Kapitel 12

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Verwirrt öffne ich die Augen.

Auch andere blinzeln müde mit den Augen und beginnen sich leise zu unterhalten. Mr Splint steht von seinem Pult auf und schultert seine Tasche.

Ich blinzle auf die Uhr über der Tür und sehe, dass tatsächlich schon beide Unterrichtsstunden um sind, und will aufstehen und meine Sachen nehmen, als mir auffällt, dass alle fleißig etwas notieren.

Mit gerunzelter Stirn schaue ich zu Matt rüber.

„Was schreibst du da auf?", frage ich ihn.

Er schielt noch auf sein Papier und setzt einen letzten I-Punkt über den Strich des Buchstabens und dann findet mich sein Blick ganz.

„Naja, ich kann mir nicht unbedingt den Namen vom Buch merken... Außerdem hat Splint doch gesagt, wir sollen es uns notieren."

Für einen Moment schaue ich ihn einfach nur an und er mich und im Hintergrund packen jetzt alle anderen ihre Sachen und gehen aus dem Raum heraus. Dann zieht Matt seine Augenbrauen hoch und sein Mund geht leicht auf, aber er braucht noch eine Sekunde, bevor er sich mit einer Hand an der Wange kratzt und mich mitleidig anschaut: „Hast du ihn nicht gehört?"

„Er hat doch nichts mehr gesagt", gebe ich zurück.

„Scheiße, Alter... Du solltest unbedingt zu ihm gehen. Er meinte, er hätte alle da und hat uns in seinem Kopf gezeigt, wie man die Gedanken kontrolliert. Es kann zwar noch keiner nachmachen, er meinte auch, das wäre normal, aber er wollte es uns schon einmal zeigen", sagt Matt und verzieht das Gesicht.

„Was?!", frage ich fast schon panisch nach und schaue nach vorn im Klassenraum. Mr Splint ist schon weg.

„Shit man. Was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Hast du geschlafen oder was? Warum hast du dich nicht beschwert, dass du ihn nicht hörst?", fragt Matt mich.

„Weil ich nicht wusste, dass ich der Einzige bin, der ihn nicht hört! Ich wusste nicht...", sage ich und lasse dann voll Scham und Enttäuschung über mich selbst den Kopf sinken. Mit den Handballen reibe ich mir über die Augen und schaue dann Matt wieder an.

„Geh einfach zu Splinter und sag es ihm..."

„Der köpft mich doch dafür", gebe ich leicht genervt zurück. Warum hat es denn bei mir nicht geklappt?

„Vielleicht nur so ein bisschen", sagt Matt beschwichtigend und ich zucke mit den Schultern. Dann nehmen wir beide unsere Sachen und gehen auch aus dem Raum.

Im Flur stehen viele herum und reden aufgeregt miteinander und bei mir kommen irgendwelche Fetzen an und ich weiß gerade einfach nicht, ob ich sie wirklich höre, oder ob sie in meinem Kopf sind. In mir fühle ich die Aufregung und die Freude über die ersten Erfolge und die verschiedenen Kräfte zerren an mir herum. Ich spüre Wärme rechts von mir, dann streift mich eine Gruppe von Kerlen links und Eiseskälte überkommt mich. Die Leichtigkeit vom Wind kommt dazu und – um ehrlich zu sein - dreht sich mir einfach nur den Magen um.

Ich schlucke das alles runter und suche nach meinen Freunden. Nach einem Moment finde ich sie an der Tür zu unserem Klassenraum herumlungern und schiebe mich durch die verwirrende Menge hindurch. Bei meinen Freunden angekommen spüre ich auch sofort Michaels Wärme und Lukes Wind und muss die Augen schließen, weil es mir einfach nicht gut geht.

„Ash?"

„Hm?", brumme ich heraus und es klingt zittrig.

„Geht's dir gut?"

Ich blinzle zu Calum rüber und seine dunkelbraunen Augen sind ein Segen.

Er ist nicht mehr aufgeregt, sondern Besorgnis flutet meinen Körper und als er mich am linken Arm anfasst und dann auch noch nach dem rechten greift, kehrt endlich Ruhe von der Wärme, der Kälte, dem Wind und dem Schwindel ein.

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt