Mit zitternden Fingern suchte ich meinen Schlüssel in meiner Tasche. Wo zum Teufel hatte ich ihn hingetan? Verzweifelt räunte ich meine Tasche aus, doch der Schlüssel war nirgends auffindbar.
Zur Sicherheit sah ich auch unter der Türmatte nach, dann fiel mir schlagartig ein, dass Josh den Ersatzschlüssel an sich genommen hatte, weil er seinen nicht mehr finden konnte. Für einen kleinen Moment wollte ich meinen kleinen Bruder auf den Mond schießen."Na toll...", murmelte ich traurig. Unschlüssig stand ich vor der verschlossenen Tür. Ich hatte genau vier Möglichkeiten: entweder ich wartete hier, bis jemand nach Hause kam, ich ging zu Dad ins Geschäft, besuchte Mom in ihrem Büro oder ging zurück in dir Schule. Ansonsten wäre ich jetzt einfach zu Mia gegangen, doch was sollte ich da noch?
Zurück in die Schule wollte ich aber auch auf keinen Fall, hier zu warten schloss ich auch aus.
Ein Blick auf meine Uhr nahm mir die Entscheidung ab: zu Mom würde ich höchstens 15 Minuten brauchen, zu Dads Geschäft musste ich mehr als zwanzig Minuten einkalkulieren. Schweren Herzens machte ich auf den Weg in Moms Büro. Ich wusste, dass ich Ärger kriegen würde, doch das war mir momentan herzlich egal. Lieber von Mom angeschrien, als von Mia verhöhnt... schon wieder rollte eine Träne über meine Wangen. Mia war wie eine Schwester für mich, ja, Schwestern streiten manchmal, doch sie stellen dich niemals in der Öffentlichkeit bloß!Hatte ich irgendetwas Falsches gesagt? Als ich in die Bahn stieg, bemerkte ich die forschenden Blicke eines schon in die Jahre gekommenen Mann, dann sah ich ein Mädchen, das mich mit großen Augen anstarrte. So gut es ging versuchte ich meine Tränen zu verbergen. Ich hasste es, vor fremden Menschen zu heulen, nicht mal vor meiner Familie wollte ich weinen. Tränen zeigten Schwäche und das war ich nicht. Oder wollte es nicht sein.
Endlich fuhr die Bahn in der Station ein, an der ich aussteigen musste und erleichtert kämpfte ich mich aus dem vollen Fahrzeug - eingesperrt zu sein machte es nicht viel besser.
Schluchzend sah ich mich nach einem Ausgang um, mit verschwommener Sicht kämpfte ich mich bei all den Menschen vorbei.
Ich wollte momentan einfach niemanden sehen und nichts hören, ich brauchte nur meine Mom. Eine Umarmung von ihr, ein paar aufmunternde Worte aus ihrem Mund, ja, ich brauchte einfach nur meine Mom.Ich lief beinahe in das Gebäude und drückte ungeduldig den Fahrstuhl-Knopf. Schließlich gab ich es auf und nahm die Stufen. Erster Stock, zweiter Stock, dritter Stock. Immer wieder taumelte ich, als ich Stiegen hochsprang. Ich hatte eindeutig zu lange keine Fitness mehr gemacht. Ein kleiner Teil in meinem Kopf fragte sich, warum ich gerade jetzt an Sport dachte, doch es lenkte mich ab.
Fünfter Stock. Keuchend lehnte ich mich an die kalte Wand. Es war wirklich anstrengender, die Stufen hochzusprinten, als ich es gedacht hatte.
Mia und ich... sie hatte mich vor allen bloßgestellt, hatte nicht zu mir gehalten, in einer Situation, in der ich sie gebraucht hatte! Und langsam stieg die Wut in mir. Waren etwa all ihre Worte eine Lüge? Dass wir für immer beste Freundinnen bleiben würden? Pff! Sie konnte mich mal! Wütend schlug ich mit meiner Faust gegen die Wand und sofort breitete sich ein pochender Schmerz auf meiner Hand aus. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb ich mir über die Stelle.
Seufzend nahm ich die nächsten Stufen in Angriff. Langsam bereute ich es, nicht den Fahrstuhl genommen zu haben. Immer langsam stieg ich empor, inmer mehr Tränen strömten aus meinen Augen.
Bisher war alles so perfekt gewesen... unsere Freundschaft schien so stark, als würden wir uns nie mehr trennen...Aber vielleicht reagierte ich einfach über... vielleicht war alles gar nicht so schlimm, wie ich es mir dachte, wahrscheinlich war alles nur ein Missverständnis... ein großer Teil in mir hoffte es so sehr, ich wollte nichts mehr, als mich wieder mit Mia zu vertragen!
Weinend und immer langsamer werdend stieg ich noch eine Stiege hoch. Weinen und Treppen steigen gleichzeitig war gleich doppelt so anstrengend, als wenn ich nur Treppen steigen würde. Mit gerunzelter Stirn schüttelte ich meinen Kopf. Warum dachte ich gerade jetzt über das nach?
Keuchend blieb ich im siebten Stock stehen. Theoretisch könnte ich auch von hier aus noch mit dem Aufzug in den elften Stock fahren... nur müsste ich dann durch das Stockwerk laufen, um an die Fahrstuhle zu kommen. Mein ausgepowertes Ich nahm mir die Entscheidung ab - schnell schritt ich auf die Tür mit der großen schwarzen Sieben zu und drückte die Klinke.Ein wundervoller Geruch empfing mich, als ich eintrat. Genießerisch schloss ich die Augen. Es schmeckte hier nicht zu süß, nicht zu neutral, der Geruch war einfach himmlisch!
"Miss, was kann ich für sie tun?", riss mich eine Frauenstimme zurück in die Realität. Erschrocken riss ich die Augen auf.
"Das darf doch nicht wahr sein!", murmelte ich leise. Vor mir saß niemand anderes als der Teufel.
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Magic - N.H.||slow updates
Fanfic"Ich hasse dich!", sagte ich und funkelte ihn wütend an. "Ich liebe dich!" *** Zwei Menschen, die sich abgrundtief hassen, und sich dennoch immer näher kommen... *** Cover: @irishmoonlight