Kapitel 9

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Federicos Sicht

Ich setzte mir eine Sonnenbrille auf, um dem grässlichen Licht der Sonne zu entgehen und stieg wieder in den Wagen. Diego, der mehr oder weniger freiwillig hier war, hatte sich dafür entschieden nicht um Hilfe zu schreien oder die Polizei zu rufen und saß jetzt auf dem Beifahrersitz. Er sah mich mit angsterfüllten Augen an und mir entging auch nicht, wie er so weit wie möglich von mir wegrückte. >>Ach komm schon, Kleiner. Sei nicht so ein Schisser und setz dich ordentlich hin.<< meinte ich matt, als er sich an die Tür presste. Ich konnte hören, wie Diegos Herz schneller schlug und grinste ihn dann an. >>Ich beiß dich schon nicht.<< Ohne darauf zu warten, dass er sich wieder beruhigte trat ich aufs Gaspedal. Wir müssen wahrscheinlich von Italien nach Spanien die Fähre nehmen, aber das wird schon. Ich wäre ja einfach geschwommen, doch jetzt hatte ich dieses nervende Bündel in Menschenformat an der Backe und musste ein paar Verluste eingehen. >>Entschuldigung?<< Diego setzte sich aufrecht hin und strich sich in einer strebertypigen Geste das Hemd glatt, dass noch von seinem Aufenthalt im  Kofferraum ganz zerknittert ist. >>Was ist den?<< fragte ich wütend und sah ihn auffordernd an. >>Meine Schwester. Was genau hat sie an der gefunden?<< fragte er und versuchte so viel Würde in seine Stimme zu legen, dass es schon fast lächerlich erschien. Ich lachte-und wusste nicht, ob aus Verbitterung oder aus Freude darüber, dass er nicht mehr da saß, wie ein verklemmtes, kleines Menschlein, dass sich vor mir fürchtete. Doch mir verging mein Lachen, als ich bemerkte, dass er anscheinend wirklich eine Antwort erwartete.  >>Ich weiß es nicht. Als wir uns kennengelernt haben, da war mir klar, dass wir für einander bestimmt waren. Vielleicht hat sie ja das gleiche Gefühl gehabt.<< Ich lächelte und dachte an jene Zeit zurück, in der ich noch so anständig war. >>Sie hat mich damals angeschrien und versucht mich umzubringen. Doch ich hab sie einfach gepackt und festgehalten-und in dem Moment habe ich gespürt, dass ich sie nie wieder los lassen will. Aber eigentlich solltest du das alles wissen. Immerhin hast du damals meine Gedanken gelesen.<< Ich wusste, dass dies eine unfaire Ansprache mehr. Immerhin hatte er sein Gedächtnis verloren, doch ich konnte einfach nicht anders. Ich wollte, dass er wenigstens einen Teil des Schmerzes fühlte, denn ich empfand. Ich sah, wie Diego versuchte sich zu erinnern, doch es gelang ihm nicht. Vielleicht kannte ich ihn nicht so gut, wie Francesca oder Ludmila, aber ich wusste, wie sehr es ihn ärgerte, wenn es Lücken in seinem Gedächtnis gaben. Sein Gehirn verlief wie ein >Alles oder Nichts<-Prinzip. Mit einem Lächeln stellte ich fest, dass ihm so viele Fragen auf der Zunge brannten. Doch auch falls er sich trauen sollte, sie zu stellen, werde ich sie ihm nicht beantworten. Diesen Wissenstriumpf gönnte ich ihm einfach nicht. Vielleicht war das egoistisch, wahrscheinlich sogar ziemlich gemein, aber das war mir egal. Das einzigste, was für mich zählte war Ludmila zu finden und sie aus diesem elenden Armeeentwicklungszentrum herauszuholen.

Hallo, ihr Lieben. Ich dachte mir, dass ich mal wieder in dieser Story ein neues Kapitel veröffentliche. LG twins505

Diecesca und Fedemila - Blut oder Liebe 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt