Kapitel 1 - Ash

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Kapitel 1

Ash

Ich richte den Rucksack auf meiner Schulter und laufe weiter die Straße zu meinem Haus entlang.

„Hi Ash", grüßt mich plötzlich jemand und ich schaue mich um. Auf der anderen Straßenseite steht ein Mädchen, zwei Jahre jünger als ich, also vierzehn Jahre alt, noch ein bisschen Babyspeck im Gesicht, das von lockigen blonden Haaren eingerahmt wird, und sie hat einen braunen Labrador an der Leine – Zookie.

„Hey Lolly", rufe ich zurück und winke ihr. Dann rücke ich meine dicke Brille zurecht und schaue meiner Nachbarin dabei zu, wie sie rot wird, an Zookies Leine zieht und schnell weitergeht.

Kann ich nicht einmal mit ihm reden ohne wie eine Tomate anzulaufen?

Ich grinse kurz und schaue wieder vor mich auf den Gehweg.
Ich bin nicht blind, ich sehe, dass Lolly auf mich steht. Sie ist auch echt süß und hübsch – aber sie ist einfach nichts für mich.

Sobald ich an die Hecke komme, die den Vorgarten von meinem Haus von der Straße abgrenzt, ertönt ein fröhliches Bellen und ich kann über die kleine Buschreihe hinwegsehen, wie mein Hund Indie hechelnd auf mich zugelaufen kommt, aber etwa zwei Meter vor der Hecke die Richtung schlagartig ändert und auf das Gartentor zu rennt.

Wie jeden Tag wartet sie davor mit wedelndem Schwanz und ich muss sie sanft vom Tor wegschieben, damit ich es aufmachen und hineingehen kann. Ich schließe das Tor schnell wieder, damit Indie nicht auf die Straße laufen kann und knie mich dann zu ihr.

„Gutes Mädchen", murmle ich ihr zu und streichle sie zwischen den Ohren. Sie drängt sich näher an mich, legt ihre Pfoten auf meinen Oberschenkel und leckt einmal dick über meine Wange.

„Irgh", lache ich auf, lehne mich von dem Hund weg und schiebe sie vorsichtig von mir.

„Jetzt lass mich mal ins Haus. Ich hab einen Mordshunger, Indie. Kannst du dir vorstellen, dass ich am letzten Schultag nochmal mein Essen vergessen hab?", frage ich den Hund, als ob sie mir antworten könnte. Sie bellt aber nur noch einmal und sobald ich einen Fuß auf die erste Treppenstufe vor der Haustür setze, geht Indie ein Stückchen beiseite und legt sich brav auf die Wiese. Ich lächle den Hund kurz an, dann schließe ich die Haustür auf und betrete den angenehm duftenden Flur.

„Mum? Bin zuhause!", brülle ich ins Haus, lasse meinen Rucksack neben die Garderobe fallen und gehe an die Treppe rüber, um mich auf die Stufen zu setzen.

„Hallo!", kommt die Stimme meiner Mutter zurück und allein in dem einen Wort, kann ich die Anspannung schon so gut wie spüren.

Ich runzle die Stirn, die Brille rutscht ein Stück meine Nase hinunter und genervt schiebe ich sie wieder hoch. Dann binde ich endlich meine dunkelblauen Chucks auf und ziehe sie mir umständlich von den Füßen. Ich schnüre sie einfach viel zu eng... ich mag es nicht, wenn sie locker sind. Da bekomme ich das Gefühl, dass sie mir gleich von den Füßen fallen. Der Nachteil an dem engen schnüren ist nun mal, dass ich so meine Probleme damit habe, in die Schuhe hinein- oder aus ihnen herauszukommen.

Ein Kichern ertönt hinter mir, dann schlingen sich zwei dünne Ärmchen um meinen Hals und ich lächle.

„Lachst du mich aus?", frage ich.

„Nein", kichert meine kleine Schwester Lauren und ich löse ihre Arme von mir. Ich stehe auf, schiebe meine Schuhe mit den Füßen unter die Garderobe und drehe mich dann zu ihr um. Ein negatives, aber gerade jetzt nicht unbedingt ungutes Gefühl durchdringt mich und deswegen ignoriere ich es einfach.

„Du weißt, ich enttarne jede Lüge!", sage ich und drohe ihr gespielt mit dem Zeigefinger. Sie schlingt ihre Finger um meinen und zieht daran. Ich lache auf und versuche mich aus ihrem Griff zu befreien.

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt