Kapitel 5

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Es war mittlerweile Nacht. Wie spät es war, wusste ich nicht, weswegen ich auf die Idee kam, mein Handy anzuschalten.Ich griff zu meiner Tasche und zog es hinaus.

Mit Alex hatte ich seit Stunden nicht mehr gesprochen, obwohl wir beide noch wach waren. Es herrschte eine unangenehme Stimmung.

Ich sah auf mein Handy, doch was auch immer die Uhrzeit sagte, sie war falsch. Somit wäre das Thema auch gegessen und wirklich klüger war ich nicht.

Alex beobachtete mich. Schon die ganze Zeit richtete er meine Blicke auf mich, doch wenn ich zu ihm sah, wandten sich seine Blicke den Boden zu.

Ich legte mein Smartphone wieder in den Beutel und sah auf den Boden.

Wieder dachte ich nach, was heute alles passiert war, und blieb an dem Ereignis hier im Baumhaus hängen.
Als Alex sich vor mich hingekniet hatte und die folgenden Sätze seinen Mund verließen:
'Du musst das nicht verstehen.Es ist ok, dass du das nicht verstehst, mach dich deswegen nicht so fertig. Ich habe meine Gründe, warum ich das tue.'

Was meinte er mit 'Ich habe meine Gründe'? Was für Gründe waren das?

Ich seufzte und sah zu ihm.

,,Alex?"

Ohne auf eine Reaktion zu warten, stellte ich ihm meine Frage:
,,Du sagtest, du hast deine Gründe, weswegen du die Menschen tötest. Was sind das für Gründe?"

Er blieb still.

,,Alex, sag es mir bitte."

Er seufzte und zog scharf die Luft ein.
,,Lässt du mich danach in Ruhe?"

Ich nickte.

,,Diese Kannibalen oder 'Menschen', so wie du sie nennst, haben vor ungefähr 3 Jahren den Hof, auf dem ich lebte, überfallen und meine Familie getötet. Jetzt räche ich mich an den Kannibalen."

Ich hörte ihm aufmerksam zu. Es schockte mich, was er schon erlebt hatte. Er tat mir leid.

,,Tut mir leid, ich wusste da-"

,,Sei bitte einfach still. Ich brauche dein Mitleid nicht."

Er wirkte kalt. Seine Augen strahlten im Moment Wut und Kälte aus, und die Art, wie er die letzten beiden Sätze aussprach, war ebenfalls kalt und Herzlos. Er wirkte bedrohlich und machte mir ein wenig Angst.

Ich schloss die Augen und dachte nach.

Er war ein Erbarmungsloser, kalter, Emotionsloser Mörder der das Leben als Einzelgänger bevorzugte. Aber der Grund, weswegen er das tat, zeigte, wie Gefühlsvoll und Menschlich er doch war.

Er verglich diese Menschlichkeit mit Schwäche, weswegen er das nicht zeigte und auch wenn man ihn darauf ansprechen würde, würde er es nicht zugeben, aber dennoch war diese Menschlichkeit da. Und das machte mich Glücklich.

,,Was grinst du so blöd?"

Ich öffnete die Augen und sah zu ihm. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich grinste.

,,Hab nur nachgedacht." murmelte ich. Er nickte.

,,Versuch' etwas zu schlafen."
Ich nickte sanft und lehnte mich an die Wand.

,,..Danke..." flüsterte ich schon fast und schlief ein.

Mir schien die warme Sonne in mein noch verschlafenes Gesicht, weswegen ich aufwachte.

Müde streckte ich mich kurz und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Sowas hatte ich mir in den Laufe der Jahre mal angewöhnt. Wenn ich aufwachte, war der erste Griff zu meinen Augen, um den nervigen Schlaf zu entfernen.

C I T Y || IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt