18. - sorry

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Ich errötete leicht und starrte verlegen zu Boden. Er war jemand, den einfach die ganze Welt kannte und ich denke viele Mädchen würden laut schreiend auf mich einprügeln, wenn sie wüssten dass ich schon mehrere Male vor einem ihrer Idole stand.
"Wir haben dich doch damals am Fahrstuhl getroffen, nicht wahr?", fragte er mich. Langsam nickte ich. Ich war wie benebelt, konnte nicht mehr klar denken. Mist, er war nur irgendein Idiot der glaubte, er wäre eine Perfektion. Nichts weiter. Nur ein Idiot.

"Ich möchte mich für gestern Abend entschuldigen, ich war nicht ich selbst und... ich habe einen Fehler gemacht, für welchen ich mich wirklich schäme!", begann ich kleinlaut und blickte stur auf seine Schuhe. Eines musste man ihm lassen - er hatte einen wirklich schönen Kleidungsstil. Ganz anders als füher - momentan trug er eine enge Jeans und ein dunkelblaues Hemd, dazu passende Schnürschuhe. Doch sicherlich wurde ihm morgens auch gesagt, was er anziehen solle.

"Mach dir keinen Kopf, Schwamm drüber!", sagte er plötzlich und lächelte leicht. Ungewollt hob ich den Kopf und blickte in sein engelsgleiches Gesicht. Dann entdeckte ich etwas, was da nicht hätte sein dürfen. Mitten auf seiner Nase prangte ein großes Pflaster.

Anscheinend hatte er meinen Blick bemerkt, denn er begann zu grinsen und fuhr sich leicht über seine Nase.
"Du hast einen echt harten Schlag!", murmelte er glucksend.

"Tut mir leid!", murmelte ich fast lautlos. Ich wollte nur noch weg, weg aus diesem Raum, weg von diesen berühmten Personen.

Zögernd bewegte ich mich in Richtung Tür. Egal ob er mir nun vergeben hatte oder nicht - ich würde keine Sekunde länger in diesem Raum bleiben. Kaum war ich aus dem Raum, begann ich zu laufen. Nie, nie wieder wollte ich hierher zurückkehren. 

"Josephine, warte!"

Erstaunt wandte ich mich um und sah ihn auf mich zuhasten.

"Das ist für deine Freundin. Du wolltest doch mal ein Autogramm für sie!", murmelte er und drückte mir ein Foto in die Hand.
Vier junge Männer blickten mir strahlend entgegen, perfekt gestylt mit einem perfekt aufgesetzten Zahnpastalächen. Darunter standen krakelig hingeschrieben die vier Namen.

Schweigend nahm ich das Foto und steckte es in meine Tasche.

"Danke!", murmelte ich leise und bewegte mich weiter in Richtung Ausgang, dieses Mal langsamer.  

"Ähm... Josephine... da geht es lang!", hörte ich jemanden sagen. Augenblicklich blieb ich stehen und sah mich um. Röte schoss in mein Gesicht, als ich dem gewissen Jemand zähneknirschend Recht geben musste. Wütend drehte ich mich um und sah Blondie kichernd im Türrahmen lehnen, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

Aufgebracht funkelte ich ihn an, worauf er sofort verstummte, doch seine Mundwinkel zuckten immer noch. Mit großen, schnellen Schritten ging ich an ihm vorbei, dieses Mal in die richtige Richtung.

***

"Warst du bei ihm?"

"Ja", antwortete ich ihr knapp. 

"Was um Himmels Willen hast du dir dabei gedacht? Mensch, Josy!", sagte Mom und schaute mich an. Sie war nicht wütend oder böse. Sie war enttäuscht. Und das tat mehr weh als alles andere. 

Traurig schaute ich auf meine Schuhe. Reichte es nicht, dass ich Mia verloren hatte? Ich hatte meine beste Freundin nicht mehr an meiner Seite, meine Familie war enttäuscht von mir und die ganze Schule tuschelte über mich. Nur Toby hielt zu mir.  

"Was hat er denn gesagt?", fragte mich Mom forsch. 

"Schwamm drüber", wiederholte ich die Worte des Sängers leise ohne meinen blick zu sehen. Erleichtert atmete Mom aus. "Wie... wie ist die Party gestern eigentlich gelaufen?", krächzte ich.

"Bis auf diese ungemütliche Unterbrechung ganz gut!", murmelte Mom und kicherte. Erstaunt hob ich meinen Kopf. Hatte sie gerade wirklich gekichert? Langsam kam sie auf mich zu und strich mir über die Haare. 

"Ach Josy!", wisperte sie und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Ohne groß darüber nachzudenken schloss ich meine Mom in die Arme. Meine Familie war einfach unbezahlbar und für nichts und niemanden würde ich mit jemand anderem tauschen. 

Der Junge... Noel oder wie er hieß... er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war als hätte er mich mit seinen eisblauen Augen in einen Bann gezogen, aus dem ich nicht mehr entkommen konnte. Plötzlich fiel mir das Foto in meiner Tasche ein. Lucy würde sich sicher darüber freuen... Ich grabschte nach meinem Smartphone und wählte ihre Nummer. Schon nach dem zweiten Klingeln nahm sie ab. "Hey Lucy, ich habe eine Überraschung für dich!", sagte ich und grinste breit. 

"Josy?" 

"Mia?"

"Warte kurz, ich gebe sie dir!", murmelte das Mädchen am anderen Ende der Leitung. Verdutzt starrte ich auf mein Handy. Nein, ich hatte definitiv die richtige Nummer gewählt. 

"Lucy, warum ist Mia bei dir?", fragte ich meine Freundin sofort als ich ihre Stimme vernahm. Was für eine dumme Frage - Lucy und Mia waren genauso enge Freundinnen wie Lucy und ich es waren. 

"Sie...musste mir nur was vorbeibringen...", murmelte Lucy. Es war so merkwürdig wieder mit ihr zu reden. Die letzen Tage hatte ich sie wegen der Freien nicht gesehen und in der Schule war ich allen so gut wie es ging aus dem Weg gegangen. 

"Ich wollte nur mal wieder mit dir quatschen..", antworte ich ihr langsam. Ich wusste nicht warum, aber jetzt war ich gar nicht mehr so scharf darauf, ihr die Autogrammkarte zu überreichen. "Aber ich melde mich am Besten später nochmal!", sagte ich schnell und legte auf. Nein, ich hatte definitiv keine Lust mehr, Lucy die Karte zu geben. Erst jetzt fiel mir auf, wie alt die Karte eigentlich sein musste - Noel und Harry sahen auf jeden Fall anders aus als auf dem Foto. Eigentlich hätte ich es wissen müssen - sie machten seit über einem Jahr eine Pause, ein Wunder, dass ich sie zusammen in ihrem "Büro" angetroffen hatte. Ich stopfte das Foto ganz nach hinten in die Schublade meines Schreibtisches. Ganz so schnell würde ich es wohl nicht mehr brauchen. 





Magic - N.H.||slow updatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt