Kapitel 23

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Mein Herz macht einen Hüpfer und das Lächeln, dass sich auf meinem Gesicht ausbreitet, kann ich auch nicht aufhalten.

Und herzlichen Glückwunsch zu täglichen Kopfschmerzen.

„Was?", rutscht es mir heraus.

„Ganz im Gegensatz zu dem was ich dachte, hatten Sie nicht Probleme, weil ihre Kräfte nur so gering ausgebildet sind; Ihre Kräfte sind ungewöhnlich stark."

„Was?", fällt es mir schon wieder über die Lippen und ich komme mir ziemlich dämlich vor.

Der Schatten von Mr Splint beginnt sich zu bewegen und ich versuche ihm zu folgen, aber schon nach drei Schritten laufe ich in ihn hinein.

„Meine Güte! Sie Blindfisch!", fährt er mich an.

„Entschuldigung", sage ich leise.

„Setzen Sie sich auf ihre vier Buchstaben!", befiehlt er mir dann.

Ich drehe mich um und kneife die Augen zusammen. Eigentlich will ich nur nach einem Baumstamm suchen und mich draufsetzen, aber wie soll ich den braunen Baumstamm von braunen Blättern und Erde unterscheiden?

Ich seufze und reibe mir mit den Fingern über die Augen. Die prickeln schon ein bisschen, weil es so anstrengend ist überhaupt irgendetwas zu identifizieren, wenn alles so verschwommen ist.

„Sind Sie wirklich so blind?"

„Ja", knirsche ich hervor.

Weil die Baumstammsuche keinen Sinn hat, suche ich einen dicken, braunen Fleck auf Augenhöhe, der einen Baum darstellt, um mich dagegen zu lehnen.

„Ihre Kräfte sind wirklich erstaunlich stark...", beginnt Mr Splint und wirkt dabei nachdenklich.

Deswegen der starke Zug...

Ich runzle die Stirn, brauche aber gar nicht zu fragen, um eine Antwort zu bekommen.

„Ich habe vom ersten Moment an gespürt, wie Sie die Gedanken regelrecht... ansaugen", sagt Mr Splint und ich verfolge seinem Umriss, der langsam vor mir auf und ab geht: „Wie kann es dann sein, dass Sie sie nicht hören konnten?"

Jetzt fliegen meine Augenbrauen in die Höhe.

Ich habe Gedanken angesaugt?... Woher will er überhaupt wissen, dass ich ihn nicht verarscht habe und doch tatsächlich die ganze Zeit alles hören konnte?

„Oh bitte, Irwin!", faucht der Lehrer mich an und bleibt stehen: „Sie sind nur Buchschlau, aber kein wirklich cleveres Kerlchen."

Mir klappt das Kinn hinunter.

„Ich habe in den ersten Stunden mitbekommen, was für eine Panik Sie schieben zu schwach für das Camp zu sein... und wieso es bei ihrem Mitbewohner klappt, aber im Unterricht nicht. Wären sie wirklich so klug, wie Sie selbst denken, dann hätten Sie inzwischen gecheckt, dass Sie in meiner Gegenwart momentan nicht einen einzigen Gedanken mehr verstecken können!", sagt er und ich könnte wetten er hat ein fieses Grinsen im Gesicht kleben.

„Ich denke es gilt als unhöflich, Gedanken von anderen zu lesen ohne ihr Einverständnis", gebe ich trotzig zurück.

Mr Splint macht einen Schritt zurück: „Dann hören Sie auf mich mit ihren minderwertigen, pubertären Gedanken abzuwerfen!"

„Was?", frage ich und bin plötzlich nur noch überrascht und nicht mehr sauer auf ihn.

Ich kann erahnen, wie der Mann sich wegdreht und den Kopf hängen lässt.

„Ihre Stimme dröhnt in meinem Kopf, als würden Sie mit einem verdammten Megaphon direkt in mein Ohr schreien", seufzt Mr Splint.

Jetzt bleibe ich ruhig und warte ab, was er als nächstes tut.

Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt