8. - secrets

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Während des darauffolgenden Tages musste ich ständig neckende Blicke von meiner Mom ertragen, doch glücklicherweise sprach sie mich nicht mehr auf das Thema an.
Die meiste Zeit verbrachte ich auf dem Balkon, wo ich ein herrliches Sonnenbad genoss. Ich konnte kaum glauben, dass bald die Sommerferien hinter mir haben würde, nur eine Hürde stand mir noch bevor: die Prüfungen. Ich wollte mein Abi unbedingt in der Tasche haben und gut abschneiden. Wenn ich später Medizin studieren würde, brauchte ich all mein Wissen und so schnappte ich mir schweren Herzens meine Unterlagen und begann zu lernen. Meine Hauptfächer waren Biologie und Englisch - zwei Dinge, die das komplette Gegenteil waren und mich doch immens interessierten.
Josh brachte mir ab und zu etwas zu trinken, was ich sehr genoss. Ich war unendlich froh, einen Bruder wie ihn zu haben und wir hatten ein wirklich tolles Verhältnis zueinander.

Wegen dem ständigen Lernen verging der Tag unglaublich schnell und schon brach der Abend an.
Ich aß noch eine Kleinigkeit, dann schmiss ich mich auf mein Bett. Ich hatte gar nicht gewusst, dass mich Sonne und Lernstoff so müde machen konnten.

Ich schnappte mir mein Handy und loggte mich bei Facebook ein. Schnell sah ich mir meine Nachrichten an, als mir ein Benutzername ganz besonders ins Auge stach. Sofort begann mein Herz wie wild zu klopfen. 

Toby_Sparks. Toby hatte mir gerade eben eine Freundschaftanfrage gestellt! Ich schloss meine Augen, in der Hoffnung, dass wenn ich sie wieder aufmachte, die Nachricht nicht verschwinden würde. Verdammt, das war doch nicht möglich! Mit zitternden Fingern tippte ich auf annehmen.
Ich legte das Handy weg, ohne auf meine anderen Nachrichten einzugehen und machte breit grinsend das Licht aus. Vielleicht, ja, vielleicht stand es mit meinen Chansen bei Toby ja doch nicht so schlecht, wie ich es immer gedacht hatte.

~~~

"Josy, starr nicht so!", zischte Mia und rammte mir ihren Ellebogen in die Seite. Mit meiner Hand rieb ich mir die nun schmerzende Stelle. "Schlimm genug, dass du immer von ihm redest, du musst ihn nicht auch noch anstarren!", sagte Mia und lachte leicht, doch ihr Lachen war anders. Es erreichte ihre Augen nicht, sie sah beinahe verletzt aus. Irgendwie hatte sich Mia in letzter Zeit verändert... 
Die Schulglocke unterbrach meine Gedanken und ich machte mich auf den Weg zur Mathematik-Klasse.

"Josy?!", rief plötzlich jemand meinen Namen. Suchend drehte ich mich um.
"Josy!" Jemand kam aus der riesigen Menge auf mich zu.
"Hi, Josy! Ich wollte dich fragen, ob du mir dein Englischbuch für heute Nachmittag leihen kannst... ich habe meines irgendwo verloren und müsste dringend lernen...", sagte er mit immer leiser werdener Stimme. Verlegen kratzte er sich im Nacken. Mein Magen fühlte sich gerade an, als würde er einen Breakdance Auftritt hinter sich bringen wollen und ich suchte verzweifelt nach einer guten Antwort.
Doch bevor ich mir auch etwas cooles ausdenken konnte, hatte sich mein Mund verselbständigt.
"Ja, klar!", hörte ich mich sagen. Schnell suchte ich das Buch aus meiner Tasche, dann überreichte ich es ihm lächelnd.
"Danke, du rettest gerade eben mein Leben! Du bekommst es morgen zurück, versprochen!", sagte er erleichtert und lachte mich an, dann wandte er sich um und lief im Laufschritt zu seinen Kumpels.
Das war nun schon das dritte Mal gewesen, dass wir miteinander geredet hatten und das in weniger als einer Woche.
Leise lachte ich in mich hinein. Immer noch konnte ich nicht verstehen, warum er ausgerechnet mich kannte. Ja, wir saßen im selben Kurs, doch nicht mal ich kannte die ganzen Schüler darin.

Mit einem breiten Lächeln betrat ich die Klasse und ließ mich neben Mia auf einem Stuhl plumpsen.

"Josy, ich muss dir was sagen!", murmelte sie leise ohne ihren Blick vom Blatt abzuwenden.
"Schieß los!", forderte ich sie auf und packte meine Sachen aus.

"Ich habe vorhin Toby gesehen... mit Melissa, sie ist eine Stufe unter uns...", sagte sie, doch sie schaute mich immer noch nicht an. Als ich das hörte, gab es mir einen Stich in die linke Brustseite. Toby würde sicherlich nicht mit Melissa rummachen - um es schön auszudrücken: sie war ein aufgetackeltes Mädchen mit mehr Make-Up auf dem Gesicht als Gehirn.
Sie haben sicher nur gequatscht!, versuchte ich mir selbst einzureden, doch irgendwie glaubte ich mir selbst nicht.

"Na und? Toby darf mit anderen Mädchen reden, er gehört ja nicht mir!", antwortete ich Mia, nachdem ich den großen Klos in meinem Hals geschluckt hatte.

"Josy... sie wirkten mehr als beschäftigt!", sagte Mia zu ihrem Blatt. Das war mir nun zu viel.

"Weißt du was? Ich hab es satt! Ich will nicht, dass du mir ständig Schlechtes über Toby erzählst! Du hast recht, ich kenne ihn nicht, aber du kennst ihn nicht im Mindesten besser als ich! Gönnst du mir nicht ein einziges Mal Glück in meinem Liebesleben? Ich habe dich immer daran teilhaben lassen, weil ich dachte, du unterstützt mich und hilft mir, doch was tust du? Auf jeden Fall nichts dergleichen!", sagte ich laut.
Mit großen Augen starrte mich Mia an. Wütend starrte ich zurück. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich aufgesprungen war. Velegen setzte ich mich wieder, doch eines stand fest: Ich würde mich nicht von ihr herumkommandieren lassen, sie brauchte sich in meinem Leben nicht einmischen!

"Miss Adams? Möchten Sie nach dieser wirklich aufschlussreichen Erklärung noch etwas zum eigentlich Unterricht beisteuern?", holte mich die Stimme meiner Mathemathiklehrerin zurück in die Realität.
Erst jetzt fielen mir die belustigten Blicke meiner Mitschüler auf. Verdammt... jeder einzelne hatte es mitbekommen... jeder hatte meinen Ausraster gesehen und ich füchtete, dass sie auch den Inhalt davon mitbekommen hatten. Langsam aber sicher schlich sich Röte in mein Gesicht.

Ich räusperte mich leise und senkte mich meinen Blick, als die Jungs ganz hinten grölend zu lachen begannen.

Magic - N.H.||slow updatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt