Kapitel 32

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Ich schnalze meine Zunge im Takt von irgendeinem Popsong, der mir gerade im Hirn rumschwirrt, und tippe mit der linken Hand dazu noch gegen meinen Oberschenkel. Mein Blick gleitet an den Regalen mit Büchern entlang und dann drehe ich mich nochmal kurz um.

Fast alle Tische in der Bibliothek sind besetzt. An meinem Tisch sitzen meine Freunde und gerade in dem Moment schaut Michael auf. Ein Glitzern geht durch seine Augen und trotz der Entfernung von mehreren Metern kann ich die Wärme seines Blickes spüren. Er deutet mit seinem Stift auf sich selbst und dann zu mir rüber.

Das kann nur eins bedeuten...

Meine Wangen werden rosig und es bringt Michael zum Kichern. Ich wende kurz den Blick von ihm ab, als ich ihn aber wieder anschaue, versuche ich ihm einen strengen Blick zu senden. Er rollt mit den Augen, schenkt mir aber einen Luftkuss und widmet sich dann wieder seinen eigenen Hausaufgaben.

Ich bin mit meinen schon vor ein paar Minuten fertig geworden. Weil die anderen aber noch eine Weile brauchen werden, hab ich mich einfach mal auf den Weg zwischen die Regale gemacht.

Ich wandere tiefer zwischen die Regale und schaue mich um. Wie fast in jedem Regal dieser Bibliothek stehen hier scheinbar uralte und nagelneue Bücher direkt nebeneinander – selbst in der Abteilung mit Romanen ist es so.

Noch drei oder vier Regale weiter bleibe ich vor einer großen Lücke zwischen den Büchern im Regal neben mir stehen und lege den Kopf schief. Meine Augen huschen zu den Büchern links und rechts daneben und ich runzle die Stirn. Irgendwie kommen sie mir bekannt vor...

Ich greife nach dem Band rechts neben der Lücke und fahre mit dem Finger über den hübsch gestalteten Buchrücken. Die Farbe wechselt sich zwischen einem hellen Blau, Grau und Weiß ab. Es erinnert mich daran, wenn gerade ein Sturm abzieht und langsam wieder der ruhige Himmel über die dunklen Wolken siegt. Jetzt entdecke ich auch die zarten Buchstaben auf dem Einband und beuge mich vor, um zu Lesen, was da in geschwungener, dezenter und weißer Schrift steht: „Unbekanntere Aspekte der Aerokinese".

Und da fällt es mir wieder ein.

Die beiden ledernen Bücher!

Als ob sich etwas in den letzten Sekunden geändert hätte, greife ich in die leere Stelle hinein. Hier standen die Bücher über ‚Vergessene parapsychologische Phänomene'!

„Hey."

Als ob das Universum mir ein perfektes Deja-Vu geben wollte, steht Michael plötzlich neben mir und wie beim letzten Mal zucke ich heftig zusammen.

„Meinst du wir könnten unsere kleine Knutscherei hier wiederholen, nur diesmal ohne Störung?", murmelt er mir zu.

„Sehr verführerisch", grinse ich zu ihm rüber, lege ihm dann aber eine Hand auf die Brust, um ihn aus dem Weg zu schieben: „Zuerst muss ich aber was anderes tun."

„Und was?", fragt Michael nach. Ich spüre, wie seine Wärme mich nicht verlässt, was nur bedeuten kann, dass er mir hinterherläuft.

Ich antworte ihm aber nicht und nehme den schnellsten Weg zur kleinen Info und Ausleihe. Ich erwarte Trevor, aber diesmal sitzt dort die eigentliche Bibliothekarin und nicht ihr Helfer. Da mir Trevor ein wenig lieber wäre, trete ich jetzt ein wenig nervös an die Frau heran. Mit einem netten Lächeln schaut sie auf und ich schiebe mir die Brille höher auf die Nase, bevor ich den Mund aufmache.

„Uhm... Ich... äh... Suche nach einem Buch."

Sie zieht ihre Augenbraue hoch und schaut mich abwartend an.

„Äh... Es gab zwei verschiedene Bände vom selben Autor. Sie hießen irgendwie ‚Vergessene parapsychologische Phänomene' und sahen ziemlich alt aus", sage ich.

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt