Kapitel 17

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Die Runde ums Feuer wird so groß, dass viele sich einfach in den Sand setzen.

Miles sitzt links von uns und neben ihm sitzt Konstantin und sie beide haben Gitarren auf den Schoß und spielen leichte Melodien und sorgen so für ein bisschen Hintergrundgeräusche um das Feuer herum, während alle reden.

Ab und an spielen sie auch mal ein Lied an und ein paar Camper singen mit. Meine Freunde sind besonders begeisterte Sänger und ich lasse mich mitreißen, wann immer ich den Songtext auch kenne.

Um uns herum ist es inzwischen stockfinster geworden und lediglich ein paar Lichterketten an den Tischen mit Getränken und Knabberzeug, das Feuer und eine große Laterne am Steg spenden Licht.

Plötzlich verstummen die Gitarren und ein breit grinsender Miles klopft auf den Körper seiner Gitarre, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu richten. Die Camper verstummen und schauen zum Leiter rüber. In der selben Zeit läuft einer der Betreuer los und löscht die Laterne, die den Steg und den See beleuchtet.

Die Dunkelheit senkt sich nun über alles um uns herum.

„Was darf an einem Lagerfeuer nicht fehlen? Natürlich die guten alten Gruselgeschichten...", sagt er und grinst zu Konstantin rüber. Konstantin legt seine Gitarre ab und räuspert sich.

„Wer kennt die Geschichte von der Puppe Margret?", fragt Konstantin. Ein kurzes Gemurmel geht durch die Reihen. Miles beginnt eine leise, langsame Melodie auf der Gitarre und Konstantin räuspert sich erneut.

„An einem schönen Tag ging die kleine Poppy mit ihrer Mama in einem Laden einkaufen. Sie holten in ihrem kleinen Dorfladen Butter und Brot für das Frühstück. An der Kasse angekommen sieht Poppy plötzlich hinter der Kassiererin auf einem Regal etwas, was vorher noch nie da war: eine wunderschöne Porzellanpuppe. Sie hatte Augen, die glitzerten wie kleine Sterne und Haar so dunkel wie Schneewittchen. Sie wurde wahrlich mit Liebe zum Detail gefertigt. Selbst die Fingernägel an den drei kleinen Fingerchen, die sie in die Luft streckt, kann Poppy sehen – und sie stellt sich jetzt schon vor, wie toll sie mit knallrotem Nagellack aussehen würden. Mit großen Augen bestaunt die kleine Poppy also die Puppe und zupft am Rocksaum ihrer Mutter", beginnt Konstantin zu erzählen. Seine Stimme ist ruhig und so leise, dass wir uns wirklich konzentrieren müssen, um ihn über das Knistern des Feuers und die leisen Gitarrentöne hinweg zu hören.

„'Was willst du, Poppy?', fragt die Mutter und wendet sich dem Kind zu. ‚Die Puppe! Schau Mama, sie ist wunderschön!'", Konstantin verstellt seine Stimme zu einem kindlichen Quietschen und bringt einige zum Lachen.

„'Aber Poppy, du hast schon so viele Spielsache zuhause...', erwidert die Mutter mit einem Blick auf die Puppe. ‚Aber nicht so eine tolle Puppe! Bitte Mama!', bettelt Poppy, aber ihre Mutter bleibt standhaft: ‚Du hast genug Spielzeug.' Und damit bezahlt sie das Brot und zieht ihre Tochter an der Hand aus dem Laden. Ein paar Tage später redet Poppy noch immer über die Puppe und die Mutter erfüllt ihr schließlich den Wunsch. Sie geht noch einmal in den Laden und kauft die Puppe. Als sie an der Kasse nach ihr fragt, holt die Kassiererin sie vom Regal und gibt sie ihr. ‚Lassen sie ihr Kind und die Puppe niemals allein' sagt sie und winkt die Frau durch, ohne dass sie bezahlen muss. Poppys Mutter freut sich über das kostenlose Geschenk und Poppy freut sich noch viel mehr... Die Mutter vergisst nach ein paar Tagen, in denen Poppy überglücklich mit ihrer neuen Puppe spielt, die seltsamen Worte der Kassiererin und geht an einem Vormittag nur schnell aus dem Haus, um ihrem Mann hinterher zu eilen, der seine Geldbörse zuhause vergessen hat. Sie ist nur einen Moment draußen, aber als sie wiederkommt, sucht sie vergebens nach ihrer Tochter...", Konstantin macht eine Pause und ich spüre die Anspannung der anderen und eine Frage schiebt sich in meinen Kopf:

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt