"Mooom! Wo sind meine Turnschuhe?", schrie ich lauthals. Einen Augenblick später entdeckte ich sie unter meinem Schreibtisch. Schnell schlüpfte ich hinein und schnappte mir mein Handy. Schon wenige Augenblicke später trabte ich gemächlich durch die Straßen Londons. Ich achtete nicht wirklich auf den Weg, ich lief einfach dorthin, wohin mich meine Füße trugen. Links, dann wieder rechts und geradeaus. Es war wirklich lange seitdem ich das letzte Mal Sport betrieben hatte - Zeit wieder in Form zu kommen! Schwer atmend bleib ich stehen und schaute mich um. Die Gegend war mir bekannt - hier irgendwo in der Nähe wohnte Mia. Erschöpft lehnte ich mich an eine alte Eiche und schloss die Augen. Nur ganz kurz, dann würde ich weiterlaufen. Leises, aber deutlich hörbares Stimmengewirr riss mich aus meinen Gedanken.
"Nein, ich hab nicht mehr dabei!"
"Komm schon, entweder du rückst das ganze Geld raus oder ich verschwinde wieder!"
Ich versuche wegzuhören - es ging mich ja nichts an, was sie zu besprechen hatten, als ich die eine Stimme erkannte.
"Ich spiele hier nur den Kurier, Steve, ich kann dir wirklich nicht mehr geben!"
Vorsichtig trat ich einen Schritt näher. Das war eindeutig Lucy Stimme. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass sie es war. Doch wofür musste sie Geld hergeben? Und für wen spielte sie den Kurier? Ich ging noch ein paar Schritte weiter aus meiner Deckung heraus, dann erblickte ich sie. Die immer so selbstbewusste Lucy wirkte um einiges kleiner als sonst, während sich ein Junge vor ihr aufbaute.
"Ich sags dir, wenn ich die Kohle morgen nicht bekomme werdet ihr das bereuen!", zischte er ihr noch zu, dann verschwand er in der nächsten Seitenstraße.
Kaum war er außer Sicht lief ich auf Lucy zu. "Lucy, alles okay mit dir?", rief ich bemüht leise. Als sie mich erblickte zuckte sie zusammen und schaute sich panisch um. "Hey, ich bin's nur! Hat er dir wehgetan?", fragte ich sie besorgt und begutachtete sie. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie mich an, sie schien den Tränen nahe. Doch auf einmal gewann sie ihre Fassung wieder. Sie schüttelte sich leicht und setzte ein breites Lächeln auf - doch es war anders. Es erreichte ihre Augen nicht.
"Josy! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen! Komm erzähl, wie geht es dir?", fragte sie mich freudenstrahlend und hackte sich bei mir unter. Verdutzt starrte ich sie an. Gerade eben noch war sie so verängstigt gewesen, und jetzt? Anstelle auf ihre Frage einzugehen platze ich heraus: "Wer war der Typ? Wofür wollte er Geld?" Eine Sekunde später bereute ich es wieder. Sehr feinfühlig, Josephine, sehr feinfühlig. Lucy hielt inne und schaute mich verdutzt an.
"Hast du uns etwa belauscht?", herrschte sie mich an. Noch bevor ich etwas sagen konnte ihr sie fort. "Er ist ein alter Freund von mir, ich bin ihm ein wenig Geld schuldig. Du weißt schon, meine Shoppingmarathone... ", sagte sie und grinste mich an. Wie Freunde kamen mir die beiden nicht vor, aber ich verkniff mir einen Kommentar. Ich wollte nicht schon wieder einen Streit beginnen.
Plötzlich warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. "Huch, schon so spät! Ich muss, tut mir leid, Josy! Man sieht sich!" Mit einem letzten Lächeln entfernte sie sich von mir. Ich sah ihr nicht lange nach. Irgendetwas war merkwürdig an ihr gewesen, sie war doch sonst nie so...
Viel zu spät bemerkte ich das kleine Päckchen in ihrer Hand.
***
Lustlos zappte ich durch die Kanäle. Die Nachrichten, eine Talkshow nach der nächsten, ein Liebesfilm... Schließlich schaltete ich den Fersen komplett aus. Vielleicht hatte ja Mia Lust noch etwas zu unternehmen. Ich griff nach meinen Handy und wollte ihre Nummer wählen, als mir unser Streit einfiel. Frustriert legte ich mein iPhone wieder weg. Ganz sicher würde nicht ich den ersten Schritt machen! Ich sah auf die Uhr. ich könnte ja Mom einen kurzen Besuch in ihrem Büro abstatten, doch ich hatte absolut keine Lust auf Langhaar und seinen Freund Noel zu treffen. Also schied diese Option schon mal aus. Missmutig scrollte ich durch meine Kontakte, als mir Toby's Name ins Auge fiel. Eigentlich sprach nichts dagegen ihn anzurufen... Mit einem Lächeln wählte ich seine Nummer. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatten wir uns geküsst. Schon nach dem zweiten Tuten nahm ich seine Stimme am anderen Ende der Leitung wahr.
"Hi!", sagte er überrascht. "Hi Toby!", murmelte ich. "Alles okay?", antwortete er mir mit besorgter Stimme. "Hast du Zeit? Ich brauch gerade jemanden zum Reden..."
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Magic - N.H.||slow updates
Fanfiction"Ich hasse dich!", sagte ich und funkelte ihn wütend an. "Ich liebe dich!" *** Zwei Menschen, die sich abgrundtief hassen, und sich dennoch immer näher kommen... *** Cover: @irishmoonlight
