Kapitel 28

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Federicos Sicht 

Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie viel besser es mir ging, als ich noch kein Massenmörder war. Doch jetzt, als ich nur noch von Tierblut lebte, spürte ich es stärker, als je zuvor. Es war nicht so, dass ich mehr Kraft hatte. Nein, diese ganze Tierblut-Menschenblut-Sache war in gewisser Weise so, wie für die Menschen das Essen von Gemüse und Fleisch. Das Gemüse ist zwar besser für den menschlichen Körper und ist auch gesünder, aber das Fleisch enthält einfach viel mehr Energie. Es ging mir auch viel besser. Anstatt mit dem unerfüllten Hass aufzuwachen, wie früher, wachte ich mit dem Gedanken auf, dass immer noch Hoffnung bestand. Die Hoffnung auf ein glückliches, unsterbliches Leben mit Ludmila an meiner Seite.  Und dieser Gedanke war es, der mich jeden Tag aufs neue durchhalten ließ. Ich musste es ihr beweisen. Ich musste ihr beweisen, dass ich mich ändern konnte. Allerdings ging das nicht von einem Tag auf den anderen. Egal, wie sehr ich mich anstrengte. Es beunruhigte mich, dass Diego sich Sorgen um seine Schwester machte. Er kannte sie besser, als jeder andere Mensch auf dieser Welt, und wenn er der Meinung war, dass irgendetwas nicht stimmte, dann hatte das sicherlich einen wahren Grund. Vilu holte mich aus meinen Fantasien. >>Also Fede. Wenn ich dich in zwei Wochen freilasse- was machst du dann?<< Ich kannte dieses Spiel mittlerweile in und aus wendig. Mir war klar, dass sie nicht hören wollte, was ich machen werde, sondern das, was ich nicht machen werde. >>Also ich werde auf keinen Fall wieder Menschenblut trinken und ich werde auch niemanden ermorden, weil ich sonst wieder in meine alten Muster verfalle. Stattdessen werde ich meine Schwester aufsuchen, ihr zu ihren Baby gratulieren und dann Diego fragen, wo Ludmila ist. Wenn er es mir verrät, dann werde ich zu ihr fahren und wir werden glücklich.<< Violetta grinste. >>Genau. Ich sehe, du bist bereit. Hier ist deine tägliche Ration.<< Sie öffnete die Tür, trat in den Raum und stellte mir die Flasche mit frischen Blut hin. >>In zwei Wochen also?<< fragte ich und eine Welle Vorfreude überflutete mich regelrecht. >>Ja, du bist jetzt lange genug hier drin. Und es geht dir besser denn je. Ich wäre ein Monster, wenn ich dich einfach weiterhin hier eingesperrt lassen würde. Deine Schwester hat übrigens angerufen. Sie wissen, welches Geschlecht das Baby hat.<< Ich hob den Kopf. >>Ach ja?<< Ich grinste. Sie nickte ernst. >>Ein kleines Mädchen. Ludmila ist zur Babyparty gekommen. In Begleitung.<< Meine gute Laune schwand. >>In Begleitung? Was meinst du damit?<< Sie setzte sich seufzend neben mich. >>Sie hat einen Freund, ein Tierarzt, wenn ich das richtig verstanden habe. Francesca meinte, dass er ziemlich gut aussieht.<< Es traf mich wie ein Messer mitten ins Herz. Ich werde hier in zwei Wochen raus kommen und ich werde Ludmila zurückgewinnen. Ich musste einfach.

Diecesca und Fedemila - Blut oder Liebe 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt