Wenn der Wind sich dreht

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Disclaimer: Ich erhebe keinerlei Ansprüche auf die hier verwendeten Death Note und Inuyasha Charaktere, lediglich auf die, die ich mir selbst ausgedacht habe.


Light Yagami hielt die Zügel von Ah-Uhn in der Hand und folgte Sesshomaru in das Dorf. Die Bewohner, die sich auf der Straße befanden, gingen ihnen rasch aus dem Weg und verkrochen sich in ihren Hütten. Light warf ihnen einen geringschätzigen Blick zu. Es handelte sich um einfache Bauern. Niemand, der sein Interesse verdient hätte.

Ryuk, Lights Shinigami, lag auf dem Rücken und schwebte neben ihm. Er beobachtet die Bauern mit einem breiten Grinsen, welches seine spitzen Zähne zeigte. »Hyuk, Hyuk«, kam es glucksend von Ryuk. »Sesshomaru scheint sie immer noch mächtig zu beeindrucken. Dabei ist es wohl egal wie häufig er dieses Mädchen besucht.«

Light warf Ryuk einen kurzen Blick zu, kommentierte seine Worte aber nicht. Er war zu sehr in Gedanken versunken, als dass er sich um das belanglose Geschwätz des Shinigamis kümmerte. Ryuk bemerkte wie Light ihn ignorierte und ließ ihn kurzerhand zurück. Er überholte den Daiyokai und ließ sich Kopfüber vor ihm herabhängen.

»Was wollt Ihr, Shinigami?«, fragte Sesshomaru mit gleichgültiger Stimme, die nicht gerade von Interesse sprühte.

Ryuks Mundwinkel verzogen sich erneut zu einem breiten Lächeln. Er kam Sesshomarus Gesicht näher. »Light hat mir erzählt, dass Eure Nase sehr gut sein soll. Kann sie auch Äpfel aufspüren?« Er strich sich über den Bauch. »Mein Magen könnte einige vertragen.«

»Nein«, antwortete Sesshomaru schlicht.

Ryuks Grinsen verflog, stattdessen starrte er den Daiyokai finster an.

»Es ist nicht meine Aufgabe, Eure unersättliche Gier nach Äpfeln zu befriedigen. Wenn Ihr Äpfel wollt, fragt Euren Menschen.«

Damit lief Sesshomaru durch den Shinigami hindurch und beendete das Gespräch. Ryuk sah ihm schmollend hinterher und flog zu Light zurück.

»Dass du es mit ihm aushältst«, beklagte er sich über das Verhalten des Daiyokais bei Light. »Da hat mir der Detektiv besser gefallen. Der war wenigstens interessant zu beobachten.«

Lights linke Augenbraue zuckte verärgert. »Und wessen Schuld ist es, dass du jetzt nicht mehr die Möglichkeit dazu hast?«

Ryuk gluckste »Verzeihung Light. Ich weiß, wie viel dir daran gelegen ist die Welt von Verbrechern zu bereinigen. Hätte ich gewusst was sich in der Schatulle befindet, dann ...«

» ...hättest du sie mir trotzdem gegeben«, beendete Light den Satz und winkte ab. »Erspar mir deine Worte, Ryuk. Wir wissen beide, dass es dir einzig und allein darum geht, dich zu amüsieren. Und nach deinen Worten zu urteilen, gefällt dir diese Zeit um einiges besser.«

Ryuk schwebte über Ah-Uhn. »Hast du denn mal die Äpfel in dieser Zeit probiert, Light? Sie schmecken köstlich. Außerdem kann ich mich mit den meisten Dämonen unterhalten. Letztens hatte ich ein äußerst erleuchtendes Gespräch mit einem Bärenyokai. Willst du wissen was er mir erzählt hat?«

»Nein.«

Light band Ah-Uhn vor einer Hütte fest, in die Sesshomau hineingegangen war und aus der nun die Stimme eines aufgeregten Mädchens drang. Er schob die Strohmatte beiseite, die über dem Eingang hing, und betrat ebenfalls das Innere der Hütte.

Rin, Sesshomarus zwölfjährige Adoptivtochter, erblickte ihn. Sie unterbrach die Geschichte, die sie gerade Sesshomaru erzählte und strahlte ihn freudig an. Außer ihr befand sich noch eine ältere Frau im Raum. Soweit Light wusste, hieß sie Kaede und lehrte Rin das Heilen mit Kräutern.

»Light-sama!«, rief Rin, »Sesshomaru-sama hat Euch mitgebracht.« Sie rannte auf ihn zu und umarmte ihn.

Light erwiderte die Umarmung, wenn auch etwas steif, doch Rin schien sein Unbehagen nicht aufzufallen. Sie lächelte zu ihm auf. »Ich habe so viele Fragen an Euch. Ihr müsst sie mir alle beantworten, Ja?«

»Oh?«, sagte Ryuk neben ihm. »Das Mädchen scheint dich in ihr Herz geschlossen zu haben.« Ryuk umkreiste Rin neugierig.

»Ist Ryuk auch mitgekommen?«, fragte Rin kurz darauf und blickte sich suchend im Raum nach ihm um, obwohl sie wusste, dass sie den Shinigami nicht sehen konnte.

»Sag ihr, dass ich genau neben ihr bin.«

Light kam Ryuks Bitte nach, auch wenn es ihn nervte für den Shinigami den Dolmetscher zu spielen. »Ryuk befindet sich zu deiner rechten. Er freut sich dich zu sehen.«

Rin klatschte strahlend in die Hände und drehte sich sofort nach rechts, um den Shinigami mit einer höflichen Verbeugung zu begrüßen. Ryuk schien das zu gefallen, denn seine nächsten Worte waren: »Light! Light! Jetzt frag sie, ob sie mir Äpfel bringen kann.«

Light seufzte und rieb sich über die Schläfen. »Ryuk möchte wissen, ob du Äpfel für ihn hast.«

»Aber natürlich! Warte Ryuk-san, ich werde welche für Euch holen gehen.« Damit rannte Rin aus der Hütte. Man hörte sie noch Ah-Uhn grüßen, dann verklangen ihre Schritte auf der trockenen Erde. Light war sich sicher, dass sie frisch welche vom Baum holen ging.

Sesshomaru warf ihm einen missbilligend Blick zu. Der Daiyokai hatte sich, kurz nach ihrer ersten Begegnung, sehr deutlich ausgedrückt, dass Light die alleinige Verantwortung für den Shinigami trug. Es war Lights Aufgabe, ihn mit Äpfeln zu versorgen und auch seine Aufgabe, ihn unter Kontrolle zu halten. Doch Light wusste, dass Rin Ryuk gerne Äpfel brachte, denn es faszinierte sie, den Apfel dabei zuzusehen wie er in der Luft schwebte und vom Shinigami aufgegessen wusste. Doch das war nicht der eigentliche Grund gewesen, weshalb er Ryuks Worte an sie weitergeleitet hatte.

Vor einem Jahr war er mit Ryuk zusammen in der Sengoku-Ära gelandet. Es war die Zeit, in der der Daimyo Oda Nobunaga und sein Freund Toyotomi Hideyoshi versuchten, das zersplitterte Japan zu vereinigen. Eine Zeit in der große Unruhen das Land beherrschten und die Daimyos gegeneinander kämpften. Light hätte sich selbst in diesen gefährlichen Zeiten schnell und einfach zurecht gefunden. Immerhin wusste er über jedes noch geschehene Ereignis schon vorab Bescheid, was ihn einen großen Vorteil verschaffte.

Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass es Dämonen in der Vergangenheit Japans gab. Dämonen, die um einiges stärker als Menschen waren und die nicht davor halt machten Menschen zu jagen und zu fressen. Bis jetzt war sich Light nicht ganz sicher, ob es sich hier um eine Parallelwelt handelte, in der er gelandet war. Wenn es sich um die tatsächliche Vergangenheit handelte, dann stellte sich ihm die Frage, wie die Dämonen in Vergessenheit geraten sein konnten. Es musste genügend unabhängige Quellen geben, die über Dämonen berichteten. Es war schwer zu glauben, dass es keine Überlieferungen gab.

Light war ohne sein Death Note in diese Welt geraten. Er hatte Kendo-Unterricht in der Schule gehabt und konnte mit einem Schwert umgehen, dennoch half ihm das nur gegen die dümmeren Dämonen. Er bemerkte schnell, dass wenn er hier überleben wöllte, er einen Schutzpatron bräuchte. Zuerst dachte er an Oda Nobunaga. Er war momentan der gefürchtetste Mensch in Japan und bis zu Nobunagas Tod im Jahre 1582 blieben Light noch fünf Jahre. Doch dann traf er auf den Daiyokai Sesshomaru. Er war der Lord des Westens und Light wusste augenblicklich, dass er die Person war, die er suchte.

Light schaffte es Sesshomaru von seiner Nützlichkeit zu überzeugen und nun stand er hier, 12 Monate und 14 Tage später, an dessen Seite als Light Yagami, Sesshomarus persönlicher Berater und Stratege. Light fühlte sich von dem Daiyokai abhängig, was ihm gar nicht gefiel. Es war zwar seine eigene Entscheidung gewesen sich ihm anzuschießen, dennoch konnte er es nur schwer akzeptieren, dass man ihm den Titel Kira und alles was er beinhaltete geraubt hatte. Er war ein Gott gewesen und jetzt? Jetzt war er der Untertan eines Dämons. Sesshomaru beschützte zwar was zu ihm gehörte, er forderte aber auch Gehorsamkeit und Unterwürfigkeit. Wie oft hatte Light schon seinen Stolz in Gegenwart des Dämons herunterschlucken müssen. Kira hätte das alles nicht erdulden müssen, doch Light war nicht mehr Kira.

Er war kein Gott mehr. Er war ein Mensch, der einem Dämon gehörte. Light war sehr tief gefallen.

Rin kam mit einem Tuch voller Äpfel zurück. Nun, es war sehr simpel warum er Ryuks Wunsch nach Äpfeln Rin mitteilte. Es zeigte Sesshomaru, dass Light nicht jedem seiner Befehle befolgte und noch wichtiger, es sorgte dafür das Ryuk still war. Der Shinigami konnte einen ganz schön nerven mit seiner Sucht nach Äpfeln.

»Wann wird Inuyasha wieder zurück sein?«, fragte Sesshoumaru die alte Frau, während Ryuk gierig die Äpfel verschlang, die Rin in die Luft hielt.

»Vermutlich heute Abend.«

Sesshomaru nickte. »Wir gehen«, sagte er und verließ die Hütte. Rin gab Ryuk die letzten Äpfel und folgte ihm nach draußen, wo sie auf Ah-Uhns Rücken stieg. Light setzte sich hinter ihr in den Sattel. Sesshomaru war schon in der Luft und flog Richtung Norden. Light umfasste Rins zierlichen Körper und nahm Ah-Uhns Zügel in die Hände. Kurz ließ er sie schnallen. Ah-Uhn hob vom Boden ab und flog seinem Herrn hinterher.

Beiden waren sie für eine Zeitlang still. Light genoss die Stille, denn sie war untypisch für das Mädchen, dass ihn ansonsten mit Fragen überhäufte. Und obwohl sich Light bisher immer damit krönen konnte auf jede Frage eine Antwort zu wissen, schaffte es Rin ihm Fragen zu stellen, die er zum ersten Mal in seinem Leben nicht beantworten konnte. Fragen über Dämonen.

Kurz nach seinem ersten und etwas unglücklichen Treffen mit einem Dämon, begann Light die Kreaturen zu studieren. Zu anfangs versuchte er so viel Wissen wie möglich über sie in Erfahrung zu bringen, um seine Überlebensquote zu steigern. Nun, da er jedoch den Lord des Westen als seinen Schutzpatron hatte, musste Light sich darum keine Sorgen mehr machen. Trotzdem hatte er, mit dem Einzug in Sesshoumarus Schloss, sein Studium über Dämonen nur noch verstärkt. Sesshoumarus private Bibliothek erwies sich dafür als äußerst nützlich.

Light bemerkte wie Rin vor ihm unruhig hin und her rutschte. Er wusste was als nächstes passieren würde und so war er nicht überrascht, als sie sich zu ihm umdrehte. »Inuyasha-sama hat mir erzählt, dass er merkwürdige Menschen gesehen hat.«

»Hat er das?« Light war nicht wirklich beeindruckt. Für Inuyasha waren viele Menschen merkwürdig. Laut ihm, war Light selbst einer davon, womöglich der Merkwürdigste von allen.

Rin nickte. »Große Männer mit seltsamen aufgeplusterten Hosen und Ärmeln. Anscheinend sollen manche so beharrt sein, dass sie Tiere ähneln. Ihre Nasen sind so lang.« Rin zeigte Light wie lang genau und übertrieb dabei reichlich. »Und ihre Augen so groß.« Auch hier war ihre Darstellung weit entfernt vom Realistischen. »Inuyasha-sama hat sie gesehen wie sie Waren im Hafen verladen haben. Sie sind mit einem Schiff gekommen, aber woher konnte er mir nicht sagen. Nee, Light-sama, wisst Ihr wer diese Menschen sind?«

»Portugiesen«, antwortete Light, ohne groß darüber nachdenken zu müssen.

»Portugiesen«, wiederholte Rin das Wort und mimte dabei Lights Aussprache. »Aus welchem Land kommen sie? Die Leute im Dorf sagen, dass sie von weit her kommen.«

»Ihr Land heißt Portugal. Mit dem Schiff liegt es mehrere Monate von Japan entfernt.«

»Monate?« Rin blickte nachdenklich auf ihre Finger hinab, dann sah sie auf und lachte ihn an. »30 oder 31 Tage und ein Jahr hat 12 Monate, aber das ist ja so lange!«

Lights Gesicht blieb unverändert, doch innerlich schüttelte er den Kopf. Seine Augen blickten über ihren schwarzen Schopf hinweg und bohrten sich in den Rücken des Daiyokais vor ihnen. Sesshoumaru war genau wie L schwer zu durchschauen. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso Sesshoumaru Rin bei der alten Frau wohnen ließ, die ihr nichts anderes beibrachte, als mit Kräutern zu heilen. Wie alt war sie nochmal? 12, und ihr viel nicht auf Anhieb ein wie viele Tage ein Monat hatte. Das Kind brauchte eine richtige schulische Ausbildung. Konnte sie überhaupt Lesen und Schreiben?

»Und kann Light-sama mit den Portugiesen sprechen? Sesshomaru-sama hätte bestimmt nichts dagegen, wenn wir sie im Hafen besuchen gehen würden.«

Light runzelte die Stirn. Er fand es merkwürdig, dass Rin den Ausländern so viel Aufmerksamkeit schenkte. »Ich spreche kein portugiesisch, falls jemand jedoch Englisch sprechen sollte, dann werde ich mich unterhalten können.«

»Englisch?«

»Englisch ist eine Sprache, die in dem Land namens England gesprochen wird. Es kann sein, dass jemand von ihnen diese Sprache beherrscht. Im Grunde ist es aber bedeutungslos, denn Sesshoumaru wird es nicht erlauben.«

Rin schien verwirrt. »Wieso sollte er es nicht erlauben? Wenn er dabei ist, dann kann uns nichts passieren.« Ihre Augen wurden plötzlich groß, als ihr ein Gedanke kam. Sie drückte beruhigend Lights Hand. »Ihr braucht vor den Ausländern keine Angst zu haben. Sesshoumaru-sama hat mich bis jetzt immer beschützt. Er wird auch Euch beschützen.«

Lights Miene zeigte keine Regung. Jedoch wunderte er sich wie Rin auf die absurde Idee gekommen war, dass er Angst vor den Portugiesen haben könnte. Er selbst hatte mehr daran gedacht, dass Sesshoumaru keinen Handel mit den Portugiesen betrieb und er es somit als eine Zeitverschwendung ansehen würde, sie dennoch aufzusuchen. Wobei ihm Light übrigens beipflichte. Er selbst hielt es für vergeudete Zeit.

Alpha Sesshoumaru/Sesshomaru x Gefährte LightYagami | Das weiße Feuer des HundesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt