Let it SNOW ....

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Ohne lange nachzudenken oder es zu realisieren hab ich mich in eine Eisblume am Fenster verwandelt. Dank der Gardinen kann man mich so nicht entdecken, ich hab beste Sicht. Aber statt einem bekannten Gesicht, kommt jemand völlig Fremdes rein. Er hat tiefblaue Augen, die fast schwarz schimmern und seine Haare sind in einen Ton, der aussieht wie ein Braun mit Natursträhnen. Sein Körper ist zum Niederkniehen: perfekt durchtrainiert, ein kleines Tattoo am Handgelenk mit römischen Zahlen, wahrscheinlich oder eher definitiv sein Geburtstag, einen Arsch zum Reinkneifen und sein Stil.

Er blickt sich um, als würde er etwas spüren oder suchen. Schließlich bleibt sein Blick an dem Spiegel hängen, er lächelt aus einem Mix aus Arroganz und Selbstverliebtheit. Dann kneift er seine Augen zusammen, atmet tief durch und ich spüre eine Macht, die mich unglaublich anzieht und doch gleichzeitig ein Gefühl von Angst. Er lässt kurz Funken aufsprühen, bevor er dem Spiegel den Rücken zudreht und Richtung Fenster, zu mir geht. Ich bin hin- und hergerissen.

Schließlich beschließe ich von allen guten Geistern verlassen, mich nicht vor ihm zu verstecken und ihm zu zeigen, wer hier eingedrungen ist in sein Reich. Ich brauch kein zweiten Anlauf um mich von der kleinen Eisblume am Fenster in diese Diva zu verwandeln. Da steh ich also, planlos, aufgeregt und doch selbstbewusst. Er kommt auf mich zu.

"Oh, hey. Was hat sich denn hierher verlaufen?" grinst er mich an und streift mit seinem Handgelenk zufällig meins als er direkt vor mir stehen bleibt, mich fixiert und fesselt mit seinem Blick, mich schwach werden lässt. Der Drang sofort wegzulaufen erscheint so präsent und irreparabel, so falsch und doch so richtig. Wir gucken uns nur an, die Spannung zwischen uns baut sich auf.

"Oh ähm, meinst du mich?!" fällt mir mal als Antwort ein und ich recke mein Kinn etwas höher. Sein Gesicht, sein Körper, viel zu nah. So falsch die kleine Geste auch gerade ist, so richtig ist sie für mich. Das bin ich einfach, das kleine freche Mädchen. Niemand soll dieses schüchterne süße Ding in mir sehen, von dem ich mich befreit habe erfolgreich!

"Genau dich. Ich hab gemerkt, dass du  da bist. Ich hab es sofort gespürt. Und du siehst fantastisch aus, diese Seite an dir gefällt mir. Aber genug von dir, kommen wir zu mir. Ich bin Danger, zumindest nennen mich so alle. Mein richtiger Name ist nicht allzu spektakulär: Damon." Sagt er zu mir, streicht mit seinem Daumen über meine Unterlippe und verschlingt mich nahezu mit seinem Blick.

"Dank. Ich weiß, dass ich heiß bin. Und damit du weißt, wer ich bin, verrate ich dir mal was. Mein Name ist Saphira. Und welchen Namen soll ich benutzen, wenn ich mit dir rede? Lieber Danger oder Damon?" nutze ich die Zeit um mich vorzustellen und trete einen Schritt zurück, bevor ich völlig kopflos über ihn herfalle und abknutsche als wäre das hier die Titanic. Aber so fühlt es sich an, als wären wir auf der Titanic, die schon sinkt, last chance.

"Wie du willst. Aber verrate bloß gar keinem meinen richtigen Namen. Ich möchte lieber Danger sein für die ganzen anderen. Sie sind nicht so was besonderes, so einzigartig wie du es bist." haucht er mit seiner tiefen Stimme, die mir fast den Verstand raubt und meine Beine zum Zittern bringt. Der Schritt Abstand zwischen uns ist einer Nähe gewichen, die auf kein Millimeter trennt uns voneinder und auf gleich streifen sich unsere Lippen passt. Und so ist es auch.

Nur bevor wir darüber nachdenken können oder so, hör ich Geschrei von draußen und stürze zum Fenster. Es ist mitten im Sommer, draußen sind fast 30° Grad und es schneit wie verrückt. Danger gibt mir einen Kuss auf die Wange und schiebt mich aus dem Zimmer. Zum Abschied flüstert er mir ein. "Du bist stärker als ich dachte. Gut gemacht, meine kleine Eisprinzessin."

Dann ist die Tür zu, wird von innen abgeschlossen und ich merke wie sich mein Anhänger beziehungsweise die Facette in die Tiefen meiner Kette und meines Unterbewusstseins verkriecht. Kaum ist der Anhänger von glühend heiß zu normal erkaltet, hör ich wie meine beste Freundin aufschreit. Sie ist verrückt nach Schnee und da es nun nicht mehr Flocken rieselt, wird aus Freude diese Frustration und Wut. Darum schreit sie so rum.

Ich eile zu ihr hin und grinse sie an. Wenn sie wüsste, wer dafür einzig und allein verantwortlich ist. "Och, Süße. Sei doch froh, dass du diesen Sommer überhaupt Schnee gesehen hast. Das ist sowieso unmöglich, dass bei der Hitze am Morgen überhaupt Schnee fallen kann!" versuche ich sie zu trösten und umarme Marilyn fest. Hoffentlich fragt sie nicht nach oder meine beiden besten Freunde, die uns zwei Mädels zur skeptisch mustern.

Kurz darauf ist es überall, weltweit, in den Nachrichten. Es gibt überhaupt keine Erklärung für diese Anomalie des Wetters. Keine wissenschaftliche, keine ethische, keine biblische etc. Es gibt einfach keine, die der Wahrheit so nah käme. Nur zwei wissen davon, dieser Adonis von Kerl und ich. Alle anderen Spekulanten können es nur vermuten.

Ich halte mich da raus. Ich bleib den ganzen Tag bei Marilyn. Wir machen einen Mädelstag. Den Jungs geh ich bewusst aus dem Weg, die Baustelle will ich später mal anpacken. Erst mal ein Ergebnis finden bevor ich völlig von der Rolle noch mehr Chaos und Staub aufwirbel.

Abends geh ich dann nach Hause. Mit einer Umarmung verabschiede ich mich von meiner Süßen. Die beiden Kerle nehme ich auch in Arm und verspreche ihnen, zu schreiben, sobald ich zuhause bin. Aber ich bin verwirrt, ich bin glücklich, ich will mehr von dem Freundschaft Plus Gefühl und gleichzeitig einfach alles vergessen, wie bisher weitermachen, als wäre die Nacht nie passiert.

SaphiraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt