Interlude - Winterlicht

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Disclaimer: Ich erhebe keinerlei Ansprüche auf die hier verwendeten Death Note und Inuyasha Charaktere, lediglich auf die, die ich mir selbst ausgedacht habe.


Die Musik verströmte wohlklingende, sanfte Klänge, die den Raum erfüllten und die Stimmung der Gäste anhob. Bedacht darauf, nicht überschwänglich zu wirken, spielte die Geisha das Shamisen mit großer Sorgfalt. Es war ihr anzusehen, dass sie ein Meister des Instrumentes war. Über einen langen Holzsteg spannten sich 3 Seiten, denen sie die schönsten Töne entlockte. Ihre Geisha-Schwester saß auf den Knien neben ihr und beugte sich über das Koto. Liebevoll glitten ihre Hände über die Seiten und zupften daran. Die Geisha, die das Shamisen spielte, öffnete ihren Mund und fing an zu singen. Im Takt der Musik bewegte sich eine weitere Geisha in der Mitte des Raumes. Langsam, mit gesenkten Augen und einem Lächeln auf den Lippen, drehte sie ihren Körper und hob den Fächer in ihrer Hand an. Ein Kamm, mit mehreren herabhängenden Blüten, glitzerte in ihrem kunstvoll hochgesteckten Haar. Ihr Gesicht war weiß gepudert und ihre Lippen schimmerten in einem leuchtenden Erdbeerrot.

Der seidene Kimono, in Blau und Weiß, mit einem Muster, das den Winter repräsentierte, schmiegte sich perfekt an ihren zierlichen Körper an. Viele Augen waren auf sie gerichtet, verfolgten ihren Tanz, der nur während der kalten Jahreszeit getanzt wurde. Ein Augenpaar blieb jedoch unbeeindruckt von der Aufführung. Statt den verführerischen Bewegungen der Geisha zu folgen, galt seine Aufmerksamkeit einer anderen Person im Raum. Sie befand sich rechts neben Sesshōmaru und war niemand geringeres als Light Yagami, der Gefährte seines Halbbruders.

Light griff nach dem Becher Sake, der vor wenigen Sekunden von einer Geisha aufgefüllt worden war und nahm einen kräftigen Schluck davon. Kurz brannte der Schnaps in seiner Kehle, dann bemerkte er die Wärme, die sich von seinem Bauch aus, im ganzen Körper ausbreitete. Er stellte den Becher an seinen Platz zurück und erwiderte Inuyashas Blick, der ihn schon den ganzen Abend über beobachtete.

Light beugte sich leicht nach vorne und schenkte Inuyasha ein bezauberndes Lächeln. Kaum bogen sich seine Mundwinkel nach oben und sein Gesicht strahlte Offenheit und Warmherzigkeit aus, runzelte Inuyasha die Stirn. Sein unschuldiger Gesichtsausdruck schien den Hanyō zu irritieren, denn er wandte sich plötzlich ab.

Zufrieden nahm Light seine Essstäbchen in die Hand und legte ein Stück Fisch in seine Reisschale. Während er aß, unterhielt sich Yōsuke lebhaft mit dem General. Light war froh, dass es Yōsuke war, der neben ihm saß und nicht Keisuke, obwohl der General, als direkter Vertreter von Sesshōmaru, das Recht darauf besaß. Light nahm einen weiteren Schluck vom Sake und ließ seinen Blick über die Gäste schweifen. Er kannte nicht alle Dämonen, die zu der Feier des Prinzen gekommen waren. Manche Gesichter waren ihm unbekannt. Doch er wusste, dass sie alle zum Inuclan gehörten, mit Ausnahme von Inuyasha, der es bevorzugte ein Einzelgänger zu sein.

»Yagami-san!« Yōsuke drehte sich ihm mit einem breiten Grinsen zu. »Was sagt Ihr zu Yashimaru-samas Schwert? Sobald er es gemeistert hat, wird er nicht mehr aufzuhalten sein.«

»Es scheint, in der Tat, ein sehr mächtiges Schwert zu sein.«

»Natürlich ist es das! Immerhin wurde es aus einem Fangzahn von Sesshōmaru-sama geschmiedet.« Yōsuke stieß mit Light an, dabei leerte der Dämon seinen Becher in einem Zug. Eine Geisha kam mit einem Krug vorbei und füllte ihre Becher wieder auf. »Jeder Yōkai wäre stolz ein Schwert von dem berühmten Schmied Tōtōsai zu besitzen.« Yōsuke seufzte. »Leider ist er sehr wählerisch mit seiner Kundschaft. Er schmiedet nicht für jeden.« Der Dämon beugte sich zu Light und flüsterte. »Ich habe gehört, dass er nur einwilligte für Yashimaru-sama ein Schwert zu schmieden, weil er der Erstgeborene und Erbe der westlichen Ländereien ist und weil er mit Inu no Taishō befreundet war.«

Inu no Taishō, der Vater von Sesshōmaru und Inuyasha. Light wusste, dass unter seiner Herrschaft der Westen mehr Macht erlangte als je zuvor. Nicht unbedingt verwunderlich, denn Inu no Taishō galt als ein Dämon, der das Spiel aus Macht und Politik bis ins kleinste Detail perfekt beherrscht hatte. Um noch mehr über ihn herauszufinden, hatte Light sich mit alten Aufzeichnungen beschäftigt. Er wollte wissen, was für eine Persönlichkeit Sesshōmarus Vater besessen hatte? Was für ein Herrscher er gewesen war? Seine Stärken und Schwächen? Und was für eine Beziehung er zu seinem Sohn, Sesshōmaru, gehabt hatte?

Die meisten Dokumente erzählten von Schlachten, die Inu no Taishō gegen den Drachenclan im Norden und dem Katzenclan im Süden gefochten hatte. Er las sich durch Handelsverträge, Friedensverträge, politische Abkommen, Übereinkünfte mit verschiedenen Menschengruppen, die den Schutz des Schlosses erbaten und diesen auch im Austausch von Waren erhielten. Es gab Unmengen an Aufzeichnungen, sodass Light jeden Tag bis spät in die Nacht hineinlas.

Doch am Schluss, war es der Flohdämon, Myōga, gewesen, der ihm die restlichen Puzzleteile überreichte. Durch seine Worte und Andeutungen sah Light endlich das ganze Bild. Er verstand das Familiendrama, das ins Rollen gekommen war, als sich Inu no Taishō für eine Menschenhime entschieden hatte. All diese Informationen halfen ihm nicht nur dabei Sesshōmarus Vater kennenzulernen, sondern auch Sesshōmaru selbst besser zu verstehen. Und genau darum war es ihm von Anfang an gegangen. Wie der Vater, so der Sohn. Light wusste aus eigener Erfahrung wie viel Wahres an diesem Spruch dran sein konnte.

Sesshōmarus kalter Blick bohrte sich in den Kommandant der Schlosswache. »Eure Aufgabe ist es das Schloss zu bewachen und nicht dem Tratsch der Angestellten zu lauschen.«

Yōsukes Adamsapfel erzitterte und der Dämon schluckte hart. Er rutschte mit dem Kissen nach hinten und verbeugte sich so tief, dass er mit der Stirn den Boden berührte. »Gomen nasai! [Verzeihung] Sesshōmaru-sama! Es wird nicht mehr vorkommen.«

Sesshōmaru bedachte Yōsuke mit einem weiteren Blick, in dem jegliche Emotionen fehlten.

Als Yōsuke das sah, verbeugte er sich hastig noch drei weitere Male. Während Yōsuke sich entschuldigte, nahm Light den Becher zwischen die Finger und ließ den Sake darin kreisen. »Hat Yōsuke-san recht? Stimmt das Gerücht dennoch.« Light sprach mit gesenkter Stimme, er wollte nicht, dass jeder Dämon mithörte.

»Es ist ein Gerücht«, kam es knapp von Sesshōmaru. Es war ihm anzumerken, dass der Daiyōkai nicht gewillt war, über dieses Thema zu sprechen.

Ein Gerücht – manche Gerüchte besaßen ein Fünkchen Wahrheit. Der Großteil, so wusste Light, war jedoch totaler Humbug. Über ihn selbst kursierten haarsträubende Geschichten im Schloss – die eine ausgefallener als die andere; Er wäre ein Dämon, der sich in der Haut eines Menschen versteckte. Eine andere besagte; Er wäre in seinem Vorleben ein Dämon gewesen, der Sesshōmaru besonders nahe gestanden hätte, der aber bei einem Überfall ums Leben gekommen war. Wiedergeboren, im Körper eines Menschen, fand ihn Sesshōmaru in einem kleinen Dorf in den Bergen, wo er ihn sofort erkannte und zurück zum Schloss brachte. Ganz einig waren sich die Angestellten bei diesem Gerücht nicht. In einer Version war er ein Krieger, in der anderen die heimliche Geliebte von Sesshōmaru. Light konnte bei alldem nur den Kopf schütteln. Es schien, als unterschieden sich Dämonen, bei Klatsch und Tratsch, nicht von den Menschen.

Trotzdem blieb das Gefühl zurück, dass an Yōsukes Worten nicht alles falsch war. Das dieses Gerücht zu jenen gehörten, die einen Kern Wahrheit besaßen.

Light lauschte der Musik. Die Geisha tanzte immer noch. Sie hatte den Fächer durch einen blauen Schirm aus Bambus ausgetauscht. Diesen schwang sie seitlich an ihrem Körper vorbei, machte kleine, schnelle Schritte nach vorne und sank plötzlich in die Knie. Dort verweilte sie mehrere Sekunden – ihr Gesicht und Körper hinter dem Schirm versteckt. Dann, langsam, entfaltete sie ihren zusammengekrümmten Körper und richtete sich zu voller Größe auf. Light kannte diese Choreografie. Sie wurde unverändert auch in seiner Zeit getanzt. Die gekrümmte Haltung verkörperte eine Blumenknospe, die in einem Winterschlaf verfallen war. Mit dem Beginn des Frühlings, erwachte sie wieder und wuchs empor, um leuchtender und schöner denn je zu erblühen.

Der kühle Ton presste gegen weiche Lippen und wieder bahnte sich Sake seinen Rachen hinunter. Mittlerweile schwitze Light in seiner Kleidung. Der Sake erwärmte ihn so sehr, dass er schon das Gefühl hatte, ihm würden Schweißperlen den Rücken hinunterlaufen. Kaum leerte er seinen Becher, wurde er auch schon wieder gefüllt.

Je weiter der Abend voranschritt, desto ausgelassener wurde die Stimmung im Raum. Der tanzenden Geisha schenkte man kaum noch Beachtung, stattdessen wurden die Gespräche immer lauter, bis sie die Musik völlig in den Hintergrund drängten und sie kaum noch zu hören war.

Light fühlte sich, als säße er direkt neben einem großen Feuer, dessen Hitze über seine Haut leckte, durch seine Poren in sein Inneres drang und sich in seinem Bauch zu einer heißen glühenden Kugel ballte.

'DABUM!', machte sein Herz. Leise stieß er die Luft aus.

'DABUM!'

Die Musik hörte sich mit einem Mal zäh und blechern an, als käme sie von einer Schallplatte, die einen Sprung hatte. Die Stimmen mischten sich zu einem Brei, der bei Light einen stechenden Schmerz im Kopf hinterließ. Am Schlimmsten waren seine Gedanken, die ihm so gar nicht mehr folgten, die es lieber bevorzugten ihn mit lächerlichen Fantasien zu tyrannisieren.

Er bemerkte ein Augenpaar auf sich, das ihn regelrecht durchlöcherte. Es war Inuyasha. Natürlich, dachte Light, wer sonst würde ihn so unhöflich anstarren? Der Hanyō erhob sich von seinem Platz und kam auf ihn zu.

»Inuyasha«, grüßte Light mit herablassender Stimme. »Habe ich etwas im Gesicht oder warum starrst du mich die ganze Zeit an?«

»Keh!« Inuyasha verschränkte die Arme. »Ich muss mit dir reden, Yagami ... alleine«, fügte er hinzu, als er Sesshōmarus fragenden Blick spürte. »Das darf ich wohl doch noch, oder?«

»Tu was du nicht lassen kannst, Inuyasha«, antwortete Sesshōmaru.

Neugierig erhob sich Light und folgte Inuyasha aus dem Raum. Was hatte Inuyasha ihm so dringendes zu sagen?

