Mit einer entschlossenen Handbewegung, die mich vor allen, die den Kontext nicht kannten, wie einen Verrückten darstellen musste, versuchte ich die lästigen Gedanken zu vertreiben, die mir einflüsterten, dass ich Marik nicht nur als guten Freund hätte haben wollen, sondern dass sich da von meiner Seite schon etwas mehr gebildet hatte; zarte Knospen, die ich jetzt im Keim ersticken musste, da sie schon zu viel Luft bekommen hatten.
Ärgerlich schnappte ich mir mein Drehbuch, denn ich hatte schon vor langer Zeit bemerkt, dass ich gut Text auswendig lernen konnte, wann immer ich besonders starke Gefühle in mir drin hatte. Und diese Wut, oh ja, die zählte definitiv dazu; langsam schlug ich die Seiten auf, las mich dann ein. Es war angenehm, diese Geschichte zu lesen, auch wenn ich mich selbst aufregte, weil ich immer nur Marik und Mich in den Figuren sah- was auch dazu führte, dass ich das Textbuch nach, wenn es hoch kam, fünfzehn Minuten in die Ecke pfefferte, und dann beschloss, heute einmal frühzeitig zu Bett zu gehen. Beziehungsweise hatte ich das vorgehabt- am Ende lag ich doch stundenlang wach und starrte nur an die Decke, wütend auf mich selbst und die Welt- wobei die in diesem Moment aus Marik und seiner dummen kleinen Eskapade bestand. Von wegen es tat ihm leid, mir Hoffnungen gemacht zu haben- vermutlich lachte er sich gerade darüber kaputt, wie furchtbar einfach es doch für ihn gewesen war, mir wehzutun. Dem, laut ihm, dummen Kleinen Dennis. Aber das würde er zurückbekommen; alles.

Als ich klein gewesen war, sagte meine Mutter immer, dass die nettesten Leute am unheimlichsten waren, wenn sie wütend waren; in der Schule wurde es mir dann bestätigt, dass ich doch ganz schön gruselig werden konnte, wenn ich mich wirklich aufregte; und das es noch beängstigender war, wenn ich Rache an jemandem üben wollte; und genau das wollte ich ja jetzt an Marik. Er würde alle seine Stille, und sein Benehmen zurückbekommen, und irgendwo
hoffte ich, dass es ihm doch so wehtun würde, wie er mich verletzt hatte.
Wie hatte es ein Mädchen aus meiner zehnten Klasse einmal genannt? Ach ja, "Dennis ist so ein richtiger Racheengel.".
Ich lächelte bei der Erinnerung auf, doch dann sah ich Sophie auf mich zukommen, und meine Rachegelüste waren vorbei; sie war nett, sie mochte ich, und als sie sich neben mich setzte und begann, mir von ihrem Date zu erzählen, rückte Marik tatsächlich in den Hintergrund.

Allerdings auch nur so lange, wie ich ihn nicht sehen musste; als er mich vor der Probe grüßte- Zweifel in seinem Blick- sah ich weg; meine Rolle spielte ich, aber mehr Herzhaftigkeit bekam er heute nicht von mir. Keine verliebten Blicke, kein kleines Lächeln, wenn er mich ansah, und vor allem keinen Körperkontakt, wenn ich es irgendwie verhindern konnte. Als er mich in einer Szene an der Hand halten sollte, musste ich mich zusammenreißen, meine Hand nicht wegzuziehen, doch direkt nach dem Cut schüttelte ich seine Hand ab, sah ihm dann kalt in die Augen, und da bemerkte ich, dass er wohl begriffen hatte, was ich vorhatte.
Und von da an ging es nur noch bergab. Mik begann fast schon manisch, den Körperkontakt zu suchen, und ich versuchte, nicht einzuknicken, denn ich würde nicht nachgeben. Ganz sicher nicht; das hielt ich zum Glück durch, die ganzen Aufnahmen lang.
Danach würde ich sicher sein, redete ich mir ein, danach würde ich in meinen Trailer flüchten, und Mik nicht die Türe aufmachen; mein Plan wurde schon im Kern zum scheitern verurteilt.

"Hey, willst du nicht auf mich warten?", fragte Mik mich, lief neben mir, als wir das Set verließen, und ich sah zur Seite, seufzte leise auf. Auf so viel Gegenwehr hatte ich mich nicht vorbereitet.
" Eigentlich will ich nichts mit dir zu tun haben. Also, nein, ich will nicht auf dich warten.", sagte ich, und er lachte leise auf, "Was ist so lustig?"
" Ich finds süß, wenn du dich so aufregst. Ich hab das gestern doch nicht so gemeint, ich hatte nur einen schlechten Tag.", sagte er, und hatte damit genau das erreicht, was er wohl gewollt hatte, denn ich drehte meinen Kopf zu ihm, sah ihn erst wütend, dann verwirrt an.
" Warum lügst du mich jetzt wieder an?", fragte ich leise, und er kicherte, "Bin ich dir mehr von Nutzen, wenn ich dich gerne mag, oder, um es auszudrücken wie du "Mir hoffnungen mache?". Bin ich dir dann mehr von Nutzen?", wiederholte ich leise, und der Schmerz färbte meine Stimme, und ich wusste, dass Mik daran merkte, wie sehr er mich jetzt wieder verwirrte.
"Wer sagt, dass ich immer alles nur mit einem Nutzen dahinter mache?"
" Du. Gestern. So ziemlich", antwortet ich, und er lachte, legte mir dann eine Hand auf die Schulter, brachte uns beide zum anhalten- in mir schrie etwas, ich solle wegrennen.
" Ach komm. Hier, vielleicht überzeugt dich das, dass ich es ernst meine.", sagte er leichthin, und unmerklich spannte ich mich an- was hatte er vor?
Miks Kopf neigte sich ein wenig, er kam mir noch näher, als er es eh schon war, und hob dann leicht mein Kinn mit seiner anderen Hand an, so dass er mich küssen könnte; das alles ereignete sich in einer Spanne von Sekunden, und gerade wollte ich schon ausflippen, als-
" Dennis, da bist du.", rief Sofie, was Mik dazu brachte, sich von mir abzuwenden.
" Ja, da bin ich wohl.", entgegnete mich schwach. Meine Wangen brannten.

Und... Action!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt