Ein neuer Horizont Teil 2

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So freundlich wie eh und je, dachte Light. Er ignorierte Inuyashas ruppige Worte und meinte stattdessen: »Du reagierst auf die Herausforderung dieses Yōkais so empfindlich wie eine Mimose.«

Inuyasha blinzelte verdutzt.

Ah, ja, er wusste nicht, was eine Mimose, dass sie eine sehr empfindliche Pflanze war.

»Hast du die Beleidigungen gelesen?«, kläffte Inuyasha ihn an. »Vermutlich nicht, denn sonst würdest du nicht so einen Schwachsinn reden.«

»Iee«, verneinte Light unbeeindruckt. »Aber das ist unwichtig. Du reagierst genau, wie der Yōkai es will.«

Manchmal fragte Light sich, warum der Hanyōu das Offensichtliche nicht sehen konnte. Die Beleidigungen gegen ihren Vater und egal wie schlimm sie waren, waren gewählt worden, um eine wütende Reaktion bei den beiden Brüdern auszulösen. Inuyasha, wie immer von Emotionen beherrscht, rannte schnurgerade in die Falle des Dämons hinein.

»Mir ist dein Gequatsche egal, Yagami. Du weißt ja selbst nicht, was du willst!«

»Inuyasha«, knurrte Sesshōmaru warnend.

»Was!«, murrte Inuyasha. »Sag bloß, du hast Angst, dass ich über deinen Gefährten etwas sage, was sein rationaler Verstand nicht verträgt?«

Lights Augenbraue zuckte genervt. Ihm lagen genügend Worte auf der Zunge, mit denen er Inuyasha die Luft aus den Lungen jagen könnte. Der Hanyō würde gegen ihn nicht standhalten. Aber wann hatte Light sich jemals mit jemanden wie Inuyasha gemessen. Solchen Gestalten gingen die Argumente schneller aus, als dass sie einatmen konnten; es war langweilig.

»Ich werde nicht mit dir mitgehen, Inuyasha«, meinte Sesshōmaru und wendete sich von Inuyasha ab. »Du findest selbst hinaus.«

»Keh!«, knurrte Inuyasha vor Wut. »Ich hätte nie kommen sollen!«, Inuyasha stürmte aus dem Zimmer und hätte dabei fast die Tür aus der Schiebeverankerung gerissen.

Light sah ihm hinterher, doch dann fiel sein Blick auf den Bambusbehälter. Verdammt!, fluchte er. Er schnappte sich den Behälter und rannte hinter Inuyasha her. »Chotto matte, Inuyasha!« [Warte einen Moment, Inuyasha!]

Inuyasha ignorierte ihn. Er hastete mit langen Schritten den Gang entlang, an mehreren Räumen vorbei, die hinter geschlossenen Holztüren lagen.

Light unternahm noch einen Versuch. Sollte dieser Scheitern, dann würde er den Bambusbehälter mitsamt dem Schreiben in das nächste Feuer werfen. »Inuyasha! Matte kudasai!«[Inuyasha! Warte bitte!], brüllte Light über den Gang.

Inuyasha verlangsamte sein Tempo und drehte sich argwöhnisch zu ihm um. die Arme faltete er in einer abweisenden Haltung. »Was willst du, Yagami? Mich noch weiter belehren?«

»Iee, ganz im Gegenteil. Wenn du schon dabei bist gegen einen Yōkai zu kämpfen, dann habe ich hier noch etwas für dich.« Light drückte Inuyasha den Bambusbehälter in die Hand.

Inuyasha öffnete den Deckel und faltete das Papier auseinander. Sein fragender Blick schlug alsbald in offene Verwirrung um. »Nani? Was soll das!«, raunte er Light an. »Keh, das Schreiben macht überhaupt keinen Sinn.« Inuyasha wedelte das Papier kurz durch die Luft, dann las er weiter. »Dorfbewohner werden von einer ...«, Inuyasha kniff die Augen zusammen, »... von einer Horde Tonbehälter mit tausend Füßen angegriffen? Diese Tonbehälter nehmen Kinder und Blechernde mit in ihren Bau ... und ...« Inuyasha machte eine Pause. Er zog die Brauen hoch. »... und sie stecken sie in heiße Bäume im Wald? Keh, was für ein Schwachsinn.«

Sie stecken sie in hei
ße Bäume im Wald? Das Schriftstück trotzte vor Schreibfehlern, es war schwierig zu lesen, aber an diesen falsch geschriebenen Satz konnte Light sich nicht erinnern.

»Ich habe keine Zeit für so was.« Inuyasha wollte ihm das Schreiben zurückgeben, doch das Auftauchen einer neuen Person ließ ihn in seiner Bewegung innehalten.

Sesshōmarus General und Beta, Keisuke, bog in den Gang ein und kam auf sie beide zu.

Light betrachtet Keisukes Erscheinungsbild. Der General war gekleidet in einer grauen Hakamahose und einem schwarzen Haori. Es war nicht unüblich ihn so zu sehen, auch wenn Light wusste, der Krähendämon bevorzugte den Kimono. Unüblicher war es, was Keisuke darüber trug. Sein Körper schützte eine schwarz-silberne Rüstung, die aus verschiedenen Platten bestand, die durch Schnüre zusammengehalten wurden und ihm somit eine gute Beweglichkeit ermöglichten. Keisukes schwarzes schulterlanges Haar, das er normalerweise offen trug, war heute mit einem roten schlichten Band zu einem hohen Zopf gebunden.

Inuyasha bedachte Keisuke kurz, und entschied sich dann, ihn zu ignorieren. Keisuke sah über Inuyashas unhöfliches Verhalten hinweg. Keiner der Dämonen im Schloss bestand auf Höflichkeitsfloskeln, wenn es um Inuyasha ging. Das Mundwerk des Hanyōs war viel zu lose und unbelehrbar. Niemand schien ein Verlangen zu haben, Respekt von Inuyasha einzufordern, jeder wusste, dass es ein sinnloses Unterfangen sein würde. Was man bei Inuyasha hinnahm, hätte man bei Light als eine Herausforderung gedeutet.

Light und Keisuke verbeugten sich, knapp und nicht all zu tief. Seit dem Vorfall in Keisukes Gemächern, war es zwischen ihnen zu keinem weiteren Gespräch gekommen. Eine kurze Begrüßung hier und da war alles zu dem beide sich herabließen. Jeder behielt seine Gedanken für sich, selbst mit einem Schlagabtausch hielten sie sich zurück.

Nun schaute Inuyasha doch Keisuke an.

Etwas hatte das Interesse des Hanyōs geweckt. Light folgte Inuyashas Blick und entdeckte an einer Rüstungsplatte mehrere Spritzer Blut.

Inuyasha verweilte nicht lange an der Stelle. Er drückte das Schreiben gegen Lights Brust und sah ihn wieder an. »Ich werde bestimmt nicht gegen Tonbehälter kämpfen?«

Keisuke starrte auf das Papier in Inuyashas Hand. »Gegen Tonbehälter kämpfen?« Er klang neugierig heiter. »Darf ich?«

»Meinetwegen«, brummte Inuyasha und reichte ihm das Menschenschreiben.

Light beobachte Keisukes Gesichtszüge sehr genau.

Auch bei ihm entstand kurze Verwirrung, doch dann meinte er: »Das Dorf wird von mehreren Tausendfüßleryōkais überfallen. Wenn man die Jahreszeit mit in Betracht zieht, dann sind sie noch nicht ausgewachsenen. Vermutlich eineinhalb bis zwei Monate alt, aber immerhin schon groß genug, dass sie für Ningen gefährlich sind.« Keisukes Lippen zogen sich zu einem schmalen Lächeln. Er schmunzelte. »Manche dieser Schriftzeichen ...« Doch ohne weiter auf die Fehler im Schreiben einzugehen, sagte er: »Sie haben Kinder und Alte in ihre Höhlen im Wald verschleppt. Der Eingang befindet sich neben einer Ansammlung von heißen Quellen zwischen zwei Bäumen.«

Und genau das hatte Light auch gelesen.

Keisuke gab das Schreiben an Inuyasha zurück. »Niemand, der von ihnen in ihre Höhlen verschleppt wurde, wird noch am Leben sein. Sie töten ihre Beute und kleben sie mit ihrem Speichel an die Höhlenwände. Da mehrere Yōkais jagt auf die Ningen machen, können es nur Rottausendflüßleryōkais sein, es sind die einzigen Tausenfüßleryōkais, die in den ersten Monaten nach ihrer Geburt in der Gruppe jagen.« Keisukes Blick fiel auf Tessaiga an Inuyashas Hüfte. »Wenn Ihr gegen sie kämpft, achtet auf die Giftdrüsen in ihrem Maul. Man verliert den Verstand, trifft einen das Gift.«

Alpha Sesshoumaru/Sesshomaru x Gefährte LightYagami | Das weiße Feuer des HundesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt