Kapitel 34

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Von weitem erkannte ich die Umrisse von Rewi, der in unsere Richtung lief. Mit der Taschenlampe leuchtete ich ihm direkt ins Gesicht „Ah, meine Augen!“ schrie dieser auf, weswegen ich lachen musste. Izzi sah skeptisch zu ihm. „Ist das Rewi?“ fragt er neugierig und stutzte. „Ja“ kicherte ich und machte die Taschenlampe aus. Alex stöhnte genervt auf. „Das wird eine lange Nacht.“ „Hey, so übel ist er nicht, okay?“ Rewi kam zu uns. „Redet ihr über mich?“ fragte dieser neugierig und setzte sich zu mir. „Ja, haben wir“ meinte ich daraufhin nur. „Bin ich so interessant?“ lachte er.  „Ne, eigentlich nicht.“ Meinte ich und schielte zu Izzi, der leicht schmunzelte. „Die Bahn kommt“ meinte er dann jedoch monoton und g Schmunzeln auf seinen Lippen verschwand. Wir setzten uns in die Bahn, nachdem sie in quietschenden Tönen vor uns hielt und die Türen sich öffneten. Izzi setzte sich an ein Fenster, ich mich neben ihn und Rewi gegenüber von uns. Eine unangenehme Stille herrschte und dies merkte auch Sebastian, während Alex nur aus dem Fenster sah. Zum Glück beendete Sebastian diese Ruhe. „Wie ist es draußen?“ „Gefährlich.“ Antwortete Izzi und wirkte weiterhin abwesend. „und schön!“ fügte ich noch schnell hinzu. „Ganz anders als Faith. Nicht so grau und langweilig. Viel natürlicher, ruhiger, aufregender und -“ „-und viel gefährlicher als Faith.“ Beendete Izzi meinen Satz, nur leider anders, als ich ihn beenden wollte. Rewi sah skeptisch zu Izzi. „Woran das nur liegt, dass es da draußen so gefährlich ist?“ Ich verdrehte die Augen. „Kannibalen, daran liegt es. Das hab‘ ich dir aber schon erklärt.“ „Wenn du es selbst draußen gefährlich findest, wieso bist du dann noch einmal hin?“ „No Risk, no Fun. Gab viele Gründe.“ „Und der hauptsächliche Grund sitzt neben dir?“ fragte er skeptisch und deutete zu Izzi, der jetzt ebenfalls aufmerksam wurde. „Es gibt keinen hauptsächlichen Grund. Mehrere Gründe auf einmal haben mich dazu überzeugt, und ja; Izzi ist auch einer der Gründe.“ Izzi mischte sich nun auch in das Gespräch ein. „Nenne einen weiteren Grund.“ Ich seufzte. „Hier drin ist es unerträglich geworden. Wir sind alle in einem riesigen Gefängnis und niemand interessiert es. Für alle zählt nur Geld, Geld, Arbeit, Geld und Geld! Ich will nicht eines Tages im Schaukelstuhl sitzen und stolz davon erzählen, wieviel Geld ich verdient habe. Ich will erzählen, was ich erlebt habe und was für Träume wahr geworden sind. Und meine Träume bestehen nun mal nicht aus Geld, sondern aus Erlebnissen.“ Meinte ich und sah zu ihnen. Kurz herrschte wieder einmal Stille, bis Izzi das Wort ergriff. „Mit mir vor Kannibalen flüchten und fast umgebracht werden, gehört zu deinen Träumen?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. „Nein, so habe ich das nicht gemeint.“ „Sondern?“ fragte nun Rewi. „Da raus zu gehen ist ein Erlebnis... nein, es ist mein allererstes Erlebnis. Das es gefährlich ist, ist eine Konsequenz, aber nichts, was mich aufhält, dieses Erlebnis zu erleben…. War das überhaupt verständlich?“ lachte ich zum Ende hin und beide nickten. „Stimmt… es ist verschwendete Zeit, sein ganzes Leben lang nur in Faith zu leben.“ Murmelte Rewi und sah aus dem Fenster.

Den Rest der Fahrt schwiegen wir, bis das Quietschen der Schienen, das durch die alten Bremsen der Bahn entstand, die Stille unterbrach. Wir waren da. In dem Viertel, in dem ich aufgewachsen war. Wieso fühlte es sich jetzt so fremd an? Wir stiegen aus der alten Bahn und sahen uns um. Ich atmete das letzte Mal die warme Luft, die in der Bahn herrschte, aus, sodass sich kleine Wölkchen bildeten. Ich vergrub meine Hände in den warmen Jackentaschen und lief in die Richtung meines Hauses. Ich wollte es nicht mehr Zuhause nennen, so fühlte es sich nicht mehr an. Aber wo war mein Zuhause? In Faith definitiv nicht mehr. Aber war das Zuhause nicht der Ort, an dem man sich sicher fühlte? Nun, das tat ich draußen ja auch nicht. War ein Zuhause überhaupt immer ein Ort? Ach, keine Ahnung.

In dem Haus meiner Eltern brannte leider noch Licht. Sie waren wach. „Na toll. Und jetzt?“ Murmelte Rewi, als er das hell erleuchtete Wohnzimmer durch das Fenster erblickte. Ich seufzte leise. „Zeigen wir Izzi erst einmal dieses Viertel. Die Zeit wird schon irgendwie vorbeigehen.“ Murmelte ich zurück und lief den Fußgängerweg an der Straße entlang. Ich hörte wie nach wenigen Sekunden auch Izzi und Rewi nachkamen. „Alles okay, Cloud? Du wirkst so… deprimiert.“ Fragte Izzi nun. Ich sah zu ihm und lächelte ihn leicht an. „Ja, alles gut. Nur… ich weiß nicht. Hier ist alles wie immer, aber ich bin es nicht. Ich fühle mich hier fremd, obwohl ich hier aufgewachsen bin. Ich kann nicht glauben, dass das hier vor ein paar Wochen noch mein Zuhause gewesen sein soll. Das ist es nicht mehr, definitiv.“ Meinte ich und blickte wieder nach vorn. „Cloud, ich bin ganz ehrlich. Als wir bei mir Zuhause waren, ging es mir genauso. Ich mag den Ort immer noch, aber ich teile zu viel mit ihm, was jetzt nicht mehr ist. Es ist nicht mehr mein Zuhause, dafür hat sich zu viel verändert. Mich miteingeschlossen.“ Murmelte er zum Ende hin und legte seinen Arm um mich. Ich lächelte leicht. „Cloud, innerhalb der paar Wochen hast du dich sehr verändert. Aber das ist okay. Ich hoffe, du findest den Ort, den du Zuhause nennen willst.“ Murmelte Sebastian und lief nun auf der anderen Seite von mir. Ich lächelte leicht. „Jungs?“ meinte ich nun beide, die Synchron mit einem „Hm?“ antworteten. „Danke.“ Erwiderte ich darauf und lächelte zufrieden, was die beiden auch zum Lächeln brachte. Und gerade fühlte ich mich sicher. Sehr sicher. War dies vielleicht mein Zuhause? Bei meinen Freunden? Ja, es klang sehr kitschig, aber ich denke, dies war wirklich mein derzeitiges Zuhause.

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ICH BIN ZUHAUSEEEEE <3
uff. ca 14 Stunden Fahrt liegen hinter mir und davon waren sicherlich 4 Stunden Stau und 2 Stunden unnötige Pausen (Sind mit Bus gefahren und der muss alle 2 Stunden anhalten).

Ihr hättet mal meine Katze sehen müssen, als sie gemerkt hat, dass wir ins Haus kommen. Ist die Treppe total runter gerast, hat miaut und geknuddelt. Wie kann ein Wesen nur soviel Euphorie besitzen und einen damit auch noch so krass anstecken? Verdammt, mir hat meine Katze echt gefehlt <3

Have a nice day <3

C I T Y || IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt