Not dead

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Es war bereits kurz vor zwölf Uhr, als John Watson die Tür der 221B Baker Street öffnete. Der Kinoabend hatte ihm viel Spaß gemacht, trotz seiner Sorgen über die Ehe. Wahrscheinlich saß Sherlock schon in seinem Sessel und trank seinen Tee, während John todmüde in den Tag startete. Manchmal fragte sich John, ob Sherlock und Mycroft überhaupt Menschen waren. Allerdings schien deren Schwester, Sutton, relativ normal zu sein. Zwar genauso stur und all das, aber etwas normaler. John, der überrascht war, dass Mrs. Hudson ihm gar nicht entgegen kam, entschied sich zuerst zu ihr zu gehen.
Überraschenderweise war sie nicht in ihrer Wohnung. Fast hätte er sich Sorgen gemacht, doch dann hörte er ihre Stimme in Sherlock's Wohnung. Auf der Treppe blieb er stehen. "Glaub mir, ich kenne die Beiden. Ich sehe genau was in ihnen vorgeht! Auch wenn John es immer abstreitet! ", sagte Mrs. Hudson und John konnte sich vorstellen mit wem und über welches Thema sie redete. Er kam in die Wohnung und sein Verdacht bestätigte sich: Mrs. Hudson und Sutton Holmes unterhielten sich in der Küche und Sherlock schlief auf dem Sofa. "Hallo John!", sagte Mrs. Hudson und Sutton nickte ihm zu."Mrs. Hudson.", begrüßte er sie. Hastig stand Mrs. Hudson auf. "Ich gehe dann mal wieder. Ihr habt sicher etwas zu tun!", sie verschwand nach unten. "Sie haben uns ein wenig belauscht, nicht wahr, Dr. Watson?", fragte Sutton, erwartete aber keine Antwort. "Erklär es mir nicht.", bat John. Fragend sah Sutton zu ihm. "Erklär mir nicht woher du das weißt. Es ist mir egal. Sherlock macht das oft genug.", sagte John. "Was mache ich?", fragte Sherlock. Er stand plötzlich direkt hinter John, welcher sich erschreckte. "Herrgott, Sherlock!", rief John aus. "Er meinte, du deduzierst oft genug.", erklärte Sutton. "Oh ja. Ist eine Sucht.", sagte Sherlock und sah auf den Tisch in der Küche. "Ihr habt aufgeräumt?", fragte er entsetzt. "Ich habe etwas weggeräumt. Ich brauchte Platz.", antwortete Sutton und trank den letzten Rest Schwarztee aus ihrer Tasse. Sherlock betrachtete sie von oben bis unten. "Bist du krank?", fragte er. Sutton lachte auf. "Ich? Wieso sollte ich?", fragte sie. "Nun, wenn du schon aufräumst...ich weiß noch genau, wie viele Diskussionen du mit Mami darüber hattest.", entgegnete Sherlock. Sutton schüttelte nur den Kopf. "Gut, es war eigentlich sowieso offenkundig, dass du unterfordert bist. Hat Mycroft dich genug unterstützt?", fragte Sherlock. Sutton zuckte mit den Schultern, woraufhin Sherlock scheinbar in Gedanken versank - bis er die Augen aufriss. Er griff nach seinem Mantel, nahm Sutton an der Hand und zog sie mit sich. "Schönen Tag, John! BIs heute Abend!", rief er noch, bevor er die Tür hinter sich schloss. John blieb allein stehen. Gut, dann würde er halt Mrs. Hudson beim Sudoku helfen.

Währenddessen hielt vor der Tür ein Taxi für Sherlock Holmes und seine kleine Schwester. "Sherlock?", fragte diese. "Was?", entgegnete er. "Du hast in deinem Anzug geschlafen.", sagte sie. Verwirrt sah Sherlock zu Sutton. "Ja, und?", "Ach, nichts.", danach war es kurz still. "Wohin fahren wir?", fragte Sutton. "Du wirst schon sehen.".

***

Das Taxi hielt vor dem Bart's Hospital. "Ach, wir besuchen Molly Hooper, richtig?", fragte Sutton. Sherlock warf ihr einen flüchtigen Blick zu. "Ja.", stimmte er ihr zu. "Sie steht auf dich.", stellte Sutton fest.  "Ich weiß. Glücklicherweise kennst du meine Einstellung zu Beziehungen und Gefühlen.", entgegnete Sherlock. "Oh ja. Aber bei deinem Mitbewohner John Watson hast du ja eine Ausnahme gemacht.", kam es zurück. Darauf gab Sherlock keine Antwort, sondern öffnete nur die Tür zum Labor. Molly stellte gerade etwas in ein Regal und bemerkte die Beiden gar nicht. Sherlock stellte sich hinter sie. "Guten Tag, Molly Hooper.", sagte er. Sie zuckte zusammen. "Oh, Sherlock.", sie lächelte, doch Sherlock zog Sutton nur ein Stück näher und achtete nicht weiter darauf. "Das ist Sutton, meine kleine Schwester. Ihr kennt euch ja scheinbar bereits. Molly, ich werde sie bei dir lassen, hoffentlich hast du eine angemessene Aufgabe für eine junge Holmes. Ich werde Lestrade einen Besuch abstatten. Aber keine Sorge, ich hole sie später wieder ab.", und schon war Sherlock Holmes wieder verschwunden. "Das zweite Mal.", sagte Sutton. "Wie bitte?", fragte Molly. "Es war das zweite Mal, dass er sich heute von hinten an jemanden heranschleicht und ihn erschreckt. Rekord. So wenig war es früher nie.", antwortete Sutton. "Okay...", etwas ratlos stand Molly im Raum und strich sich durch die Haare. "Wie wäre es mit einer Pause? Wir könnten etwas essen. Schließlich ist es bald Mittag.", ein leichtes Lächeln umspielte Sutton's Lippen. "Okay.".

"Nun gut.", Molly stellte ihre Tasse Kaffee auf dem Tisch ab und setzte sich. "Du bist also die kleine Schwester von Sherlock. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass er je von dir erzählt hat.", sie trank etwas aus ihrer Tasse. "Unser Verhältnis ist nicht mehr so gut wie früher. Mycroft und Sherlock sind sehr um meine Sicherheit besorgt. Holmes ist nicht gerade der sicherste Name zur Zeit.", antwortete Sutton. "Aber ich bin sicher er mag dich. Das sehe ich in seinen Augen und...", Molly brach ab. "Ich verstehe. Er ist faszinierend. Ich glaube, wäre ich nicht seine Schwester, dann würde ich ihn ebenfalls vergöttern.". "Was ist denn zwischen euch passiert? Ich meine, du musst es nicht sagen, es geht mich nichts an, aber vielleicht...", "Er ist gegangen. Einfach so. Er ist ausgezogen und hat sich nicht mehr bei mir gemeldet. Bei allen, nur nicht bei mir. Ich wusste auch nach seinem "Tod" nicht, dass er noch lebte. Inzwischen wurde mir erklärt, dass es nur so war, dass niemand von meiner Existenz wusste. Ich bin so etwas wie die geheime Holmes.", Sutton strich sie eine Strähne zurück. "Ich verstehe. Aber weißt du, es ist für alle schwer mit ihm. Er ist kein normaler Mensch und manchmal ist er ein Monster. Aber mit dir geht er wirklich liebevoll um, für seine Verhältnisse. Sieh dir nur Mycroft und ihn an - dann merkst du den Unterschied.", Molly lachte. "Das war schon immer so. Beide wollten mich immer schützen und haben sich deshalb gestritten, das ist auch jetzt noch so. Und bis jetzt, sieht keiner von Beiden wirklich, wer ich bin.", darauf erwiderte Molly nichts. Es blieb auch eine Weile ruhig zwischen der Pathologin und der jüngsten Holmes. Irgendwann sah Molly auf die Uhr. "Okay, meine Pause ist gleich vorbei. Du kannst gerne wieder mitkommen, ich meine, das musst du. Sonst bringt Sherlock mich um. Aber wir finden sicher eine interessante Aufgabe für dich.".

***

"Oh, sind Sie sicher?", fragte Mrs. Hudson und zeigte auf das Sudoku. "Vollkommen.", bestätigte John und sah auf seine Armbanduhr. Es war bereits das dritte Sudoku, scheinbar war Mrs. Hudson in Stimmung. Endlich vibrierte sein Handy und er hoffte insgeheim, dass es Sherlock mit irgeneiner Aufforderung war.

Hab Sutton vor einer Weile bei Molly gelassen, könntest du sie abholen? Es gibt ein Problem. Kommt danach Beide sofort zu Lestrade.

SH

John räusperte sich. "Ich muss dann mal los.", bemerkte er. "Sherlock ruft, nicht wahr? Gehen Sie ruhig, lassen Sie ihn nicht warten. Wir wollen ja keinen Ehestreit verursachen!", John verkniff sich eine Bemerkung und ging aus dem Haus. Anders als bei Sherlock, hielt nicht sofort ein Taxi genau vor der Haustür. Es dauerte ein paar Minuten bis er im Taxi saß, glücklicherweise war der Fahrer kein Serienkiller.

Im Labor traf er Beide, Molly und Sutton direkt an. "Hallo, Dr. Watson.", wurde er von Sutton begrüßt, während Molly im nur lächelnd zunickte. "Ich sagte bereits, John genügt. Wir sind Mitbewohner.", John verschränkte seine Arme und wartete, bis Molly fragte: "Ist etwas passiert?". "Oh nein, entschuldigung. Sherlock schickt mich, ich soll Sutton abholen. Es ist dringend.", Sutton verdrehte die Augen. "Schon unterwegs. Auch wenn ich keinen Babysitter brauche. Bis bald, Mrs. Hooper!", "Molly, bitte.", Molly hob die Hand zum Gruß und John ging mit Sutton zurück zur Straße. Er beeilte sich, schließlich konnte man nie wissen. Entweder brauchte Sherlock nur einen Stift, oder so etwas, oder es ging um Leben und Tod. "Es muss doch nervig sein, mir dauernd hinterher zu rennen. Ich meine, es ist eine gute Übung für Sie - ich meine dich- als werdender Vater, aber trotzdem.", John runzelte die Stirn. "Wann habe ich dir das erzählt?", wunderte er sich. "Deduktion.", erwiderte Sutton nur. John räusperte sich. "Hätte ich mir eigentlich denken können.", in diesem Moment kamen sie an der Straße an. Direkt hielt ein Taxi. Schien an den Holmes-Genen zu liegen. John öffnete die Tür und hielt sie Sutton auf. "Nach dir.", sagte er und Sutton stieg ein. "Wir fahren zu deinem....deinem Bruder, weil...", "Er hat Ihnen eine SMS geschickt, deshalb haben sie mich abgeholt. Wir fahren zu Lestrade, er ist dort.", unterbrach Sutton ihn. Vollkommen verwirrt sah er sie an. "Nun sehen sie mich nicht so an, das wahr leicht zu erkennen. Schon die ganze Zeit umspielt ein kleines Lächeln ihre Mundwinkel. Das kann nur wegen Sherlock sein, oder nicht? Sie sollten ehrlich zu sich selbst sein.".

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