Mondkind

Ich wusste es!

Es ist mitten in der Nacht. Die Sterne glänzen wie fast jede Nacht am schwarzen Himmel während der Sichelmond langsam untergeht.
Das Rudel hat sich bereits zum Schlafen gelegt, nur Clara und Heather, zwei der Jägerinnen, halten Wache am Waldrand, ihr spüre die vereinzelten Blicke der beiden auf mir ruhen, es muss komisch für sie sein mich noch nie als Menschen gesehen zu haben, ich habe jeden hier schon als Mensch gesehen, könnte daran liegen das ich Fremden gegenüber sehr verschlossen bin.

Was mir ungefähr gegen Sonnenuntergang aufgefallen ist: Dean benimmt sich mir gegenüber sehr merkwürdig seit ich erzählt habe das meine Mutter Sakura heißt und dann hinzufügte das meine ältere Schwester Nora heißt.

,,Du sitzt hier schon sehr lange, warum eigentlich?" Ich drehe den Kopf und erkenne am Fuße des Felsens Heather die mit dem Kopf auf der Seite zu mir guckt. Ich atme nur tief aus und wende mein Gesicht wieder dem Himmel zu, als ich Heathers Schritte hinter mir höre, sie setzt sich wohl gerade neben mich und als ich das linke Auge öffne bestätigt sich mein Verdacht.
Heather betrachtet mich von der Seite.
In ihren blauen Augen erkenne ich Neugierde.

,,Warum bist du uns gegenüber immer noch so verschlossen? Ich meine ja nur, aber wir sind befreundet und..." "Was?", unterbreche ich sie, sehe der Wölfin neben mir in die Augen.

,,Wenn ich momentan kein Mensch sein will, dann lass mich! Ihr habt nicht über mein Leben zu entscheiden, genauso wenig wie Dean oder sein Beta Logan!", knurre ich und seufze dann leise, wende mich vom Mond ab und springe vom Felsen um in meinen Bau direkt daneben zu gehen.

Von draußen höre ich noch Heathers Stimme, als sie leiser wird rolle in mich zusammen und schlafe kurz darauf ein.

,,Hey, Lune, aufstehen, es gibt Pflichten und Aufgaben, schon vergessen?" Ich spüre einen Tritt von einer großen Pfote und eine angenehme tiefe Stimme brummt vor sich hin als mich wieder jemand anstupst und ich ergeben die Augen aufschlage.

,,Logan? Was willst du denn von mir?", frage ich den Beta verwirrt und folge ihm aus meinen Bau, die Sonne geht hinter den Bäumen gerade auf und trotzdem sind die meisten schon auf der großen Lichtung, ich höre Logan theatralisch lachen als er sich zu mir umdreht, in seinen dunklen ozeanblauen Augen kann ich Belustigung erkennen.

,,Dean hat mir aufgetragen dir das Rudelleben zu erklären, ihr bin sozusagen... dein Mentor.", grinst er, was mich nur dazu bringt die Augen zu verdrehen.

,,Ich will hoffen das wir kein Jagd- und Kampftraining machen, das kann ich nämlich!", antworte ich bissig.

Halten die Einzelgänger für dumm? Wenn das der Fall sein sollte gibt's für Dean ein ordentlichen Einlauf! Darauf kann er sein Rudel wetten.

Ohne groß weiter zu protestieren gehe ich mit Logan durch den Wald während die Sonne mit den Blättern Schattenmuster auf den Boden malt, und führe ihn schließlich zu einem Bach. An seinen Ufern liegt heller, feiner Sand, der restliche Boden ist mit saftigen Gras und kleinen Moosflecken bedeckt, die Sonne wirft einen hellen Lichtfilm auf die mittelgroße Lichtung.

,,Und dass hier war... oder ist dein Trainingsbereich?", will er wissen und mustert den Platz beeindruckt.

,,Richtig, hier habe ich vor einer Weile noch jeden Tag geübt bis..." "Bis was?", beendet der Beta meinen Satz und sieht mich über seine Schulter an.

,,Bis ich meine dritte Lungenentzündung bekam und die Schmerzen in meiner Pfote schlimmer wurden, ich kann ja nicht einmal eine Minute durch rennen ohne zusammen zu klappen.", erkläre ich leise, wenig später berührt mein Mentor mich mit seinem Schweif am Rücken und ich sehe zu ihm hoch, sein Fell ist beige braun und als Wolf einen Kopf größer als ich.