»Mate[Warte], Inuyasha-san«, Yōsuke rief ihnen hinterher. »Ich hoffe, du bringst Yagama-san bald wieder zurück, schließlich sind wir Trinkpartner.«

»Baka![Idiot!]«, antwortete Inuyasha.

Light folgte Inuyasha in einen spärlich erleuchteten Flur. Kleine Flammen flackerten in Papierlampions und tauchten die Umgebung in ein warmes Orange. Inuyasha hielt an einem roten Pfeiler an, auf dem Schriftzeichen eingraviert waren, die von der Weisheit eines Dämons erzählten, der sein ganzes Leben auf Wanderschaft verbracht hatte. Der Hanyō lehnte sich mit grimmigem Gesicht dagegen und steckte seine Hände in die Ärmel.

»Also, was willst du von mir?« Light hielt sich am Geländer fest und ließ sich von der kühlen Luft streicheln. Es tat ihm gut, den warmen Raum verlassen zu haben und hier draußen frische Luft zu schnappen. Er konnte fast schon sehen, wie seine Haut dampfte, wie die weißen Schwaden ihn einhüllten ... doch plötzlich änderte sich das Bild und seine Fantasie nahm neue Züge an. Ein muskulöser Körper drückte ihn gegen das Geländer, Hände hielten ihn fest, ein tiefes Knurren brachte sein Herz zum Beben. Heißer Atem – überall! An seinem Hals, auf seiner Brust, tiefer immer tiefer bis ...«

»Yagami! Hast du mir gerade zugehört?« Inuyasha fuchtelte mit der Hand vor Lights Gesicht.

Light blinzelte. Wieso hatte er solche Fantasien? Kamen sie vom Alkohol? Er fuhr sich über die Schläfe, Inuyasha biss sich derweil verärgert auf die Unterlippe.

»Tz! Baka! Du hast mir überhaupt nicht zugehört.«

»Inuyasha«, sagte Light, als er wieder klar denken konnte – so klar, wie es ihm in seinem momentanen Zustand möglich war. »Du siehst ich bin nicht in Bestform. Ich wäre dir dankbar, wenn du es noch einmal wiederholen könntest.«

»Keh! Meinetwegen. Ich habe gesagt, dass du ein Idiot bist, Yagami.«

»Das war nicht zu überhören. Was hast du davor gesagt?«

Inuyasha neigte den Kopf leicht zur Seite. »Im Grunde genau dasselbe.«

Lights Gesicht verdüsterte sich, während ein lautes Seufzen über seine Lippen trat. Ungeduldig klopfte er mit den Fingern gegen das Holz. »Wenn du mir sonst nichts mitzuteilen hast, dann kann ich ja wieder gehen.«

»Weißt du, Yagami, irgendwie ist es immer dasselbe.« Inuyasha sah Light direkt in die Augen.

Sie erinnerten Light stark an Sesshōmarus, beide besaßen sie dasselbe Bernstein, nur das Sesshōmarus Augen einen Hauch dunkler schimmerten.

»Je schlauer eine Person, desto weniger weiß sie über ihre eigenen Gefühle Bescheid. Bei dir spielt sich immer alles hier ab.« Inuyasha tippte sich gegen den Kopf. »Seit unserem Gespräch heute Morgen habe ich mir Gedanken gemacht. Ich habe mir überlegt, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, dass Gefährtenmal meines Bruders wieder loszuwerden ... Und siehe da, mir ist sogar eine Idee gekommen.«

»Eine Idee?« Light stieß sich vom Holzgeländer ab und trat vor Inuyasha. »Was weißt du?«

»Was ich weiß?« Inuyasha schob seine Hände tiefer in die Ärmel seines roten Kariginu. »Ich weiß, dass du nichts dagegen hättest, wenn Sesshōmaru mit dir schlafen würde. Den ganzen Abend winselst du ihn schon an.« Er zog seinen rechten Mundwinkel spöttisch nach oben. »Glaub mir, du willst das Gefährtenmal nicht loshaben.«

Alpha Sesshoumaru/Sesshomaru x Gefährte LightYagami | Das weiße Feuer des HundesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt