Kapitel 18

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Montag früh schleppen Calum und ich uns nur widerwillig aus dem Bett und ins Bad hinein. Wir putzen uns nebeneinander am Waschbecken die Zähne und nur neblig dringen seine trägen und nicht sehr sinnvollen Gedanken zu mir durch.

Calum greift nach seinem Haarspray, stellt es dann aber doch zurück und geht mit mir zurück ins Zimmer, um sich anzuziehen. Ich ziehe mir eine frische Jeans und irgendeinen kuscheligen Hoodie über.

Es war wohl ein Fehler gestern Abend bis tief in die Nacht mit Michael und Luke durchs Fenster hinweg zu reden. Wir saßen erst auf den Stufen vor unserem Häuschen. Es war kühl und die anderen mussten sich Pullis holen, aber mir ging es ganz gut in der wohligen Wärme, die Michael ausgestrahlt hat.

Aber irgendwann kam Miles in seiner allabendlichen Prüfrunde vorbei und hat uns in die Häuser geschickt. Beim Reingehen bin ich mit Calum zusammengestoßen und er hat mir schockiert gesagt, dass ich an den Armen eiskalt bin – scheinbar ist Michaels Wärme tatsächlich nicht real, schade aber auch.

Wir haben die Sessel in unserem Zimmer zu den Fenstern gedreht, die Fenster breit aufgemacht und dann weitergeredet, bis es so spät war, dass wir beinah in den Sesseln eingeschlafen wären.

„Nie wieder", grummelt Calum, als wir uns langsam zum Gemeinschaftsgebäude schleppen.

Ich nicke und ziehe mir die Ärmel vom Pulli über meine Hände. Es ist still zwischen uns und ich werfe einen Blick über die Schulter auf das Haus mit der Nummer 12. Aber es scheint ganz ruhig darin zu sein und so drehe ich mich wieder nach vorne und schlendere neben Calum weiter.

Allerdings sind Luke und Michael auch im Gemeinschaftsgebäude nicht zu sehen. Weil Calum aber nichts sagt, sondern sich einfach nur mit einem Glas voll Orangensaft und einem trockenen Brötchen an unseren üblichen Tisch fallen lässt, bleibe auch ich ruhig und schmiere mir ein Marmeladenbrot zum Frühstück.

Als dann pünktlich um fünf vor Neun das erste mal die elektrische Glocke durch die Sprechanlage tönt, schleppen wir uns zusammen aus der Mensa raus. Aber dann legen wir ein bisschen an Tempo zu und holen unsere Taschen aus unserem Zimmer. Damit bewaffnet gehen wir in Mr Splints Klassenraum.

Wo ist Michael?

Der erste klare Gedanke heute von Calum.

Ich schaue also zu ihm rüber und er hat die Stirn in tiefe Falten gelegt und scheint nachzudenken. Dann werden seine Augen plötzlich groß und er beißt sich auf die Lippe.

„Verdammt", nuschelt er heraus.

Ich hätte ihn wecken müssen!

Panisch beginnt er in seiner Hosentasche zu kramen und ich schaue ihm dabei zu, wie er sein Handy herauszieht und schnell eine Nummer wählt.

„Ich habs voll vergessen! Michael und Luke haben bestimmt verschlafen. Mike braucht seinen Schlaf und wenn die Nacht so kurz ist, dann kann der bis in den Nachmittag hinein schlafen", murmelt Calum mir zu und hält sich das Handy ans Ohr.

Ich verziehe das Gesicht: „Scheiße..."

Er nickt und dann scheint Michael dranzugehen, denn Calum wendet den Blick von mir ab auf den Tisch und beginnt zu reden: „Mike! Verdammter Mist, du musst aufstehen! Es ist schon Neun, der Unterricht fä... ngt an", beendet Calum seufzend und legt wieder auf.

„Sie sind wohl jetzt wach", sagt er dann zu mir und reibt sich übers Gesicht: „Das dürfen wir nie wieder machen... ich bin so fertig."

„Bin dafür", gebe ich zurück und gähne.

„Ich kriege heute doch nichts hin in Kontrolle... und als ob ich in VerSi auch nur irgendwas zu Schweben bekomme. Ich kann mich keine Sekunde konzentrieren."

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt