Entscheidung und erste Probe

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Ich bin gut gelaunt, dusche schnell und suche mir was aus meinem Schrank: ein süßes Kleid, das oben weiß ist mit dünnen weißen Spaghetti-Trägern und einem fließenden Rock, welcher unter dem Bustier anfängt und bis zur Mitte meiner Oberschenkel reicht. Ich trage noch ein dezentes Make-Up auf und bin zufrieden. Ich möchte gut aussehen für das Shoppen und mein WG-Bewohner freut sich bestimmt auch, wenn ich mal nicht aussehen wie ein Streuner.

"Ach, da bist du ja. Auch schon wach?!" begrüße ich Danger und lege ihm den Vertrag mit dem Bogen hin. Ich habe ihn ausgefüllt und mich entschlossen, entgegen besseren Wissens, mich auf diese Sache einzulassen. Wir werden in der Schule als Freunde auftreten und vielleicht ergibt sich in einigen Momenten mehr - das soll ich zulassen. Ziel ist es, warum auch immer, dass es so scheint als würde aus einer Freundschaft eine Beziehung werden.

"Du machst es? Du willst wirklich mit mir befreundet sein offiziell? Und daraus eine Lovestory werden lassen, die ich bestimmen werde? Wo ist die echte Saphira?" ist seine perplexe Reaktion während er den Vertrag nimmt und die Durchschläge mir überreicht. Ich nicke nur, wozu soll ich groß Worte verschwenden, wenn diese eine Geste alles sagt?!

"Dann lass uns mal los. Nicht, dass wir zu spät kommen und das Gerede noch mehr zunimmt. Schon das Web gecheckt und die Schul-Community? Wir sind das Thema Nummer eins! Aber der Vertrag existiert nicht. Wir sind einfach befreundet seit einer Weile und mehr müssen wir uns dazu nicht rechtfertigen." klärt er mich noch auf und trägt mich huckepack zu seinem Auto. Ja, er hat mich ungefragt huckepack genommen um mich ins Auto zu tragen.

Behutsam setzt er mich auf dem Beifahrersitz ab, überreicht mir meine Schultasche und meine andere Tasche für heute Mittag. Danger meint zwar, er würde lieber diese Shopping-Sache mitmachen, aber da er meine Hintergründe weiß, ist er einverstanden. Er hat mir sogar noch den ein oder anderen Tipp gegeben. Ist er nicht toll? Wie kann ich nur das Gefühl gehabt haben, dass er nicht gut für mich sein könnte?

Nachdem er eingestiegen ist, fährt er auch schon los. Er parkt auf seinem Parkplatz und wir steigen aus. Das Tuscheln und die Blicke sind nicht einfach zu ignorieren. Klar, ich stand öfter mal im Mittelpunkt, aber nie so sehr wie heute. Unsere Spinde liegen nebeneinander, das ist mir noch nie aufgefallen. Es fällt mir genau jetzt auf, da wir beide unseren Kram da reinstopfen, der für die nächsten Stunden bis zur Pause nur unnötige Ballast darstellen. Auch ganz praktisch, für uns beide in bis dato jeglicher Hinsicht.

"Kommst du in der Pause dann mit zu mir? Ich würde dich gerne mal den Jungs zeigen, die mich mögen und zu mir halten. Ja, du kannst sie auch meine Freunde nennen. Du solltest sie einfach mal kennenlernen, damit die wissen, dass du ... ach, kompliziert. Sei einfach da, Kleines." sagt er noch zu mir zum Abschied, da er nun in die andere Richtung muss als ich. Ich nicke nur, gebe ihm einen Kuss auf die Wange und gehe zu meiner Freundin Marylin, welche von der Ferne mich schon argwöhnisch beobachtet und telepathisch versucht mich zu erreichen, ihren Blicken nach zu urteilen zumindest.

"Marylin, Süße! Warum stehst du so weit weg von mir? Hast du so sehr Angst vor ihm? Oder wieso spricht dein Blick tausende Worte? Hau schon raus. Du kannst mir alles sagen." Das ist meine Begrüßung für meine beste Freundin, die mich umarmt und anstrahlt. Anstatt mir die Fragen zu sagen, drückt sie mir einen Zettel mit ihren Fragen in die Hand. Sie unterbricht mich gerne und da wir eh sowieso Zettel schreiben im Unterricht, passt das schon.

In den ersten zwei Stunden höre ich dem Vortrag einiger Leute vor, die unbedingt ihre Ergebnisse als Referat präsentieren wollen, um noch die Note zu retten. Da ich den Stoff schon kann, schreibe ich meine Antworten auf den Fragebogen von Marylin, die mir interessiert über die Schulter spickt und jeden neuen Buchstaben begutachtet. Sie sitzt wie auf heißen Kohlen bis ich ihr den Zettel gebe. Ich hab ich anstatt zu antworten auf jede Frage einzeln einfach einen kleinen Text verfasst.

"Nein, wir sind nicht zusammen. Er ist nur mein Mitbewohner, ja - er ist bei mir eingezogen! Wir verstehen uns gut, aber freundschaftlich. Nein, wir haben weder rungemacht noch sonst was. Da war nicht mal ein dummer Kuss! Ich bin auch nicht schwanger und versuche ihn deswegen für mich zu gewinnen. Ich weiß, dass das deine nächste Theorie wäre, Schatzi. Danger ist nicht so wie du glaubst, du kennst mich. Wäre er nicht schwer in Ordnung, würde ich ihn wie jeden anderen fertig machen, ohne Schonung. Also bitte, vertrau mir. Und ja, ich liebe dich trotzdem immer noch, Süße. XOXO"

Sie liest es sich durch, schüttelt bisschen den Kopf an gewissen Stellen und ich weiß, dass ich da genau richtig lag. Obwohl sie zu den Top 10 der heißesten Mädchen dieser Schule gehört, wie ich auch, ist sie manchmal zu unsicher für diesen Status. Sie formt mit Ihren Lippen ein "okay" und knuddelt mich einfach. Der Lehrer guckt etwas irritiert, belässt es jedoch dabei. Die Lehrer sind es gewöhnt, dass wir beide manchmal Dinge tun, die unpassend sind und völlig plötzlich passieren. Sogar vom Stuhl gefallen sind wir schon, weil ... ach, das muss ich nicht erzählen. Eine peinliche Geschichte mit schmerzhaften Kennenlernen des Bodens.

In der Pause nehme ich mir mein Snack aka eine Nussschnecke mit raus und suche die Ecke auf, wo sich die Bad-Boy-Elite befindet. Danger sieht mich, winkt mich zu sich, als ob ich nicht zu ihm möchte wie versprochen, um mich dann anzugrinsen. Ich stelle mich neben ihn, guck in die Runde und stelle mich mal vor. Zumindest war das mein Plan, was ich sage, klingt irgendwie nicht nach dem typischen Vorstellen. "Hey, ich bin Saphira. Ich weiß, ihr kennt mich, ihr kennt meinen Rang hier an der Schule. Der heißeste Nerd mit dem Touch Bad Girl, wenn man ganz genau hinguckt. Aber Schluss mit Selbstlob, will ja nicht stinken vor lauter Selbstverliebtheit. Und wer seit ihr?"

Ja, genau das hab ich gesagt. Wie bescheuert das war, ist mir erst im Nachhinein aufgefallen. Mein Mund war mal wieder schneller als mein Kopf. Das ist das, was mich irgendwie süß macht. Vor allem da ich jetzt mich wieder versuchte hinter meinen Haaren zu verstecken, die meine roten Wangen absolut gar nicht überdecken. Jap, ich bin mir selber peinlich.

"So, Leute. Versteht ihr, warum ich mit diesem Mädchen befreundet sein muss? Sie ist doch schon niedlich, wenn sie erst ihre Klappe aufreißt um dann zu erröten? Und dieser Nerd hier, der ist auch nicht unberechtigt unter unserer Top 10 der heißesten Mädels hier. Oder würdet ihr sagen, dass alle lügen?" nimmt er meine Vorstellung als Vorlage um mir klarzumachen, dass ich das richtige gesagt habe obwohl es mir peinlich erscheint. Ich bin ein Genie!




SaphiraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt