Gefährtenmal und Mönche Teil 1

19 1 2
                                    

Auf dem Weg zu Sesshōmarus Bibliothek wäre Light fast über ein großes Stück Holz gestolpert. Erst im letzten Moment, als er fast schon dagegen lief, erkannte er einen dunklen kantigen Schatten, der auf den glatt polierten Steinen lag, die durch Sesshōmarus Garten führten an akurat geschnittenen Bonsaibäumen vorbei, Pagodelaternen und Steinstatuen. Light stieg über das zersplitterte Holz hinweg, und während er weiter ging, fragte er sich, ob das Holz da lag, weil Keisuke und Yōsuke in ihrer Verrücktheit - denn anders konnte er es nicht beschreiben, dass die beiden Dämonen gegeneinander gekämpft hatten - für das große Stück Holz in Sesshōmarus Garten verantwortlich waren.

Als er hinaustrat auf einen schmalen Weg, der wie die meisten Pfade im Schloss an Wohnhäusern vorbeiführte, folgte er ihn. Über seinem Kopf schaukelten Laternen in der leichten Brise eines kalten Ostwindes. Lichter flackerten hektisch hinter den Fenstern und färbten das Reispapier, das über den Fenstern spannte, in ein warmes orange. Diese Nacht fühlte sich zwei oder drei Grad kälter an, als die Nächte zuvor, in denen die Temperaturen wieder etwas nach oben geklettert waren und der Schnee fast überall geschmolzen war. Nun wünschte er sich, er hätte ein Paar Fellhandschuhe aus seiner Kleidertruhe über die Finger gestreift, doch nochmal zurückzukehren gefiel ihm nicht. Es trieb ihn weiter. Minorus Tochter war auf dem Weg zu Sesshōmaru. Er wollte keine Zeit verlieren. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als die Hände fest an den Körper zu drücken und aufzuwärmen unter seinem Mantel aus warmen, dickem Stoff und dem Fell, das er sich übergezogen hatte. Niemand stellte sich ihm in den Weg noch begegnete er einen Dämon, während er zur Bibliothek lief. Nachdem er sie erreicht und die Tür hinter sich zugeschoben hatte, stand er bald schon vor der geöffneten Luke, die in den Geheimgang führte und starrte hinunter in einen Schlund aus tiefer Dunkelheit. Es war wie ein pechschwarzes Loch, das sich vor ihm auftat. Light entzündete eine Kerze und hielt dann eine

Fackel über den lodernden Docht. Mit einem Zischen brannte sie lichterloh auf. Er bewegte sich vorsichtig durch den Raum, gab acht, dass er von allen brennbaren fernblieb, blieb; weit von den Regalen fort, in denen Jahrhunderte von unbezahlbaren Wissen lagerte.

Die Fackel hatte er schon vor Wochen in der Bibliothek hinter Schriftrollen versteckt. Den Inhalt der Schriftrollen hatte er letzten Sommer gelesen. Sie berichteten von der Erbauung des Schlosses. Drei Sommer und Winter lang hatte Sesshōmarus Vater und die Mitglieder des Inuclans ununterbrochen Steine gemetzt, Baumstämme gehobelt, Dachziegel aus Ton gebrannt und Reispapier für die Schiebewände und Fenster gesiebt. Manche der Schriftrollen hatte er hier in der Bibliothek gelesen, andere nahm er mit in seine oder Sesshōmarus Gemächer. Die Holzbehälter, in denen die Schriftrollen vor Feuchtigkeit und Schimmel geschützt waren, waren von einer dicken Schicht Staub überzogen gewesen, als er sie das erste Mal begutachtete. Es musste Jahrzehnte her gewesen sein, dass jemand sie aus dem Regal genommen hatte. Zwischen der Außenwand des Hauses und den übereinander gestapelten Schriftrollen aus dem Regal war eine kleine Lücke. Dort, war sich Light sicher, würde niemand nachsehen, dort, versteckte er, seit er den Geheimgang benutzte, immer zwei Fackeln.

Light stieg erst die knarrende und von Holzwürmern zerfressene Holztreppe und dann die unebenen Steinstufen hinunter. Die Fackel hielt er über den Kopf. Ihr Lichtschein leuchtete den langen sich absenkenden Tunnel entlang, wodurch er zügig vorankam. Als er sich direkt unter dem Fluss befand, wurde der Boden matschig. Die Luft war hier feucht und klamm und von der Decke tropfte Wasser, rann ebenso an den Wänden in kleinen Rinnsalen nach unten. Der Ausgang lag noch mehrere Meter weiter hinter dem Fluss. Als der Tunnel vor ihm endete, schloss Light die viereckige Luke über seinem Kopf mit der Rückseite des Pinsels auf. Bevor er nach draußen ging, steckte er die brennende Fackel in eine eiserne Halterung, die neben ihm aus der Wand schaute. Er konnte die Fackel nicht mit sich nehmen, selbst wenn sie es ihm um einiges leichter gemacht hätte, den Wald zu durchqueren. Doch die kahlen Bäume und Sträucher boten keinen Sichtschutz. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schlosswache einen leuchtenden Schimmer im Wald erkannten und Krieger in seine Richtung schickten, um nachzusehen, war zu groß. Bei seiner Rückkehr wäre die Fackel leider schon aus: Sie brannte höchstens neunzig Minuten, und Light rechnete, dass er zwei bis zweieinhalb Stunden fort sein würde, je nachdem, wie lange er und die Mönche sich unterhielten. Wollte er die Fackel ausmachen, bräuchte er einen Eimer Wasser, in der er sie tunken konnte. Einfach mit dem Fuß drauftreten und die Flamme ersticken - nun das funktionierte in Filmen, nicht aber in der Realität, außer er wollte sich mit einem verbrannten Fuß humpelnd durch den Wald schleppen. Das hieß leider, er musste im dunklen den Tunnel zurück zur Bibliothek nehmen. Aber das war immer noch das kleinere Übel. In einem Wald ohne Licht zu laufen, kam schon fast dem Wunsch nahe, sich das Genick brechen zu wollen.

Alpha Sesshoumaru/Sesshomaru x Gefährte LightYagami | Das weiße Feuer des HundesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt