Kapitel 13

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Also sitze ich den Unterricht ruhig in meinem Stuhl ab.

Wie Mr Splint in der Kontroll-Stunde erklärt hat, versuche ich entspannt zu bleiben und Kontakt zu ihm aufzubauen, aber wieder passiert nichts. Ich sitze mit geschlossenen Augen in meinem Stuhl und bin nach einer Weile, in der ich mich über den Mann aufrege, so entspannt, dass ich fast wegdöse.

Das Klingeln der Schulglocke erlöst uns alle und wie vorhin erwachen alle langsam in ihren Plätzen, schreiben etwas auf und verschwinden dann langsam durch die Tür. Ich bleibe aber auf meinem Platz sitzen und schaue erwartungsvoll zu Matt.

„Er wird in den ersten Wochen nur Kontrolle unterrichten. So lange bis alle es vollkommen beherrschen und dann werden wir nur noch VerSi haben. Deswegen sollen wir als Hausaufgabe die ersten beiden Kapitel von dem Buch lesen, was er uns vorhin gesagt hat", erklärt Matt mir schnell und leise und packt dabei seine Sachen weg.

„Mr Irwin?"

Wir zucken beide zusammen und Matt schenkt mir ein entschuldigendes Lächeln, ehe er noch sein Mäppchen schnappt, es in seinen Rucksack wirft und dann beim Schließen der Tasche aus dem Klassenraum läuft.

„Ja?", gebe ich zurück und schaue zu Mr Splint auf.

Der steht noch immer an sein Pult gelehnt da, schaut jetzt aber zu mir rüber. Seine Stirn liegt in tiefen Falten und er hat die Brauen nachdenklich zusammengezogen. Dann stößt er sich vom Pult ab, geht zur Tür rüber und schließt sie leise. Ich verfolge ihn ganze Zeit mit meinem Blick und Anspannung macht sich in mir breit, als er sich durch die Sitzreihen hindurchschlängelt und flucht, weil einige Schüler ihre Stühle nicht richtig rangeschoben haben und ihm den Weg zu mir so erschweren - „Keine Manieren diese Bengel. Was ist daran so schwer einen blöden Stuhl an den Tisch zu schieben?"

Es bringt mich beinah zum Lächeln seine halblaut geflüsterten Sprüche zu hören, aber dann dominiert doch die Sorge darüber, dass er direkt auf mich zukommt, wir alleine in dem Klassenraum sind, er nicht begeistert aussieht und ich definitiv der schlechteste im Kurs bin – und das schon nach einem Tag.

Er kommt bei mir an und zieht sich Matts Stuhl heran, um sich draufzusetzen. Kaum sitzt er, finden seine Augen meine und ich wende den Blick ab und schaue an ihm vorbei aus dem Fenster.

„Augen auf mich, Irwin", bestimmt Mr Splint und sofort stelle ich den Augenkontakt wieder her. Es ist mir furchtbar unangenehm.

„Was... was ma-", weiter komme ich nicht, denn das harsche „Schhh!" von Mr Splint unterbricht mich. Um das zu bestärken, presst er den Zeigefinger seiner rechten Hand auf seine Lippen und ich schließe meinen Mund wieder und beiße mir auf die Unterlippe.

Also bin ich ruhig und warte.

Was machen wir denn jetzt?
Ist das jetzt schon die Nachhilfe oder was?

Will er mir denn gar nichts erklären, sondern einfach weiter abwarten, in der Hoffnung, dass ich einfach nur länger brauche als die anderen?

Unbehagen steigt in mir auf je länger der Lehrer mir forschend in die Augen starrt und je länger einfach absolut nichts passiert.

Ich weiß wirklich nicht, wie lange wir so dasitzen, aber plötzlich lehnt sich Mr Splint mit einem lauten Seufzen im Stuhl zurück und starrt mich aus dieser neuen Position weiter an.

Diesmal dauert es nicht ganz so lang, da reibt sich Mr Splint über die Augen und er verzieht die Lippen etwas nach oben.

Weil er mich nicht mehr direkt anschaut, traue ich mich endlich auch den Blick abzuwenden und schiebe mir die Brille hoch.

„Sie empfangen rein gar nichts von mir?", fragt Mr Splint.

Ich schüttle wortlos den Kopf.

„Aber sie haben bereits Gedanken empfangen können?"

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt