Lights Nägel stachen ihm schmerzlich in die Handflächen und seine Knöchel traten weiß hervor. Er saß seit geschlagenen fünf Minuten vor der Tür zu General Keisukes Gemächern und wartete darauf, dass der Krähendämon ihn hereinbat. Keisuke ließ sich Zeit, obwohl er genau wusste, dass Light hinter der Tür wartete. Light hasste es, ignoriert zu werden. Es kribbelte ihn in den Armen, die Tür aufzureißen und in den Raum dahinter zu stürmen. Aber natürlich würde er dadurch das bevorstehende Gespräch nur unnötig von vornherein belasten; unprofessionell würde es auch wirken und Light war alles andere als unprofessionell. So presste er die Lippen zusammen und drückte seine Handflächen gegen den kühlen Holzboden. Dieser Keisuke – Light war Sesshōmarus Gefährte, wie konnte er sich erdreisten, ihn hier draußen in dem kalten Gang so lange warten zu lassen. Light starrte verärgert die Tür an, in dessen Holz man viele Verzierungen geschnitzt hatte. Er erkannten den Fujiyama, Japans höchster Berg, und bei genaueren betrachten vielen ihm die Reiher auf, die am Himmel vorbeizogen.
Light konnte ein Zucken nicht unterdrücken, als die Tür plötzlich zur Seite geschoben wurde und Keisuke dahinter auftauchte. Der Krähendämon musterte ihn mit einem ausdruckslosen Gesicht, dann verbeugte er sich knapp und trat beiseite. Light erhob sich vom Boden, verbeugte sich ebenfalls und betrat an dem General vorbei dessen Gemächer. Kaum hatte Light das Zimmer betreten, fiel sein Blick auf den Tisch in der Mitte des Raumes, der mit Dokumenten übersät war und auf dem sich Papierrollen zu kleinen Bergen aufstapelten. Ein Tuschestein und Pinsel – die Borsten des Pinsel waren mit schwarzer Tusche benetzt – lagen bereit, verwendet zu werden.
»Wie kann ich Euch helfen, Yagami-sama? Ich bin gelinde ausgedrückt, ein wenig überrascht Euch vor meinen privaten Gemächern aufzufinden. Ich hätte nicht gedacht, dass Euch jemals irgendetwas zu diesen Räumen treibt. Es muss ja sehr wichtig sein.«
»Glaubt mir General, das wird keine Gewohnheit werden.«
Keisukes ausdruckslose Miene brach und er schmunzelte, als er die Worte von Light hörte.
Light blieb gefasst, auch wenn ihn das süffisante Lächeln von Keisuke missfiel. Er entschied sich, es zu ignorieren – seine Aufmerksamkeit fiel hingegen auf den hinteren Teil des Raumes, wo an einer Wand Waffen verschiedener Größe und Art hingen. »Ihr besitzt eine stattliche Sammlung.« Light lief zu der Wand und Keisuke folgte ihm. Schwerter mit langen und kurzen Klingen, gekrümmt oder gerade, mit Kanjis verziert oder ohne – Light zählte vierzehn Stück. Ein Speer hing über einem Schwert, um dessen Speerspitze das Fell eines Tieres gewickelt war – rot war es mit vereinzelt braunem Haar, vermutlich ein Fuchs. Weiter rechts erkannte er einen schwarzen Fächer. Lange glänzende Federn schmückten ihn, die Keisukes Krähenfedern ähnelten, die zwischen seinem kohlschwarzen Haar herauslugten. Die Federn wurden von einer Halterung aus schwarzer Jade gehalten, in der ein Künstler eine Kampfszene hinein geschnitzt hatte.
Light streckte seine Finger aus, um eines der Schwerter vor ihm zu berühren. Er hatte nicht wirklich das Bedürfnis danach, doch irgendetwas zog ihn an, irgendetwas wollte, dass er näher trat und das Schwert von der Wand nahm. Ohne dass es ihm wirklich bewusst war, bewegte sich sein Arm. Light blinzelte. Stille legte sich auf ihn. Er benetzte seine Lippen. Finger schnappten sich sein Handgelenk, bevor er den kalten Stahl fühlen konnte. Eisern und kalt war der Griff, so kalt wie der Yōkai, der ihn über die Holzdielen zerrte, fort von der Wand auf die andere Seite des Raumes. Erst dann gelang es Light, den Schleier fort zublinzeln, der sich über ihn gelegt hatte und sein Bewusstsein benebelte.
»Was war das?«, flüsterte er verwirrt, während er das das Schwert von der Ferne musterte. Jemand hatte zu ihm gesprochen, eine raue, tiefe Stimme hatte ihm befohlen das Schwert in die Hand zu nehmen.
»Der Yōkai, der in dem Schwert eingeschlossen ist, wollte von Euch Besitz ergreifen. Die Aura eines Ningen ist leicht zu manipulieren. Hättet Ihr das Schwert angefasst, dann wärt Ihr zu seinem Diener geworden.«
Light nickte verstehend. Was für ein törichtes Missgeschick schallt er sich sofort und dann noch in Gegenwart des Generals. Er musste besser aufpassen, er dürfte dem General keine Angriffsfläche bieten, sonst würde er über ihn herfallen wie der Aasfresser, der er war. »Ein Glück, dass Keisuke-sama anwesend war.« Light schenkte Keisuke ein aufgesetztes Lächeln. Keisuke starrte ihn bloß an.
Erneut betrachtete Light die Wand mit den sorgfältig drapierten Waffen, eine Entdeckung, die er in den Gemächern des Generals nicht erwartet hatte. »Wem gehörten all die Waffen? Ich kann mir schwer vorstellen, dass sie von Beginn an Euch gehörten.«
»Nicht eine einzige gehörte mir«, sagte Keisuke mit einer Stimme, die plötzlich einen Ton annahm, als fieberte er einen neuen Kampf entgegen, »aber da es ihre Besitzer nicht mehr gibt, bin ich es jetzt dem sie dienen.«
Light musterte Keisuke eindringlich. »Ihr sammelt also die Waffen Eurer Feinde als Trophäe.«
»Ob ich die Waffe meines gefallenen Gegners nehme, liegt daran, ob mich ihre Fähigkeit interessiert. Manche von ihnen sind Erbstücke von Yōkaiclans mit äußerst faszinierenden Fähigkeiten andere stammen von exzellenten Waffenschmieden.« Keisuke verschwand neben Light und tauchte neben dem Speer auf. Er nahm es von der Halterung und durchschnitt die Luft damit.
Ein bedrohliches Knistern durchdrang den Raum, Light sah wie unzählige kleine blaue Blitze den Speer entlang Keisukes Arm hinauf zischten. Der Yōkai blieb davon unberührt. Keisuke packte das Speer mit beiden Händen und streckte es waagrecht vor sich aus.
»Das ist Aoiro ton'neru. Blauer Tunnel wurde von Tōtōsai geschmiedet für den Thronerben des Pantherclan des Südens. Ich habe Tatsemuna-sama in der zweiten Schlacht um den Westen besiegt. Aber anscheinend haben die Pantheryōkais selbst nach dem Verlust ihres Prinzen immer noch nicht begriffen, dass sie den Westen noch so oft angreifen können, sie werden dem Inuclan immer unterlegen sein.« Keisuke stellte den Speer senkrecht neben sich ab. »Es wäre mir ein äußerstes Vergnügen gewesen, dem wiedererweckten Panther-Daiyōkai, Ryukotsusei, mit Aoiro ton'neru gegenüber gestanden zu haben? Sein Gesicht zu sehen, wenn ich ihm sage, dass ich seinen Sohn ins Jenseits geschickt habe.«
Keisuke ließ den Speer noch einmal durch die Luft wirbeln, dann legte er ihn zurück in seine Halterung. Ohne mit seinem Yōki verbunden zu sein, verflüchtigten sich die Blitze und zurück blieb eine unscheinbare Waffe, die sich nicht von einem normalen Menschenspeer unterschied.
Offensichtlich war es keinesfalls gewesen, nur ein flüchtiger Moment, der nicht einmal einen Wimpernschlag anhielt, dennoch hatte es gereicht; Light hatte Keisukes Wut gesehen, als er über den Pantherclan gesprochen hatte. »Wieso wart Ihr nicht dort, als Ryukotsusei abermals besiegt wurde?« Light kannte von Inuyasha die Geschehnisse, in die er und seine Ningenfreunde vor ein paar Jahren verwickelt worden waren; der Pantherclan hatte ein Ritual durchgeführt, mit dem sie ihren Daiyōkai, Ryukotsusei, von den Toten zurückholten. Sesshōmaru, Inuyasha und dessen Ningenfreunde hatten gegen ihn und die restlichen Yōkais des Pantheryōkaiclans gekämpft. Ryukotsusei wurde gemeinsam von Sesshōmaru und Inuyasha besiegt und zu den Toten zurückgeschickt – die restlichen Yōkais des Pantherclans flohen in den Süden. Nun, wo war in all dem der General gewesen? Light kalkulierte das Jahr, in dem das Ereignis stattgefunden hatte... und kam schnell zu dem Ergebnis, es konnte nur wegen...
»Yashimaru-samas Sicherheit war und ist von höchster Wichtigkeit«, erwiderte Keisuke mit einem Seitenblick zu Light. »Es bestand immer die Möglichkeit, dass Naraku Yashimaru-samas Existenz in Erfahrung bringen könnte und das Schloss angreifen würde, um damit Sesshōmaru-sama zu schwächen. Da Sesshōmaru-sama auf der Suche nach Naraku war, verpflichtete ich mich an der Seite des Prinzen zu bleiben. Als Erbe des Westens, gilt es ihn zu beschützen so lange er sich nicht selbst schützen kann.«
Keisukes Worte machten Light stutzig und warfen eine Frage auf, die er sich nicht zum ersten Mal stellte. Wie alt war General Keisuke? Das Alter eines Yōkais zu bestimmen war äußerst schwierig, da sie sehr langsam alterten. Unmöglich erschien es Light, irgendwelche Schlüsse rein vom Aussehen her zufällen. Sesshōmaru wirkte jung, nicht älter als Mitte zwanzig, besaß aber Erfahrung von mehreren hundert Jahren.
Light verlagerte seine Gewicht. Er war froh, dass ein Bediensteter ihn mit Fell gefütterte Sandalen gebracht hatte. Während seines Studiums über Yōkais in Sesshōmarus Bibliothek, hatte Light sich auch mit Kriegen befasst, die der Inuclan mit anderen Yōkaiclans in den letzten hundert Jahren gefochten hatte. In einer der alten Schriftrollen war er über Aufzeichnungen über den Verlauf der ersten zwei Kriege gegen den Pantherclan gestoßen. In der ersten Schlacht konnte der Pantherclan noch eine stattliche Armee zusammenstellen. Sie besaß starke Kämpfer mit denen sie vom Süden aus rasant eine Region nach der anderen eroberten. Erst der Zusammenschluss von mehreren Yōkaiclans konnte die Armee der Pantheryōkais beim Vormarsch Richtung Norden zum Stoppen bringen. Inu no Taisho besiegte damals Ryukotsusei in einer gigantischen Schlacht am Fuße des Berges Fujiyama. Die Überlebenden des Pantherclans wurden gefangen genommen, tauchten unter oder flüchteten in den Süden. Dieser Kampf wurde in den Schriftrollen mit dem Jahr 1045 datiert und bekannt als die Schlacht der vier Daiyōkais.
Aus einer anderen Schriftrolle las Light von der zweiten Schlacht, diesmal gegen Ryukotsuseis Sohn, Tatsemuna. Diese fand im Jahr 1338 statt, fast dreihundert Jahre später. Um Tatsemuna zu besiegen, musste Keisuke selbst mehrere hundert Jahre alt gewesen sein. Wenn der Speer, Aoiro ton'neru, wirklich solch eine starke Waffe sein soll, dann konnte Keisuke gegen ihren Besitzer nur gewinnen, wenn er selbst zu diesem Zeitpunkt schon ein ausgezeichneter Kämpfer gewesen war. Keisuke musste kurz vor der ersten Schlacht oder danach geboren worden sein, was ihn um die fünfhundert Jahre alt machte.
Light faltete seine Hände hinter seinem Rücken und machte einen Schritt auf Keisuke zu, der ihn aufmerksam musterte. Light lächelte schmal. »Ich bin überrascht, dass in all den Jahrhunderten nicht mehr Waffen einen Platz auf Eurer Siegerwand gefunden haben. Ihr seid, schwer zu befriedigen.«
Keisuke überwand die Distanz zwischen sich und Light. Kühl sah der hochgewachsene Krähenyōkai auf Light hinab. »Wieso interessiert sich plötzlich der Gefährte meines Lord dafür, was mich zu Frieden stellt und was nicht?« Keisuke trat näher, zu nah – er überwand die unsichtbare Grenze und stellte sich direkt vor Light. Es schien, als kümmerte es Keisuke nicht, einen respektvollen Abstand zu bewahren.
Nur noch wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Lights menschliche Urinstinkte regten sich und sendeten Stresssignale aus, die Light sofort versuchte zu unterdrücken, nicht gewillt seine Emotionen durch seinen Geruch preiszugeben. Dennoch, er befand sich in der Gegenwart eines Jägers, eines Aasfressers, der ihm die Augen aushaken konnte, wünschte er es. Light zwang sich einen entspannten Gesichtsausdruck beizubehalten, auch wenn es viel von ihm abverlangte. Er schallt sich für seine Schwäche, wusste aber, dass er gegen seine Urinstinkte nichts unternehmen konnte, außer zu versuchen, so ruhig wie möglich zu bleiben. Keisuke würde ihn nicht verletzen, das würde der General des Westens niemals wagen. Light erwiderte entschlossen Keisukes Blick, der nur darauf wartete, dass er sein Unbehagen zur Schau trug.
»Wieso seid Ihr hier, Yagami-sama?« Keisukes heißer Atem blies gegen Lights Wange.
»Wieso seid Ihr mir so nah?«, konterte Light provokant.
Keisuke schmunzelte. »Weil ich es kann und es mir erlaubt ist, aber ich denke, die eigentliche Frage ist, mache ich Euch nervös?«
Lights Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Lässt Euch Eure Nase im Stich? Ihr solltet Euch diese Frage selbst beantworten können.« Keisuke war es erlaubt ihm so nah zu sein? Wie weit ging diese Erlaubnis und wie weit wagte der Dämon sie auszunutzen?
»Ihr seid nervös, auch wenn Ihr es versucht hinter Eurer Maske zu verstecken.« Keisuke näherte sich Lights Gesicht, bis ihre Nasen kurz davor waren sich zu berühren. »Was vielleicht bei Ningen funktioniert, kann von Yōkais leicht durchschaut werden. Ihr ähnelt einem Kabuki-Schauspieler, Yagami-sama.«
Light kommentierte Keisukes Worte mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er neigte seinen Kopf zur Seite, dabei zog er seinen Mund schief in die Höhe. Light belächelte Keisuke. »Lasst Euch Mal nicht von meinen Emotionen in die Irre führen, General. Ein verwundetes Tier voller Angst, kann immer noch seinem Angreifer eine tödliche Wunde zufügen. Ein Kabuki-Schauspieler beherrscht es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Er beherrscht es, Emotionen aus dem Stand zu erzeugen, um eins mit seiner Rolle zu werden. Keine dieser Emotionen ist eine Täuschung, jede ist echt.«
Keisuke erwiderte Lights Lächeln – ein gefährliches Lächeln. »Ihr sagt also, dass Ihr die Fähigkeit besitzt, Emotionen kontrolliert zu erzeugen.«
Light bemerkte, wie Keisukes Yōki ihn hie und da berührte, sachte, kaum merklich, aber es machte die Tatsache nicht besser, dass Keisuke ihn versuchte einzuschüchtern.
Light hatte genug von den Spielen des Generals. Es wurde Zeit, dass er die Oberhand gewann. »Genug mit Euren spielen!« Light drückte den Dämon mit einem kräftigen Stoß von sich weg. »Ich bin hier, weil mein Shinigami mich geschickt hat.«
Keisuke Augen weiteten sich und er lachte leise. »Yagami-sama wird von seinem Shinigami zu mir geschickt, als sei er ein unbedeutender Bote. Ihr scheint, ihn wirklich nicht zu beherrschen.«
»Glaubt, was Ihr wollt General. Ich bin nicht hier, um über die Beziehung zwischen mir und meinem Shinigami zu sprechen. Ich bin gekommen, weil er mich um etwas gebetet hat.« Lights Antlitz verfinsterte sich. »Es geht um die Äpfel. Ryuk möchte sich ihnen wieder nähern können, ohne von Euch gebannt zu werden.«
»Ihr scheint schnell Eure Meinung zu ändern, Yagami-sama. Ich dachte, Euch wäre das verbleiben des Shinigamis egal?«
»Seine Meinung zu ändern ... Ihr haltet mir das vor? Ihr seid also ein Yōkai, der lieber an alten Gewohnheiten und starren Mustern festhält, als dass er sich erlaubt, sich an neue Umstände anzupassen«
Keisuke lief an Light vorbei und öffnete ein Fenster.
Kalte Luft strömte herein, die Light frösteln ließ, trotz das er eingehüllt war in mehreren Lacken Stoff.
»Und welche Umstände haben dazu geführt, dass Ihr plötzlich anderer Meinung seid und doch noch eine Wert in Eurem Shinigami erkennt?«
Light lachte vergnügt und wackelte mit dem Zeigefinger. »Das, General, wüsstet Ihr zwar gerne...«, sagte Light, während seine Stimme dunkel und rau wurde, »...Tatsache ist, es geht Euch nichts an.«
»Nun, Ihr wollt, dass ich Eurem Shinigami erlaube, die restlichen Äpfel zu essen.«
»Nicht erlauben, ich befehle es.«
Ein roter Schimmer huschte über Keisukes nachtschwarze Augen. Ein tiefes Knurren durchschnitt den Raum und erschreckte die Vögel draußen. Drang vor kurzem noch dumpfes, aber lebhaftes Gezwitscher zu ihnen herein, war es mit einem Mal still, eine Stille, die lediglich von entfernten leisen Geräuschen der Bediensteten unterbrochen wurde.
Lights Herz machte einen Satz und er zuckte zusammen, als er den Körper des Dämons direkt hinter sich wahrnahm. Er berührte ihn nicht, dennoch konnte er die Hitze auf seiner Haut spüren. Ein Hand mit scharfen Krallen legte sich auf seiner Schulter ab, während ein Mund neben seinem linken Ohr auftauchte.
»Sesshōmaru-sama hat Euch nie aufgeklärt.«
»Was meint Ihr?«, flüsterte Light. Seine Lippen bebten vor unterdrückten Zorn. Der General hatte es gewagt, ihn anzufassen! Light ballte seine Hände. Oh, wie gerne würde er jetzt sein Schwert ziehen oder ihm eine verpassen, stattdessen blieb ruhig stehen, wenn auch etwas steif.
»Der Gefährte meines Lords kann mir keine Befehle erteilen. Ihr seid nicht Beta, Yagami-sama. Ihr steht direkt unter mir.«
»Wenn ich Euch also sage, Ihr sollt mich sofort loslassen, dann ist es Eure Entscheidung, ob ihr meinen Worten folgt?«
»Gewiss, was immer Ihr verlangt, ich muss dem nicht folgen.« Wie, als ob der General damit demonstrieren wollte, wie viel Macht er als Beta besaß, drückte er seine Nägel durch den Stoff gegen Lights Haut – fest war der Griff, äußerst provozierend, aber Keisuke schien, genügend Kontrolle zu haben, dass kein einziger seiner scharfen Nägel den Stoff oder Lights Haut durchstieß.
Lights Kiefer verhärtete sich, seine Zähne waren fest zusammen gebissen. Light hatte genug, verdammt sollte dieser Yōkai sein! Er schnaubte innerlich. Sollte Keisuke doch sehen, was für ein Kabuki-Schauspieler er war! Obwohl in Lights Gedanken seine Wut nur all zu offensichtlich war, besann er sich, nichts von dem preiszugeben, stattdessen ließ er den Damm brechen, der seine Nervosität bisher fast völlig zurückgehalten hatte. Lights Selbstvertrauen ermöglichte ihm trotz all dem, seinen Plan, ohne Einschränkung durchzuführen.
Mit schnellen Handgriff, zog er sein Schwert aus der Scheide, wirbelte seinen Körper herum und schlug mit voller Kraft nach Keisuke. Klang! Ihre Schwerter krachten gegeneinander. Keisuke parierte seinen Angriff, unternahm aber weiter nichts. Weder drückte er Light nach hinten, noch unternahm er einen Gegenangriff.
Light lachte. »Ihr mögt vielleicht Beta sein, aber ich bin immer noch der Gefährte Eures Lords!« Damit machte Light einen Schritt zur Seite und schlug erneut auf Keisuke ein, immer wieder wie ein wildes ungebändigtes Tier, das keinen Halt mehr kannte. Wie erwartet wehrte der Krähenyōkai jeden seiner Angriffe ab, ohne selbst die Offensive zu ergreifen. Doch er knurrte, als Light ihn zurücktrieb. Es schien, als machte ihn Lights Verhalten immer wütender, denn seine Augen verdunkelten sich und Light spürte Keisukes Yōki auflammen, dass sich aber überraschenderweise von ihm fern hielt.
»Was wollt Ihr jetzt machen, Keisuke-sama? Wollt Ihr den Gefährten von Sesshōmaru-sama verletzen? Die Wunden einen Ningen brauchen lange zum Heilen. Ihr habt keine Wahl, außer mich gewähren zu lassen.«
Keisuke Schwert hielt einen weiteren Angriff von seinem Körper fern. »So selbstsicher. Ihr betretet gefährliches Terrain und versteht es nicht einmal!«
Keisuke hatte unrecht, Light verstand nur all zu gut, wie gefährlich er spielte, wie verrückt es war, den General anzugreifen, einen Yōkai, der ihm noch vor kurzem erzählte, dass er den Erben des Pantherclans in einem Kampf besiegt hatte. Aber hier ging es nicht darum, dass der eine den anderen niederstreckte, hier ging es um Dominanz; es war ein Kampf um Respekt und um Macht in der Hierarchie des Inuclans.
»Steckt Euer Schwert zurück«, fauchte ihn Keisuke an. »Sofort!«
»Ich verweigere mich Euren Befehlen, General.«
Keisuke, der nun mit dem Rücken zur Wand stand, öffnete die Schiebetür hinter sich und zusammen tänzelten sie in den nächsten Raum. Ein Schlag nach dem anderen prasselte auf Keisuke nieder. Light hatte in den letzten Wochen viel trainiert, was sich nun bemerkbar machte. Seine Armmuskeln waren kräftig genug das Tempo und die Ausdauer beizubehalten. »Ihr werdet meinen Shinigami Zugang zu den Äpfeln gewähren.«
»Abgelehnt«, raunte Keisuke und brüllte kurz darauf mit wütender Stimme. »Genug! Yagami-sama, haltet sofort ein!« Keisuke sprang über den Futon, der in der Mitte des Raumes lag.
Doch Light hielt nicht ein. Er hechtete ihm nach und führte mehrere Kendo Bewegungen aus, jede davon tödlich, hätte sie einen Menschen getroffen. Ein Treffer würde für Keisuke zwar nicht tödlich sein, aber immerhin schmerzlich.
Keisuke wehrte zwei weitere Schläge ab. Der darauffolgende war anders. Light machte den Anschein, dass er ihn mit seinem Schwert abermals treffen wollte. Er machte einen Ausfallschritt nach vorne, da ließ er sein Schwert klirrend zu Boden fallen, bevor es sich in Keisukes Damönenschwert verzahnen konnte. Light benutzte den Schwung und rammte seinen Körper gegen Keisuke direkt in sein Schwert hinein. Keisuke drehte sich blitzschnell zur Seite und steckte sein Schwert zurück. Die Überraschung, dass er fast den Gefährten seines Lords verletzt hätte, zeichnete sich nur zu offensichtlich auf Keisukes Gesicht ab. Der kurze Moment des Zögerns reichte Light. Die Faust erwischte Keisukes Gesicht und drehte seinen Kopf zur Seite. Es war immer noch etwas Ungewohntes für Light, die Kraft seines Körper zu benutzen, um seinen Standpunkt deutlich zu vermitteln. Für Kira war Kendo ein Hobby gewesen, um sich fit zu halten. Fern lag ihm damals die Vorstellung, dass er es jemals benutzen würde, um Hierarchiekämpfe mit Yōkais auszufechten. Light musste zugeben, er hatte unfair gekämpft, hatte seinen Status als Sesshōmarus Gefährte äußerst provokant gegen Keisuke ausgenutzt.
Keisuke rieb sich stumm über die getroffene Gesichtshälfte. Er bewegte sich nicht.
»Ihr wart unaufmerksam, Keisuke-sama. Ihr habt den Kampf verloren«, meinte Light, während er sein Schwert vom Boden aufhob und in die Schwertscheide an seiner Hüfte schob.
Keisuke erwiderte nichts. Für eine Weile stand er nur da. Schließlich veränderte sich seine Haltung, sie entspannte sich. »Und nun wollt Ihr, dass ich Euren Shinigami erlaube, die restlichen Äpfel zu essen.« Seine Stimme war ruhig, als hätte der Kampf zwischen ihnen nie stattgefunden und Light hätte soeben erst den Raum betreten.
»Es wäre nur angebracht, denkt Ihr nicht auch? Ihr habt Eure Deckung vernachlässigt und wurdet von mir getroffen. Ihr habt verloren.«
Keisuke stimmte dem weder zu noch verneinte er es, stattdessen sagte er: »Ich werde Euch etwas zeigen, Yagami-sama«
»Das wäre? Wa–«
Klirr! Die Porzellanvase fiel von der Kommode und zerbrach auf dem Boden. Um Keisuke abzuwehren, wollte sich Light an der niedrigen Kommode festhalten, denn Keisuke umschlang abrupt seinen Körper und machte einen Sprung in die Mitte des Raumes. Light bekam die Kommode nicht mehr zum Fassen, sein ausgestreckter Arm flog durch die Luft und schleuderte die Vase gen Boden.
Keisuke schmiss ihn auf den Futon. »Das war ein Erbstück, Yagami-sama« Der General packte Lights Arme und hielt sie über Lights Kopf zusammen.
»Wenn Ihr wollt, dass ich mich dafür entschuldige, dann seid Ihr desillusioniert. Geht sofort runter von mir!«, fauchte Light mit vor Zorn glühenden Augen. »Ich werde ihn rufen.«
»Ich verstehe. Nun, Ihr liegt richtig, Sesshōmaru-sama würde mich zu einem Kampf auf den Tod herausfordern, sollte ich Euch etwas antun. Und falls Ihr denkt, dass es mir Genugtuung bringt, Euch in Schmerzen zu sehen, dann versteht Ihr weit weniger als gedacht. Aber, ich wollte Euch etwas zeigen, etwas, dass mir erlaubt ist zu tun, etwas, dass Ihr durch Euer Handeln selbst heraufbeschworen habt. Ihr könnt mich so oft besiegen, wie ihr wollt, selbst ein ehrlicher Kampf würde nichts daran ändern – ihr könnt nicht Beta sein, nicht einmal annähernd..., denn Ihr seid das...«
Light Nase kräuselte sich. Ein sonderbarer Geruch erfüllte plötzlich die Luft um ihn, er war schwach und kaum wahrnehmbar, undefinierbar für ihn – für sein Unterbewusstsein jedoch nicht. Es dauerte einen Moment, dann verstand er, es war der Geruch von wilder, freier ungezügelter Kraft. Macht. Und während er ihn einatmete passierte etwas mit ihm – zu seinem Entsetzen entspannten sich seine Muskeln und sein Atem wurde gleichmäßig. Und Keisuke, der zu Lights Missfallen jede seiner Regungen aufmerksam beobachtete, ging noch weiter. Anscheinend wollte er Light bloßstellen. Er knurrte. Das Knurren war anders als die bisherigen. Light verstand nicht ganz wieso, denn es hörte sich für seine Ohren absolut gleich an, doch erschreckender Weise besaß es eine unerwartete Wirkung auf ihn. Er drehte seinen Kopf instinktiv beiseite und gab Keisuke somit Zugang zu seiner Halsschlagader. Ein Gefühl des Entsetzen überkam ihn und der Rhythmus seines Atmens geriet aus dem Gleichgewicht, kam stoßweise. Diese Mal entglitt ihm die Kontrolle über seine Emotionen völlig. Light musste kein Yōkai sein, um zu wissen, dass seine Emotionen einem in die Enge getriebenen, äußerst verwirrten Tier glichen.
Der Aasfresser hielt seine Beute fest im Griff.
Aus den Augenwinkeln spähte Light in Keisukes Gesicht. Der General bewegte sich nicht. Er starrte ihn bloß an. »Was?«, keuchte Light.
»Noch nicht.« Keisuke legte seinen Handrücken auf die Stelle zwischen Lights Hals und Schulter.
Ein Zucken ging durch Lights Körper, begleitet von einer Wärme, die ihn so schnell überrannte, nur, um einen Lidschlag darauf sich in Luft aufzulösen. Doch das Gefühl blieb. Ein Gefühl der Sicherheit, der Zufriedenheit und Geborgenheit. Light zog hastig Luft in seine Lungen – vor lauter Schock hatte er vergessen weiter zu atmen. Die Veränderung, die Keisuke verursacht hatte, war zu abrupt, Light wusste nicht wohin mit all diesen neuen ungewohnten Gefühlen. Eine Leichtigkeit durchflutete ihn, die ihn sorglos machte, plötzlich schien alles in seinem Leben in Ordnung zu sein. Light sah sich das Gesicht von Keisuke genau an. Beta schoss es ihn in den Kopf. Keisuke war Beta. Wieso war er damit unzufrieden gewesen? Beta beschützte ihn wie Alpha ihn beschützte. Er musste nicht mehr Aufpassen, Beta würde über seinen Schlaf wachen. Schlaf, dachte Light. Schlaf, das hörte sich gut an. Nur ein paar Sekunden wollte er Ruhen...
Ein Schrei weckte Light auf. Er fuhr in die Höhe. Verwirrt blickte er sich in dem unbekannten Zimmer um. Licht der späten Nachmittagsonne fiel durch eine offenstehende Tür herein. Draußen auf der Terrasse sitzend mit einer langen dünnen Pfeife in der Hand, erkannte er den General.
»Sesshōmaru-sama weiß, wo Ihr seid«, sagte Keisuke zwischen zwei Zügen, wobei er den Rauch langsam ausatmete und zusah, wie er in der kalten Luft gemächlich gen Himmel stieg. »Ein Bediensteter war hier und hat Euch Felle gebracht«, fügte Keisuke hinzu, als er bemerkte, wie Light mit runzelnder Stirn über eines strich.
Light versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sesshōmaru wusste, dass er sich in den Gemächern des Generals aufhielt und hatte keine Einwände? Beta, kam die Antwort sofort. Keisuke war Beta und Sesshōmaru vertraute seinem Beta. Light seufzte innerlich.
»Wisst Ihr, was mit Euch passiert ist?«, wollte Keisuke wissen.
Light brauchte nicht lange, um es sich zuzammenzureimen. Inuyasha hatte ihn während Yashimarus Feier darauf hingewiesen, nur leider war ihm nicht bewusst gewesen, dass es solch gravierende Auswirkungen auf ihn haben würde. Er hätte Inuyashas Worten mehr Beachtung schenken sollen. Zum Teufel, er hätte ihm glauben sollen! Diese Schwäche war äußerst Besorgnis erregend. Sie machte ihn dumm und hilflos. »Wird jeder dahergelaufene dominante Yōkai dieses Einfluss auf mich haben.«
Keisuke nahm einen langen genüsslichen Zug, dann blies er den Rauch geschwind aus. »Eine schreckliche Vorstellung, nicht?« Ein schmales Lächeln zierte Keisukes Mund.
Lights Stirnfalten vertieften sich.
»Seid unbesorgt, Yagami-sama, nur Sesshōmaru-sama und ich können Euch auf diese Weise unterwerfen.« Keisuke lachte kurz auf »Wie ich sehe, scheint Ihr selbst davon nicht begeistert zu sein, also konnte nicht einmal Euer ausgeruhter Zustand Euch von den Vorzü-« Keisuke verstummte. Sein amüsierter Gesichtsausdruck verflog und hinterließ einen verärgerten. »Jaken«, sagte er mit einem Mal, »weswegen versteckt Ihr Euch auf dem Dach?«
»Ahhh... Keisuke-sama, also ich... ich bin hier nur zufällig«, ertönte Jakens Stimme hastig.
»Und wie kommt man zufällig auf das Dach über meine Gemächern?« Keisuke wartete auf die Antwort, gleichzeitig rauchte er seine Pfeife weiter.
Light erblickte Jakens grünen Körper, der vom Dach langsam an einen Holzpfeiler hinunterrutschte. Jaken sprang den letzten Meter, sein Kopfstab hielt er dabei fest umklammert. Vor Keisuke verbeugte er sich schnell.
»Ano...«, sagte Jaken mit belegter Stimme und nach vorne gesackten Schultern. »Ich bin Yashimaru-sama aufs Dach gefolgt. Er wollte nicht hören und ist vor mir fortgerannt. Einer der Ziegel hat sich gelöst und ich bin nach unten gefallen.«
Dann gehörte der Schrei von vorhin wohl zu Jaken, dachte Light.
»Du hast also abermals deine Pflichten gegenüber Yashimaru-sama vernachlässigt«, meinte Keisuke.
Jaken stieß ein lautes Keuchen aus. Seine Augen wurden groß und eine Schweißperle lief ihm an der Schläfe nach unten. »I-ich nehme meine Pflichten sehr ernst!«, schrie er aufgebracht, dann nahm seine Stimme einen wehleidigen Ton an. »Wäre der Prinz doch nur ein wenig verständlicher mit Jaken.« Jaken sah an Keisuke vorbei durch die offen stehende Tür und entdeckte Light in Keisukes Bett. Sein Mund klappte auf. Schnell wechselte sein Blick zwischen Light und Keisuke hin und her.
»A-ah! W-was sehen meine armen Augen da! A-aber...« Jakens Antlitz verfinsterte sich. Er stapfte auf Light zu, doch bevor er das Zimmer betreten konnte, versperrte Keisukes lange Pfeife ihm den Weg.
»Solltet Ihr nicht nach Yashimaru-sama suchen? Man wird Euch zu Verantwortung ziehen, sollte ihm etwas zustoßen.«
Jaken wirkte unschlüssig.
Einst musste Light Jaken lassen, wenn es um Sesshōmarus Ehre ging, dann nahm er kein Blatt vor den Mund, selbst Keisuke schien vor Jakens Mundwerk nicht sicher zu sein.
»Ihr verdammter Krähenyōkai, wie könnt Ihr Sesshōmaru-sama nur so hintergehen!« Jaken baute sich vor dem immer noch sitzenden Keisuke auf und zielte mit dem Kopfstab auf ihn. »Von dem Ningen habe ich ja nichts anderes erwartet, es war ja nur eine Frage der Zeit, bis er sich an den nächsten Yōkai wirft. Aber Ihr!«
Light beobachtete die Auseinandersetzung zwischen dem General und Jaken neugierig. Es war das erste Mal, dass er Jaken sah, wie er Keisuke angriff, wenn auch nur verbal.
»Seid nicht albern, Jaken. Ich habe Sesshōmaru-sama nicht hintergangen.«
»Lügner! Weswegen befindet sich der Ningen dann in Eurem Bett, wenn er sich nicht Euch hingegeben hat? Ihr habt Euch verführen lassen! Ihr seid auf seine Tricks hereingefallen.« Jaken rieb sich frustriert den Kopf und fuhr jammernd fort. »Wieso bin ich der einzige, der sieht, was für eine falsche Schlange er ist. Morgen schmeißt er sich wahrscheinlich noch an den Kommandanten der Schlosswache. Er ist nicht besser als eine schäbige Dirne.«
»Urusai!«
Der Ausbruch des Generals kam so unerwartet, dass Jaken die nächsten Worte im Hals stecken blieben. Mit großen aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund sah er zum General auf. Dieser erhob sich.
»Noch ein weiteres faules Wort und ich werde Eure Zunge den Fischen füttern.« Keisuke wartete nicht auf Jakens Reaktion. Er betrat seine Gemächer und schloss die Tür hinter sich. Auf einem kleinen Tisch stand ein Gefäß aus Messing. Keisuke hob den Deckel an und schüttete seinen verbrannten Tabak hinein, die Pfeife selbst legte er auf eine Halterung aus Holz.
Light hörte, wie Jaken draußen Sesshōmaru Wohlergehen bedauerte und dann davon marschierte. Für ihn war es ebenfalls Zeit zu gehen, dachte Light. Er schob die Felle zur Seite, musste einen Schauer unterdrücken, als die wohlige Wärme ihn verließ, und stand auf. »Keisuke-sama« Light verbeugte sich knapp. Keisuke tat es ihm gleich. Sie wechselten kein weiteres Wort, es war nicht nötig. Light trat hinaus in den Flur und nahm den direkten Weg zu seinen eigenen Gemächern.
»Sesshōmaru-sama!« Jakens Stimme hallte zu ihm aus einem benachbarten Gang. »Wartet auf Euren treuen Diener!«
Light lauschte. War Sesshōmaru auf dem Weg zu ihm? Er wartete einen Moment. Nichts. Der Daiyōkai schien ein anderes Ziel zu haben. Light folgte dem hell erleuchteten Gang, bog am Ende ab und folgte diesen wiederum bis zum Ende, bevor er abermals abbog. Light schob die Tür zu seinen Gemächern auf und schloss sie leise hinter sich. Obwohl er die Nächte wieder gemeinsam mit Sesshōmaru in dessen Gemächern verbrachte, behielt er seine eigenen.
»Und wie ist es gelaufen?«, fragte Ryuk, der über dem Boden schwebte und genüsslich an einem Apfel knabberte.
»Ich sehe, du hast gelernt deine Gier zu zügeln.«
»Wenn man nur einen am Tag bekommt, dann muss man ihn genießen, nicht? Das ist der Pluspunkt deiner Welt, Light. Es gibt immer genügend Äpfel, egal welche Jahreszeit.« Ryuk schwebte direkt vor Light und musterte sein Gesicht. »Du siehst wütend aus. Es ist also nicht so gelaufen, wie du es dir gewünscht hast.«
Light strich sich durchs Haar. »Im Gegenteil, ich habe wertvolle Information gewonnen.«
»Denkst du, Sesshōmaru's General wird mich bannen?«
»Du hast dich doch an meine Anweisungen gehalten und bist mit dem Apfel nicht aus dem Zimmer geflogen?«
»Natürlich, Light. Ich weiß doch um dein schlaues Köpflein Bescheid.«
»Gut, dann kann nichts passieren. Er kann es schließlich nicht beweisen.«
»Hyuk, hyuk, mich würde es trotzdem interessieren, wie er darauf reagiert, wenn er mitbekommt, dass du eine der Bediensteten angetragen hast, dir jeden Tag einen Apfel zu bringen.«
»Er wird nichts dagegen sagen können. Ein Apfel am Tag ist plausibel und solange er dich nicht mit einem Apfel in der Hand sieht, wird es ihm keine Rechtfertigung geben, dich zu bannen. Also verlass meine Gemächer nicht«, sagte Light abermals, diesmal warnend.
»Ich bin nicht auf den Kopf gefallen.«
»Gut«, antwortete Light, »denn ich werde nicht einschreiten, sollte Keisuke dich bannen.«
»Habe verstanden, Light. Du brauchst nicht immer so schwarz sehen.« Ryuk aß den restlichen Apfel samt Apfelkern und Stiel, dann schwebte er mit einem zufriedenen Hyuk aus dem Zimmer nach draußen in den Garten.
Light verließ ebenfalls das Zimmer, diesmal war sein Ziel die Bibliothek. Die neu gewonnenen Informationen waren besorgniserregend. Wie konnte es sein, dass er so auf den General reagierte? Hatte ihn das Gefährtenmal von Sesshōmaru mental und körperlich verändert? Seit der Daiyōkai in gebissen hatte, schien es, als ob er immer empfindlicher für das Sozialgefüge im Inuclan wurde. Light war sich sicher, ohne Gefährtenmal hätte Keisuke jetzt ein zerkratztes Gesicht. Und ohne Gefährtenmal hätte Light jetzt vermutlich einen gebrochenen Arm. Was für eine Herausforderung, dachte Light mit einem schmalen Lächeln.
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Alpha Sesshoumaru/Sesshomaru x Gefährte LightYagami | Das weiße Feuer des Hundes
FanfictionLight Yagami landet in der Sengoku-Ära. Ohne die Macht Kiras, in einer Welt, in der Menschen auf dem Speiseplan von Dämonen stehen, ist Light gezwungen sich dem gefürchtetsten unter ihnen, Sesshoumaru, anzuschließen. Auf der Suche nach einem Weg zur...