6 Science 101

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Stiles saß im Naturwissenschaftsunterricht.

Er war mit seinem Versuchsaufbau längst fertig, während all seine Mitschüler scheinbar nicht einmal wussten, wo sie überhaupt anfangen sollten.

Sein Lehrer Mr. Harris warf ihm einen finsteren Blick zu, doch diesmal hatte er wirklich keinen Grund, ihm das Leben schwer zu machen. Stiles hatte schließlich nichts falsch gemacht. Es war doch nicht seine Schuld, dass alle anderen im Raum offenbar nun einmal nicht die hellsten Birnchen am Christbaum waren und die gestellte Aufgabe einfach nicht verstanden.

Er hatte seinen Teil jedenfalls erledigt.

Und nun langweilte er sich.

Sein Blick fiel auf Lydia und er war nicht überrascht zu sehen, dass ausgerechnet sie die einzige andere Person im Raum war, die ebenfalls nichts mehr zu tun hatte.

Sie drehte eine Strähne ihres rotblonden Haares um den Zeigefinger und blickte aus dem Fenster. Als sie Stiles Blick auf sich ruhen fühlte, wandte sie sich um, schenkte ihm ihr bezauberndes Lächeln und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

Stiles grinste schwach zurück und wartete auf den Einsatz der Streicher im Hintergrund und das Toben des Schmetterlingsschwarms in seinem Magen, doch mit Bedauern musste er feststellen, dass es mittlerweile eher auf einen einzelnen, traurigen Kammbläser und den matten Flügelschlag einer sterbenden Motte hinauslief.

Er hatte einmal einen Plan gehabt; den Plan, dass dieses schöne Mädchen ihn eines Tages anschauen würde und dann erkannte, dass ER derjenige war; der einzige und wahre Mann für sie. Und dann lebten sie beide glücklich bis ans Ende ihrer Tage; eben diese ganze traumhafte Hollywood-Grütze: Familie, weißer Lattenzaun, Sonnenschein und so weiter!

Doch neuerdings schienen so viele frühere Gewissheiten kaum noch zu gelten und Sonnenschein war nicht mehr so attraktiv, wie er einmal gewesen war.

Stattdessen fühlte er sich heuer angezogen von Dunkelheit und Mondlicht. Und irgendwo, verborgen im Schatten der Nacht war ER, derjenige, der NUN seinen Pulsschlag beschleunigte.

Nur in diesem Fall waren es keine Schmetterlinge, die in Stiles Eingeweiden tobten. Es war eher eine Horde schlecht gelaunter Fledermäuse!

Und natürlich war Stiles sich sehr wohl im Klaren darüber, dass Derek Hale die ungesündeste Wahl war, wenn es um Objekte der Begierde ging.

Zumal im Lichte der aktuellen Entwicklungen!

In den letzten Wochen hatte Stiles Derek eher von weitem beobachtet. Das entsprach zwar nicht wirklich der Wahrheit, wenigstens nicht im räumlichen Sinne, denn sie hatten ja dauernd miteinander zu tun, doch innerlich war er einen Schritt zurückgetreten.

Es zeichnete sich immer mehr ab, dass Stiles mit seinen Befürchtungen leider allzu richtig gelegen hatte. Derek war auf einem Machttrip und schuld daran war sein neuer Alphastatus.

Und nun hatte er Peter Pans verlorene Jungen (und in diesem Fall auch Mädchen) um sich versammelt und sich ein Rudel geschaffen: Einen schwer traumatisierten Jungen, der von seinem Vater gefoltert wurde, eine an Epilepsie erkrankte Einzelgängerin und einen Kerl, den keiner mochte oder verstand.

Was hatte Derek sich nur dabei gedacht?

Leider konnte Stiles sich nur allzu gut vorstellen was es war, doch es machte ihn nicht eben froh: Er nahm sich die Einsamen und Entwurzelten, weil er über sie am Leichtesten Macht ausüben konnte!

Aber etwas nagte an Stiles: Warum hatte Derek IHM nicht den Biss angeboten?

Einsamer Nerd und Looser mit ADHS?

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