Ludmilas Sicht
Wie ich Hochzeiten liebte! Die Leute, die Torte und natürlich das Kleid! Doch alles gute hatte irgendwann ein Ende. Ich konnte nicht ewig bei Diego und Francesca in Rom bleiben. Ich musste weiterziehen, die Welt entdecken. Vor zwei Wochen war die Hochzeit. Ich erinnere mich noch genau daran, wie froh ich war, dass mein großer Bruder die Frau seiner Träume heiraten konnte. Nachdem ich abgereist war, bin ich nach Ägypten geflogen. Doch das ist die reinste Hölle für einen Vampir. Selbst am Abend war es so hell dort, dass ich fast wie ein Steak gegrillt worden wäre, hätte ich mich nicht in meinem Hotelzimmer versteckt. Nach einer Woche habe ich es schließlich aufgegeben und bin von dort abgehauen. Es war gar nicht so einfach, seinen Pass zu fälschen, wie ich gedacht hatte. Vor allem die Tatsache, dass ich vor über 120 Jahren in Spanien gestorben bin, erleichterte mir die ganze Sache nicht unbedingt. Aber schließlich gelang es mir doch und ich konnte vor ein paar Jahren an der University of Yale angenommen werden, um dort Medizin zu studieren. Seit einem Monat habe ich nun schon meinen Abschluss und reise seitdem umher. Natürlich nicht ohne bei der Hochzeit meines Bruders einen Zwischenstopp einzulegen. Mittlerweile lebte ich in Grönland. Um genau zu sein in Nuuk, der Hauptstadt. Das Krankenhaus, in dem ich meine Assistenzarztstelle gestern begonnen hatte, war einfach nur winzig. Es hieß Queen Ingrid's Hospital und war weit und breit das einzige Krankenhaus. Doch die Ärzte waren hier alle fantastisch. Es gab nur 4 Assistenzärzte, weil logischerweise nicht jeder in Grönland arbeiten will. Es war kalt hier, aber ich machte es. Die Ruhe, die Einsamkeit. Vielleicht brauche ich das ja mal eine Zeit lang. Und für die nächsten fünf Jahr werde ich hier ja auf jeden 'Fall festsitzen und die typischen Assistenzarztaufgaben machen. Patienten im Rollstuhl durch die Gegend fahren, Erbrochenes aufwischen, Krankenakten sortieren und das andere Zeug, dass die richtigen Ärzte nicht machen wollen. >>Miss Ferro! Wo sind sie schon wieder mit ihren Gedanken? Anscheinend nicht bei ihrer Arbeit! Sonst hätten Sie nämlich bemerkt, dass ich Ihnen eben gesagt habe, dass sie die Patientin aus Zimmer 216 zum Röntgen bringen sollen!<< Dr. Smith, der Oberarzt der Orthopädie, bei der ich zur Zeit aushalf, schnauzte mich schon wieder an. Er war ein echtes Miststück. >>Natürlich.<< sagte ich mit einem Lächeln und eilte davon.
Die Patientin aus Zimmer 216 war eine alte Dame, die sich mit ziemlicher Sicherheit das Bein gebrochen hatte. Ich schob sie in ihrem Rollstuhl Richtung Röntgensaal, als Cathryn, eine meiner Mitstreiterinnen, mich fast umrannte. >>Oh sorry. Das tut mir aber leid. Ich hab dich übersehen, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, Leben zu retten.<< sagte sie, für meinen Geschmack eine Spur zu arrogant. Dann schwenkte sie ihren Pager, für den ich sie extrem beneidete, warf die Haare zurück und rannte weiter. Cathryn war die einzige Assistenzärztin, die schon einen Pager hatte. Auch wenn wir alle wussten, dass sie dafür Dr.Smith.... nun ja, sagen wir mal..... auf persönliche Weise zur Hilfe gegangen ist. Ergo: Sie hat sich hochgeschlafen. Ich schüttelte nur wütend den Kopf und schob die alte Dame weiter.
Später in der Cafeteria saß ich zusammen mit den anderen Assistenzärzten an einem Tisch, um zu essen. Natürlich setzte sich Cathryn ausgerechnet neben mich. Sie stocherte in ihrem Salat herum und nippte nur ab und zu an ihrem Glas mit stillem Wasser. Ich wollte gerade genüsslich in meinen Muffin beißen, als sie sich räusperte. >>Äh, Süße. Bist du dir sicher, dass du das essen willst? Wenn ich du wäre, würde ich mir das nicht antun.<< Jetzt reicht es aber! Ich hörte, wie die anderen Mitstreiter den Atem anhielten. Hörte, wie das Blut in ihren Adern rauschte und wie ihre Herzen nervös schlugen. Cathryn setzte ihr Wasserglas an und wollte wieder einen kleinen Schluck trinken. Allerdings machte ich ihr da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Mit einer raschen Handbewegung lies ich den Inhalt ihres Glases auf ihrer Bluse landen, die sie ja unbedingt anziehen musste, anstatt wie wir anderen einfach die Arbeitskleidung anzulassen. Ich hörte sie kreischen und konnte mir ein Grinsen nur mit Mühe verkneifen. >>Was hast du gemacht?<< schrie sie mich an und stolperte ein paar Schritte rückwärts. Allerdings landete nun auch ihr fast unangerührter Salat auf ihrem Oberteil. Sie schrie erneut und rannte dann davon. Tja; sie hätte sich besser nicht mit mir anlegen sollen.
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Diecesca und Fedemila - Blut oder Liebe 2
FanfictionNach dem Ludmila von den Vampiros gefangen genommen wurde, schmiedet Federico einen Plan, um seine Liebste aus den Fängen der bösen Vampire zu befreien. Diego und Francesca sind jetzt wieder Menschen und nach Italien gezogen. Diego kann sich immer...