Kapitel 41

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Nun waren sie da. Am Revier. Und am liebsten wollten sie das ganze schnell hinter sich bringen. Gemeinsam mit den beiden Polizisten wollten sie das große Gebäude betreten, doch so weit kam es nicht. Hinter ihnen fiel ein Schuss und im nächsten Moment lag einer der Polizisten vor Schmerz aufschreiend auf dem Boden und hielt sich an die Schulter. Alle drehten sich schnell um und sahen nicht weit weg von sich einen Mann mit einer Waffe, aus der eben wohl eine Kugel geschossen wurde. Zur Sicherheit hatte Alexander seine Waffe immer in seinem Turnbeutel, den er seit neustem immer dabei hatte, die er im nächsten Moment sofort rauszog und auf den Mann schoss, der ähnlich wie der Beamte zu Boden fiel und sich an die Wunde hielt. Durch den Lärm wurden von drinnen einige Beamten aufmerksam und rannten sofort nach draußen. "Vince!" rief der Fahrer der beiden Polizisten aufgebracht und kniete sich zu seinem Kollegen, der mehr als nur ein Kollege für ihn war. Es war sein bester Freund. Sofort kam ein Beamter zur Hilfe und trug zusammen mit dem Fahrer Vince nach drinnen. Von dem Mann, der Vince angeschossen hatte, kamen ein paar weitere Schüsse, die durch sein Handicap - der verletzte Oberkörper - jedoch daneben gingen. Doch weiter konnten Alexander und sie die Situation nicht beobachten, da sie von einem Beamten nach drinnen gebracht wurden. Ein Beamter, den sie zu gut kannte; ihr Vater. Und da war ihre Angst. Die Angst davor, erkannt zu werden. Die Angst davor, wieder in ihren Alltag gequetscht zu werden. Die Angst vor einer langweiligen Zukunft. Die Angst vorm Verlieren. Und Alexander teilte ihre Ängste. "Haben Sie meinen Kollegen angeschossen?" wurde Alexander von ihrem Vater gefragt. "Was? Nein! Vin-... Ihr Kollege wurde von dem Kannibalen angeschossen!" antwortete Alexander darauf schnell. "Wie kommen sie auf Kannibale?" und nun stieg die Wut von Alexander hoch. "Weil der Typ Ihren Kollegen ohne jeglichen Grund angeschossen hat und als er schon am Boden lag, es bei uns versuchte! Diese Typen haben da draußen so gut wie jede Familie zerstört und ermordet, denken Sie, die werden es hier anders machen?" jammerte Alexander aufgebracht. Und der Beamte schwieg. Dachte an seine verschwundene Tochter. Sie wurde nirgends in der Stadt gefunden und würde sie bis nächste Woche nicht auftauchen, würde man die Suche vorerst aufgeben. Hatten die Kannibalen etwa bereits auch seine Familie zerstört? Was würde er nur tun müssen, um seine Tochter endlich wieder heil nach Hause zu bringen? Wüsste er nur, dass das grün- und kurzhaarige Mädchen mit dem Septum an der Nase, den Piercings an den Ohren und den braunen Kontaktlinsen seine geliebte Sunny war. Sunny hatte sich sehr verändert, weswegen es um so schwerer war, in ihr die Schülerin mit den langen, blonden Haaren, dem kleinen silbernen Ohrstecker am linkem Ohr und den normalen Kontaktlinsen zu erkennen. Zusammen mit ein wenig Makeup und einem ständig nach unten gerichtetem Blick war sie ein fremder Mensch für den Vater. Wie würde er nur reagieren, wenn er in ihr seine vermisste Tochter erkennen würde? Doch das würde nicht passieren. "Oder was denken Sie, wieso soviele Menschen in Faith vermisst werden oder sogar tot aufgefunden wurden? Denken Sie, da läuft nur irgendein Psycho rum? Nein Officer, da draußen lebt einfach nichts mehr, also werden jetzt die Städte angegriffen. Und wieso musste es soweit kommen? Ach ja richtig, weil sich die Städte n' Scheißdreck um die Bauern außerhalb kümmern. Anstatt ihnen Schutz anzubieten werden sie den Geiern zum Fraß vorgeworfen und damit niemand Panik schiebt, wird das komplette Volk von Faith angelogen. Es hätte nie so weit kommen müssen, nie!" grummelte Alexander immer aufgebrachter, während sie immernoch still auf den Boden starrte. Doch dem Vater störte Alexanders aufgebrachtheit nicht und sprach monoton weiter. "Sagen Sie dies nicht mir. Ich wurde genauso angelogen wie der Rest des Volkes." Während er dies Sprach, starrte der Officer tief mit seinen kalten Augen in die von Alexander, dem diese Aktion unangenehm wurde und wegsah. "Und was ist mit ihr? Hat sie nichts zu sagen?" fragte ihr Vater und deutete auf sie. Doch sie reagierte nicht, war in Gedanken versunken. Sie wusste bereits, dass nicht alle lebend aus diesem Desaster rauskommen würden. Dafür hatten die Kannibalen einfach schon zu viele umgebracht. Sie hatte Angst um die, die sie liebte.

Du kannst nicht alle retten, so gern du das auch möchtest. Es gab immer Opfer und die wird es auch immer geben. Du kannst dich anstrengen, viele zu retten und zu schützen, doch wird es dir nicht gelingen, alle zu retten.

Der Vater ging auf sie zu, hob ihr Kinn und sah ihr ins Gesicht. Zum ersten Mal schaute sie auf und sah in jedem einzelnen bereits den Tod. Schockiert wich sie einen Schritt nach hinten und sah wieder auf den Boden. Sie konnte es nicht ertragen, in ihrem eigenen Vater den Tod zu sehen. Noch mehr zuckte sie zusammen, als Alexander ihre Hand mit seiner umschlang und wärmte. "Lassen Sie sie in Frieden. Ihr ist das alles einfach zu viel." meinte Alexander und stellte sich leicht schützend vor sie. Diesmal war Alexander es, der dem Officer tief in die Augen starrte und ihm somit die Situation unangenehmer machte. Der Polizist wandt sich ab und lief den Gang weiter. "Folgen Sie mir" sprach er monoton aus. Stumm liefen Alexander und sie hinterher, bis der Officer die beiden in einen Raum schickte, wo sie warten sollten.

"Jemand wird sterben." murmelte sie
"Die Kannibalen werden sterben." antwortete Alexander
"Nein. Jemand von uns wird sterben." murmelte sie erneut
"Uns?" fragte Alexander nun
"Polizisten, Bauern, vielleicht auch wir." zählte sie nun auf
"Sag sowas nicht. Wir haben es vorher allein geschafft und jetzt werden wir es gemeinsam noch mehr schaffen." versuchte Alexander, ihr Mut zu machen
"Izzi?" sprach sie seinen Spitznamen mit Bedacht aus
"Cloud?" machte Alexander es ihr gleich
"Ich liebe dich." murmelte sie und unterdrückte ihre Tränen
"Ich dich auch, Cloud. Ich dich auch." murmelte Alexander ebenfalls und merkte, wie sie sich das Weinen verkniff.

Er nahm sie in den Arm und sie nahm ihn in den Arm. Zitternd und leise schluchzend weinte sie in den Hoodie ihres besten Freundes. Sie hatte Angst, seitdem Vince angeschossen wurde. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, in was für einer Gefahr sie die ganze Zeit gelebt hatte. Es wäre ihr komplett egal, ob sie sterben würde, wäre da nicht Alexander. Er hatte schon alles verloren, er sollte jetzt nicht auch noch sie verlieren. Es war genau so, wie Ardian es einst meinte. Alexander brauchte sie. Er brauchte sie mehr als alles andere. Mehr als Essen. Mehr als Wasser. Mehr als Sauerstoff. Mehr als sich selbst. Würde sie sterben, würde auch er sterben. Denn sie war Alexanders Droge, von der er viel zu sehr Abhängig war. Nur eine Minute unter Entzug konnte und wollte er nicht aushalten. Er liebte sie nicht nur. Er lebte sie.

Doch auch ihr ging es nicht viel anders. Zwar hatte sie immer jemanden gehabt, doch nie jemanden, der auf sie so angewiesen war. Sie wusste genau, dass Ardian ohne sie leben konnte. Sie wusste auch, dass Sebastian ohne sie leben konnte. Auch wenn es ihr schwer fiel, sie wusste ebenfalls, dass ihre Eltern ohne sie leben konnten. Doch Alexander konnte es nicht. Alexander würde wieder ein Wrack werden - nein - er würde mit voller Absicht gegen den Eisberg fahren und zu Boden sinken. Und auch sie konnte ohne ihn nicht mehr. Sie würde ebenfalls zu Boden sinken und niemals wieder auftauchen, würde er fehlen.

Sie liebten sich. Aus ganzem Herzen. Noch nie war Sunny sich so sicher, jemanden zu lieben. Auch wenn Alex keine Erfahrung mit Liebe hatte, er wusste es ganz genau, dass dies wahr war.

Würde der eine den anderen verlieren, so würde der andere ihm folgen. Sie waren sich dem sicher. Egal, welchen Weg sie einschlagen müssten, sie würden ihn gemeinsam gehen, auch wenn dafür jemand vorgehen musste.

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Heyyyy
Es kam die Tage leider nichts, I'm so sorry.
But dafür geht es immer mehr dem Ende hingegen uff sorry dass ich das so oft erwähne xD
Es waren heute einfach fast durchgehend 18-20°C so angenehm ;-; <3
Ich will Winter

Have a nice day!

C I T Y || IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt