Kapitel 31

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Kapitel 31

„Hört i-", wispert Michael, aber ein scharfes Zischen von Luke fährt dazwischen.

Michael beißt sich auf die Unterlippe und sein Griff um meine Hand wird fester. Auch ich greife fester zu. Wir stehen alle völlig regungslos zwischen den dunklen Bäumen, bis es plötzlich wieder zu hören ist.

„Hoppe, hoppe Reiter... Wenn er fällt..."

Mein eigener Körper reagiert mit einer Gänsehaut, die mir vom Nacken hinunterrollt, über meinen Rücke, meine Arme und meine Beine hinunter. Michael neben mir hingegen sendet einen unverkennbaren Hitzestoß aus, der noch eine Sekunde später von einem seichten Windstoß unterbrochen wird. Ein paar Blätter fliegen hoch und knistern in der Brise.

„Luke!", zischt jetzt Calum zu dem Blonden rüber.

Mein Blick geht zu ihm, aber Luke steht einfach nur wie festgefroren da.

„...Fällt er in den Sumpf... Macht. Der. Reiter. Plumps."

Ich strecke die Hand nach ihm aus und lege sie sanft an seinen Oberarm. Er zuckt weg, aber dann rauscht wieder eine Brise über uns hinweg und er blinzelt ein paar Mal. Augenblicklich verschwindet der Wind und lässt nur wieder die stille Nachtluft übrig.

Bis die erneut von der Stimme unterbrochen wird.

„Hoppe, hoppe Reiter..."

Luke hebt seine Hand jetzt auch an und klammert sich mit seiner Hand seinerseits an meinem Unterarm fest. Für einen Moment wünschte ich mir mal wieder einfach schnell in ihn hineinhorchen zu können, um ihm seine Angst auszureden.

Michael neben mir bewegt seine Fackel ein wenig und plötzlich spiegelt sich die kleine Flamme in Lukes Augen wieder und erhellt sein Gesicht.

Überrascht sehe ich, dass Luke gar nicht so ängstlich aussieht wie ich gedacht hätte.

Aber bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen kann, raschelt es hinter uns. Ein Ast bricht und ruckartig drehen wir uns alle in die Richtung des Geräusches. Michaels Hand reißt sich aus meiner heraus. In einer flüssigen Bewegung reißt er beide Hände nach vorne, die Fackel erleuchtet nicht einmal ansatzweise so viel, wie ich es gerne hätte. Mit einem festen Schritt stellt sich Michael vor uns alle und mein Blick fällt auf die Taschenlampe in seiner Hosentasche.

Panisch greife ich danach – sie spendet mit Sicherheit in der Ferne mehr Licht.

Wieder hallt ein Knacken durch die Dunkelheit, nur diesmal links von uns, und wir alle fahren herum. Hitze baut sich in mir auf.

„Hoppe, hoppe-"

Ich weiß es einfach ohne darüber nachdenken zu müssen: Michael bereitet sich auf eine Attacke vor.

„Aaaah!"

Der gellende Schrei reißt unsere Gruppe auseinander. Es sprengt uns alle voneinander weg, als Michael in sich zusammensinkt, seine Fackel fallen lässt und beide Hände auf seine Ohren drückt. Alle Hitze und Wärme verlässt mich in der Sekunde, in der ich mich den ersten Zentimeter von Michael entferne. Die Kälte kriecht meine Arme hinauf und in meinen Kragen hinein. Aber mein Blick gilt nur Michael, der noch immer am Boden kauert, sich den Kopf hält.

Und dann flackert das Licht um ihn herum noch heller auf: Einige Blätter um seine Fackel haben jetzt auch Feuer gefangen.

„Verdammte Scheiße! Löschen Sie den Mist, Hemmings!", die Stimme schneidet durch die Dunkelheit und Luke wimmert bei der Nennung von seinem Namen.

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt