29 Bashed

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„Wo ist er?" schrie Derek außer sich.

Scott war bleich wie eine dieser Krankenhauswände, konnte nicht antworten, weil seine Stimme ihm nicht gehorchen wollte, bedeutete dem Älteren lediglich mit der Hand, dass er ihm folgen solle.

Sie gingen nicht, sie rannten die Flure des Krankenhauses entlang, als könnte das etwas an dem ändern, was Stiles zugestoßen war.

Als sie sein Zimmer erreichten und hineinstürmten, fuhr ein Arzt sie an:

„Was zum Teufel machen sie hier? Das hier ist eine Intensivstation und keine Sporthalle, meine Herren. Sind sie Familienangehörige? Wenn nicht, dann verschwinden sie gefälligst gleich wieder!"

„Es ist in Ordnung!" wandte Melissa ein, die sich ebenfalls im Zimmer aufhielt. Sie deutete auf Scott und erklärte: „Das ist mein Sohn, der beste Freund des Patienten und bei ihm ist der Lebensgefährte des Verletzten!"

„Sie dürfen einen Moment bleiben!" sagte der Arzt, der sich als Dr. Marshall vorstellte zu Derek: „Aber sie müssen gehen, Mr. McCall! Sie sind kein Familienmitglied und ein Krankenzimmer ist kein Rummelplatz!"

'Nein verflucht!' wollte Scott ausrufen 'Ich bin Familie! Ich bin sein Bruder!', doch ein Blick in das Gesicht seiner Mutter ließ ihn stumm bleiben.

Sie trat hinter ihn und drückte zärtlich seine Schulter:

„Ist O.K. Junge!" versicherte sie: „Du kannst hier nichts ausrichten und Stiles ist in besten Händen. Du kannst dich in den Wartebereich setzen. Ich komme dann später zu dir und erzähle dir, sobald es etwas Neues gibt."

Scott nickte, legte noch einmal freundschaftlich eine Hand auf Dereks Rücken und warf einen letzten Blick auf seinen Freund in seinem Krankenbett, ehe er sich zurückzog.

„Warum ist er nicht bei Bewusstsein?" fragte Derek kläglich, mit tonloser Stimme und richtete einen trüben Blick vage in Melissas Richtung: „Was sollen die ganzen Schläuche und Maschinen? Ist das ein Koma?"

„Es ist ein künstliches Koma. Wir konnten nicht einschätzen, wie schwer die Kopfverletzungen deines Freundes sind und wollten nichts riskieren. Später wird ein MRT gemacht und dann wissen wir mehr." erwiderte Melissa sanft.

Derek nickte abwesend.

Dann traute er sich erstmals, Stiles wirklich anzuschauen, nicht bloß das Drumherum; das Krankenzimmer, die Maschinen, die Aussicht aus dem Fenster, sondern seinen Liebhaber, den irgendwelche Unmenschen brutal überfallen und zusammengeschlagen hatten und dessen schönes Gesicht nun grün-blau verfärbt, geschwollen und teilweise blutig war.

Es sei ein 'Hassverbrechen' gewesen, vermute man, hatte der Sheriff zu Scott gesagt.

Hassverbrechen!

Derek wusste haargenau, was das übersetzt bedeutete. Man hatte Stiles wegen IHM verprügelt; weil sie beide sich liebten.

Hier ging es einmal nicht um Werwölfe, Wendigos, Berserker, Kanimas, oder mit was auch immer sie sich über die Jahre herumgeschlagen hatten.

Hier ging es zur Abwechslung einmal um menschliche Gewalt.

Gegen einen anderen Menschen.

Gegen Stiles!

Es ging um Engstirnigkeit, Intoleranz und Grausamkeit!

Derek schaute nun sehr genau hin, um zu ergründen, ob er etwas wahrnehmen konnte, was den Ärzten entgangen sein mochte. Der linke Arm war in Gips, doch die rechte Hand wirkte relativ unverletzt, also griff er sanft danach und verschränkte ihre Finger. Und weil der Doktor mit Melissa mittlerweile das Zimmer verlassen hatte, konnte Derek es wagen, seinen Wolfsblick anzuwenden. Er konnte die Wärmeunterschiede an Stiles Leib erkennen. Überall dort, wo Hitze war, gab es Prellungen oder Verletzungen und der Körper versuchte, mit Wärmeentwicklung und gesteigerter Blutversorgung, sich selbst zu helfen.

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