7 Alpha

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Immer wieder träumte Derek in den letzten Wochen von seiner Mutter.

Und es war jedes Mal dasselbe: Sie saß in ihrem Stuhl vor der Feuerstelle und blickte ihn aufmerksam an. Dann erhob sie sich, trat in aller Ruhe auf ihn zu, nahm sein Gesicht in ihre Hände und sagte ernst:

„Du musst achtgeben, Derek! Es steht bevor. Versammle sie!"

Dann wachte er auf, konnte ihre Berührung beinahe noch spüren und das war schön.

Doch ihre Worte wollten einfach keinen Sinn für ihn ergeben.

Erst hatte er geglaubt, sie wollte, dass er sich ein Rudel schuf und das hatte er auch getan, doch die Träume hörten nicht auf.

Und heimlich nagte ein Zweifel an ihm.

Hatte er einen Fehler gemacht, als er ausgerechnet diese drei rekrutiert hatte?

Hatte er ihnen ein Geschenk gemacht oder hatte er sie verdammt?

Erica hatte sich so unglaublich verändert, war quasi zu so etwas wie der Antithese ihres früheren Ichs geworden und das sollte eigentlich nicht passieren. Ein Wolf zu werden machte noch keine gänzlich andere Person aus einem.

Derek hatte keine Ahnung, was das bedeutete und ob er sich Sorgen machen sollte.

Und Isaac war wie eine Handgranate ohne den Sicherungsstift! Sein Vater hatte seine arme Seele gründlich durch die Mangel gedreht und er, Derek hatte dem ehemals Ohnmächtigen praktisch eine geladene Waffe in die Hand gedrückt.

Wie das ausgehen würde, konnte noch niemand wirklich absehen.

Dann war da noch Boyd. Und Boyd war ein Rätsel für Derek. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, was in diesem Jungen vorging. Aber eines war dennoch überdeutlich; Zufriedenheit und innerer Frieden sahen anders aus! (Nicht das Derek selbst sich in einem dieser beiden Gebiete auch nur halbwegs auskannte.)

Derek war nicht der Typ für scharfe Selbstbetrachtung, aber wenn er es gewesen wäre, dann wäre ihm klar geworden, dass er sich mit dieser Rudelsführer-Nummer gewaltig verhoben hatte. Er war für diese Aufgabe nicht geboren worden, war sozusagen aus Versehen in diese Lage gekommen und es gab niemanden, der ihn anleiten konnte.

Ein Alpha zu werden hatte Derek insbesondere auf körperlicher Ebene verändert; seinen Hormonhaushalt in erster Linie. Es war so etwas, wie eine zweite Pubertät, die er durchlebte und wie in der wirklichen Adoleszenz musste er auch in diese Situation erst mal hineinwachsen.

Das Problem war nur, dass ihm dazu eigentlich der Raum und die Zeit fehlten. Drei neue Werwölfe, jeder von ihnen auf seine Weise verloren und hilfebedürftig, blickten auf ihn, auf der Suche nach Antworten und er hatte keine.

Und so behalf er sich eben mit Dominanz!

Und dann gab es da ja noch Stiles, der ihn neuerdings anschaute, als sei er ein Monster!

Diese Blicke waren wie Messer und drangen in sein Herz und in seinen Kopf ein. Stiles sagte nichts, doch Derek wusste, dass er verurteilt wurde.

Und er hasste Stiles dafür

Weil das viel leichter zu ertragen war, als sich selbst zu hassen!

Was wusste diese kleine Kröte schon von ihm, seinem Leben, seiner Verantwortung?

Er war jünger als Stiles gewesen, als seine Familie; als seine Mutter umkam. Sie hatte ihm nicht beibringen können, was nötig war.

Und letzte Woche bei einem Rudeltreffen, bei welchem auch Scott und Stiles zugegen gewesen waren, hatte es einen Vorfall gegeben, den Derek noch immer nicht ganz begriff.

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